Insolvenz

KSV 1870 über Privatkonkurse 2023: Junge Menschen überschätzen eigene Finanzkraft

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Laut Karl-Heinz Götze, dem Leiter des Kreditschutzverbandes 1870 Insolvenz, haben 2023 knapp 30 Prozent der Personen konstant mehr Geld ausgegeben, als ihnen zur Verfügung stand. “Insbesondere junge Menschen schätzen ihre finanziellen Möglichkeiten häufig falsch ein, sowie eine ehemalige Selbstständigkeit bei rund einem Viertel der Österreicher:innen in die Sackgasse führt”, warnt der KSV 1870 nach seiner Veröffentlichung der Zahlen von 2023. Im Vorjahr wurden laut dem Gläubigerschutzverband um 8,2 Prozent mehr private Pleiten gezählt als 2022.

Die häufigsten Pleitengründe in Österreich

Auch Privatpersonen können von Insolvenzen betroffen sein. „Persönliches Verschulden“ sei oft die Folgeerscheinung der dauerhaften Überschätzung der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der insgesamt „schlechte Umgang mit Geld“ im Bereich des Konsums. 28,6 Prozent der Betroffenen fallen in diese beiden Kategorien. Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise fallen laut der aktuellen KSV1870-Analyse hingegen kaum ins Gewicht. Das anhaltend hohe Kostenniveau und die hohe Inflation werden allerdings als Herausforderungen für österreichische Privathaushalte genannt. KV 1870 gibt an, 2023 insgesamt 8.845 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet zu haben – nichts, was auf die leichte Schulter genommen werden sollte.

Als weitere Ursachen gaben die Betroffenen „Reduktion des Einkommens“ (17,8 Prozent), „Lebenskrisen“ (12,3 Prozent), „Persönliche Probleme“ (8,6 Prozent) und „Lasten aus dem Bereich Familie“ (6,4 Prozent) an. Bei den Angaben zeichnet sich ein ähnliches Bild wie 2022.

Junge Menschen besonders betroffen

Vor allem junge Menschen bis 25 Jahre sollen sich stark persönlich verschuldet haben – bei 34 Prozent der Fälle sei die Privatinsolvenz Ursache Nummer eins. Bei den 25- bis 40- Jährigen sind es 31 Prozent. KSV1870 bezeichnet die Verschuldung durch Konsum als „bedenklichen Trend” und führt dies auf ein fehlendes Verständnis für Finanzen zurück.  Junge Österreicher:innen benötigen demnach einen Finanzbildungs-Boost. Als Lösung für das Problem wird eine adäquate Finanzbildung vorgeschlagen, die fest in den österreichischen Lehrplänen verankert werden soll.

Ehemalige Selbständigkeit nicht zu unterschätzen

Jede:r vierte Pleite (26,3 Prozent) soll aufgrund einer ehemaligen Selbstständigkeit entstanden sein – sie gilt als zweithäufigste Ursache für den Privatkonkurs. Davon betroffen sind im Vergleich deutlich mehr Männer als Frauen. Allerdings werden Unternehmen in Österreich (noch) eher von männlichen Unternehmern gegründet. Wobei laut der WKO noch nie so viele Einzelunternehmen von Frauen gegründet wurden wie 2023. Fast jedes zweite Unternehmen wurde von einer Frau gegründet.

KSV1870 wünscht sich längere Entschuldungsdauer

Neben der verstärkten Finanzbildung für Österreichs jüngere Generationen plädiert der KSV1870 für eine Rückkehr zur 5-jährigen Entschuldungsdauer für Privatpersonen. Denn: 2021 fand eine Novellierung des Privatkonkurses statt, wobei es zu einer Änderung der Insolvenzordnung kam. Neben dem auf fünf Jahre ausgelegten Abschöpfungsplan, in dem die Schulden beglichen werden können, wurde ein neuer Tilgungsplan auf drei Jahre eingeführt.

Für den Kreditschutzverband wird es “verschuldeten Menschen damit nun sehr leicht gemacht, ihre Verbindlichkeiten relativ rasch wieder loszuwerden, obwohl „persönliches Verschulden“ die dominierende Insolvenzursache ist”, heißt es per Aussendung. KSV1870 will den Abschöpfungsplan wieder auf fünf Jahre erstrecken – zugunsten der Gläubiger, aber auch, damit Betroffene ihre Schulden “nicht auf die leichte Schulter nehmen“.

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