54% der Unternehmen gehen von Marktbereinigung wegen Corona aus
Nach den Horrormonaten März und April geht es der österreichischen Wirtschaft im Mai etwas besser. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Kreditschutzverbands 1870 (KSV1870) unter etwa 600 Unternehmen zu den unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise. 35 Prozent berichten davon, dass die Mitarbeiter wieder ins Büro zurückkommen, immerhin 34 Prozent bemerken wieder einen Anstieg des Umsatzes, 22 Prozent haben sich sogar schon für eine Beendigung der Kurzarbeit entschieden.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Ein Großteil der österreichischen Unternehmen setzt weiter auf Home Office, verzeichnet keine steigenden Umsätze und wird auch die Kurzarbeit in die Verlängerung schicken. Neugeschäft können laut Umfrage derzeit nur 12 Prozent der Firmen machen, neue Mitarbeiter suchen nur neun Prozent. Immerhin positiv: Nur fünf Prozent geben an, dass sie Mitarbeiter kündigen müssen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich derzeit 1,3 Millionen Menschen in Österreich in Kurzarbeit befinden 517.221 sind ohne Job.
„Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie rasch die Wirtschaft ins Wanken geraten kann. Auch wenn vielerorts verlorene Umsätze nicht mehr kompensiert werden können, ist es erfreulich, dass im Vergleich zu April die allgemeine Geschäftslage wieder etwas positiver gesehen wird und Umsätze steigen“, sagt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Finanzstärksten werden überleben
Doch das dicke Ende dürfte erst kommen. So gehen 54 Prozent der Befragten von einem stark bereinigten Markt aus, der dann nur noch aus den finanzstärksten Unternehmen bestehen wird. 47 Prozent meinen, dass die Zahl der Arbeitslosen auf lange Sicht hoch bleiben wird. Immerhin: Während im Zuge der KSV1870 Umfrage im April noch über 50 Prozent der befragten Betriebe angaben, dass ihre finanziellen Mittel maximal 3 Monate ausreichen oder gar schon aufgebraucht waren, so ist das aktuell „nur“ mehr bei rund einem Drittel (35 %) der Fall.
Krisengewinner oder solche Unternehmen, die die Corona-Krise nicht spüren, gibt es nur wenige. In der Befragung sagten nur sechs Prozent, dass sie nicht nicht von einer der größten globalen Krisen der Geschichte betroffen sind. Wie eine Umfrage von Unternehmensberater EY vor kurzem zeigte, sind Krisengewinner in Branchen wie Lebensmittelhandel, Online-Handel, Finanzdienstleistungen (v.a. durch Kreditvergabe) oder Transportwirtschaft zu finden (Trending Topics berichtete).