Studie

KSV1870: Firmen-Insolvenzen haben sich 2022 verdoppelt

Symbolbild. © Jason Mowry / Unsplash
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Das Jahr 2022 ist mit seinen vielen Krisen – Ukraine-Krieg, Inflation, drohende Rezession, Energiekrise – für Unternehmen sehr hart. Diese Entwicklungen überstehen viele Firmen nicht unbeschadet. Laut einer Hochrechnung des KSV1870 waren in den ersten neun Monaten 2022 in Österreich 3.482 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2021 verdoppelt. Es gibt in diesem Jahr rund 13 Firmenpleiten pro Tag.

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„Erwartungshaltung für die kommenden Monate gedämpft“

„Anhaltende Kostenexplosionen, gravierende Lieferengpässe und die schwierige Suche nach Personal sind nur einige wenige Faktoren, warum sich die wirtschaftliche Gesamtsituation zuletzt verschlechtert hat. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen ist auch die Erwartungshaltung für die kommenden Monate eher gedämpft. Wie wir von vielen Unternehmen in Gesprächen erfahren, blickt rund die Hälfte der Betriebe eher negativ in Richtung Jahresende“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Die Anzahl der Insolvenzen in diesem Jahr liegt jedoch knapp unter jenem des Jahres 2019 (3.808 Insolvenzen, – 9 Prozent), als von der Corona-Krise noch keine Rede war. Die geschätzten Verbindlichkeiten haben sich 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 um etwa 88 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro erhöht. Weiters ist die Zahl der betroffenen Dienstnehmer:innen auf 9.800 Personen (+ 72 Prozent) angewachsen. Um vier Prozent gesunken ist hingegen die Zahl der Gläubiger:innen auf 20.300 Geschädigte.

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Viele Insolvenzen mangels Kostendeckung abgewiesen

Bedenklich ist, dass in diesem Jahr Jahr 40 Prozent aller Firmenpleiten mangels Kostendeckung abgewiesen wurden – im Vorjahr waren es 32 Prozent. Einer der Gründe, warum dieser Wert zuletzt in die Höhe geschnellt ist, liegt laut KSV1870 darin, dass viele Betriebe schon längst Insolvenz anmelden hätten sollen. Durch den Fortbetrieb wurden auch die letzten finanziellen Mittel aufgebraucht. Wenn keine Vermögenswerte mehr vorhanden sind, ist auch eine Sanierung nicht mehr möglich. „Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger:innen erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen zusteht“, so Götze.

Der hohe Anstieg an Passiva auf 1,4 Milliarden Euro liegt unter anderem an zwei Großinsolvenzen. Der Konkurs der CPI-Gruppe (Passiva: Etwa 220 Millionen Euro) und der Fall der Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH (66,3 Millionen Euro) stechen deutlich hervor. Die meisten Insolvenzen fanden in der Autobranche, der Bauwirtschaft und in Tourismus und Gastronomie statt. Ein genauerer Blick in den Handel zeigt, dass die Insolvenzen in dieser Branche deutlich im Steigen sind und gegenüber dem Vorjahr um 115 Prozent höher ausfallen.

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Einzelhandel als „Verlierer“ der aktuellen Situation

„Getrieben vom Einzelhandel verzeichnet die Handelsbranche bereits jetzt mehr Pleiten als in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt. Bis Jahresende könnten es im Handel rund 900 Pleiten werden, womit das Niveau von 2019 angesteuert wird“, so Götze. Hier von einer Explosion zu sprechen, ist noch zu früh, doch insbesondere der Einzelhandel als „Verlierer“ der aktuellen Situation wird weiterhin schwer zu kämpfen haben.

Aus heutiger Sicht wird sich an den Entwicklungen der vergangenen Monate bis Jahresende kaum etwas verändern. Der KSV1870 geht davon aus, dass sich die jüngsten Entwicklungen in den nächsten Wochen auf ähnlichem Niveau fortsetzen werden. Bis Ende 2022 ist ungefähr mit 4.700 Insolvenzen zu rechnen, womit fast Vorkrisenniveau (- sechs Prozent gegenüber 2019) erreicht wäre. „Diese Prognose geht zwar eher in Richtung Normalisierung, aber das beschleunigte Insolvenzgeschehen setzt der Wirtschaft in Kombination mit den Teuerungen, der Energiekrise und den Lieferkettenproblemen ordentlich zu. Aktuell herrscht eine massive Dynamisierung nach einer langen Phase der Stagnation“, so Götze.

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