Gastbeitrag
Kryptoassets in der Abwärtsrallye – oder doch nicht?
Eliézer Ndinga ist Research Lead bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit dem Absturz der Kryptoassets in der vergangenen Woche und seinen längerfristigen Auswirkungen.
Als Folge der Verbreitung der neuen Covid-19-Variante brach der gesamte Aktienmarkt im Laufe der letzten Woche deutlich ein und nahm den Kryptomarkt dabei gleich mit. Die durch Panik ausgelöste Rallye löste einen deutlichen Verkaufsdruck auf dem US-Aktienmarkt und der Erdölindustrie aus – als Folge sank der S&P 500 Futures am 26. November um zwei Prozent, der Dow Jones Industrial Average um 2,5 Prozent und Öl um mehr als zehn Prozent. Im Vergleich dazu erlebte der Kryptomarkt seine in diesem Jahr leichteste Kurskorrektur, Bitcoin verlor dabei nur rund 20 Prozent im Vergleich zu seinem kürzlich erreichten Allzeithoch (siehe untenstehende Grafik).
Panik war Überreaktion
Nichtsdestotrotz erwies sich die vorhersehbare Panik als Überreaktion, als der US-Aktienmarkt danach wieder um einen Prozent anstieg und damit fast die Hälfte des Abverkaufs von Freitag wieder ausgleichen konnte. Nicht zuletzt dadurch, dass der US-Präsident mit seiner Erklärung, die Omikron-Variante sei kein Grund zur Besorgnis und dass vorerst keine weiteren Lockdowns geplant wäre, viele Nerven beruhigte.
Erwähnenswert ist auch, dass der Präsident der Fed, Jereme Powell, vor dem Kongress zum CARES-Gesetz aussagte, und dort die Auswirkungen der Omikron-Variante auf die US-Wirtschaft und die Folgen für die restriktive Geldpolitik erörterte, die kürzlich zur Eindämmung der steigenden Inflation beschlossen wurde. Laut seiner Aussage erschwert die neue Mutation den Plan zur Inflationsbekämpfung, da die Staatsausgaben in die Höhe getrieben werden, falls sich die vorhandenen Impfstoffe nicht als wirksam erweisen und wieder Lockdowns eingeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Vorstellung, die sich trotz ihrer Düsternis einmal mehr als Katalysator für risikofreudige Branchen wie die Kryptowirtschaft erweisen könnte.
Kaufgelegenheit statt Anlass zur Sorge
Dafür sprechen auch die On-Chain-Daten von Bitcoin. Sie zeigen, dass die aktuellen Marktturbulenzen eher als eine mit dem COVID-Crash im März 2020 vergleichbare Kaufgelegenheit betrachtet wurden, statt als Anlass zur Sorge: Anleger:innen, die 100 bis 10.000 Coins halten, haben in den letzten sieben Tagen weiterhin BTC im Wert von rund 3,5 Mrd. USD erworben, was auf eine baldige Fortsetzung des Aufwärtstrends des Marktes hindeutet.
Eine weitere aufschlussreiche Entwicklung war die Anzahl an Bitcoin, die von langfristigen Besitzer:innen (LTH) zu kurzfristigen Besitzer:innen wechselte. Dies ist ein Trend, der in der Regel den Beginn eines Bullenmarktes anzeigt, da LTH zumeist bei niedrigerem Kurs kaufen und bei höheren Kursen verkaufen, während kurzfristige Besitzer:innen zum Gegenteiligen neigen. Das Diagramm der Nettopositionsveränderung der Langzeithalter:innen verzeichnet aktuell zum ersten Mal seit Oktober 2020 eine negative Kurve, was eine potenziell starke impulsive Bewegung symbolisiert, die Bitcoin in seine letzte ausgedehnte Rallye des Kurszyklus führen könnte.
Bullenmarkt ist immer noch intakt
Doch das Bemerkenswerteste an der Kursbewegung von Bitcoin war sein Verhalten in der Nähe der 50.000 Dollar-Marke zum Ende der Woche. Wie unten zu sehen ist (siehe Wert „Trading Volume Profile“), haben Investor:innen größere volumengesteuerte Limit-Orders um den 50.000 Dollar-Bereich platziert. Die Beobachtung wird durch die Bewegung von Bitcoin über diesem Akkumulationsbereich bestätigt. Diese Entwicklung lässt sich dadurch erklären, dass Anleger:innen dazu neigen, BTC zu einem höheren Preis zu kaufen, denn dies bestätigt ihnen, dass der Bullenmarkt immer noch intakt ist, anstatt manchmal Risiken einzugehen und niedriger zu kaufen. Zuletzt verrät ein Blick auf den SOPR-Indikator („Spent Output Profit Ratio“), dass die Inhaber:innen noch nicht bereit sind, ihren Vermögenswert mit Verlust zu verkaufen, da das Verhältnis über das Wochenende an der Marke von Eins abprallte.
Obwohl dem Bitcoin darüber hinaus noch positive Nachrichten zuteilwurden – der zweitgrößte Mining-Pool Foundry ließ verlautbaren, zu fast 70 Prozent mit nicht-fossilen Energien zu schürfen – war es Ethereum, das mit seinen Kooperationsprojekten im Rampenlicht stand. Adidas ging zur Nutzung des ETH-basierten und in Kürze startenden NFT-Service eine Kooperation mit Coinbase ein, und Unternehmen wie Budweiser signalisierten ihre Begeisterung für NFT, indem sie ihren Twitter-Namen zu beer.eth änderten.
Im Zuge dieser zunehmenden Adoption erreichten dezentrale Börsen allein im vergangenen Monat ein gesamtes Marktvolumen von 100 Milliarden Dollar. Dazu kommen bereits vier Millionen Menschen, die DeFi-Anwendungen auf Basis von Ethereum nutzen. Und damit nicht genug: Die gesamte Marktkapitalisierung des Ethereum-Netzwerkes stieg auf ein Volumen von 500 Milliarden Dollar. Das zweitgrößte Kryptoasset liegt somit bei rund 50 Prozent der Marktkapitalisierung von Bitcoin, womit das Szenario des „Flippening“ – eine Situation, in der Bitcoin seine Führungssituation auf dem Kryptomarkt abgibt – näher rückt.
Wöchentliche Renditen
Die Renditen der fünf wichtigsten Kryptoassets in der letzten Woche waren wie folgt: — BTC (+ 0,48 Prozent), ETH (+ 2,3 Prozent), BNB (+ 6,62 Prozent), XRP (-6,8 Prozent), and ADA (-8,14 Prozent).
Rechtliche Hinweise:
Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. Die 21Shares AG und ihre verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.