Analyse

KSV1870: Firmenpleiten 2024 um ein Viertel gestiegen

Symbolbild. © Jason Mowry / Unsplash
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Schon im Jahr 2023 gab es in Österreich einen signifikanten Anstieg bei den Firmeninsolenzen (wir berichteten). Auch im Jahr 2024 setzt sich diese Entwicklung fort. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung rutschten in den ersten drei Quartalen 2024 in Österreich 4.895 (+ 24,6 % gegenüber 2023) Unternehmen in die Insolvenz. Das sind durchschnittlich 18 Firmenpleiten pro Tag. Besonders betroffen sind wieder einmal der Handel, die Bauwirtschaft und die Beherbergung/Gastronomie.

KSV1870: Insolvenzen im Jahr 2023 um zehn Prozent gestiegen

„Betriebe müssen sich vermehrt die Existenzfrage stellen“

In diesem Jahr zeigte sich bislang schon eine Vielzahl an Großinsolvenzen. Bereits jetzt gibt es 55 Großinsolvenzen mit jeweils mindestens über 10 Mio. Euro. Im Zuge dessen sind auch die vorläufigen Passiva auf rund 14,8 Mrd. Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 683 Prozent. Zudem sind die betroffenen Arbeitnehmer:innen um knapp sechs Prozent auf 18.700 Personen und die Zahl der Gläubiger um circa 13 Prozent auf 36.800 Betroffene angewachsen. Aufgrund der aktuellen Insolvenzdynamik erwartet der KSV1870 am Jahresende in etwa 6.500 Firmenpleiten.

Eine Vielzahl der heimischen Unternehmen hat weiterhin massiv mit ihrer Geschäftslage und fehlenden Einnahmen zu kämpfen. Im dritten Quartal 2024 zeigt sich weiter eine starke Insolvenzdynamik, die aber in absoluten Zahlen leicht hinter den ersten beiden Quartalen des Jahres liegt. „Der wirtschaftliche Druck ist auch während der Sommermonate nicht weniger geworden. Die Betriebe sind sehr häufig am Limit und müssen sich vermehrt die Existenzfrage stellen. Das wird auch in den kommenden Monaten nicht anders sein“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Deutschland: Firmeninsolvenzen auf Zehn-Jahres-Hoch

Immer mehr Verfahren mangels Vermögen nicht eröffnet

Zum Ende des dritten Quartals 2024 verzeichnet Österreich 4.895 Firmenpleiten, was einem Anstieg von 24,6 Prozent entspricht. Betrachtet man die ersten drei Quartale jeweils für sich, so verzeichnete das erste Quartal des Jahres die meisten Insolvenzen (mit 1.688 Fällen das insolvenzreichste Quartal seit 2009), gefolgt vom zweiten (1.610) und dem dritten Quartal mit rund 1.600 Fällen.

Nach einer leichten Entspannung steigt die Zahl der nicht eröffneten Insolvenzfälle wieder an. Zum Ende des dritten Quartals 2024 wurden 1.804 Unternehmensinsolvenzen mangels Vermögens nicht eröffnet. Das sind 37 Prozent aller Firmenpleiten seit Jahresbeginn und ein Anstieg von 20 Prozent an „Nichteröffnungen“ gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das ist laut KSV1870 auch deshalb alarmierend, weil es dadurch nicht möglich ist, betroffene Unternehmen einem geordneten Insolvenzprozess zu unterziehen. Im Regelfall bleiben Gläubiger dadurch nahezu zur Gänze auf der Strecke und sehen keinen Cent mehr von jenem Geld, welches ihnen aufgrund erbrachter Leistungen eigentlich zustehen würde.

Firmeninsolvenzen erreichen 2024 Rekordwert

„Vorherrschende Insolvenzdynamik ist gekommen, um zu bleiben“

Die Zeiten, in denen Firmenpleiten vermehrt mit eher niedrigeren Passiva auftreten sind vorerst vorbei. Das liegt auch, aber bei weitem nicht nur an den zahlreichen „Signa-Insolvenzen“. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen bereits 55 Großinsolvenzen mit jeweils über 10 Mio. Euro Passiva zu Buche – im Vorjahr waren es mit 27 Fällen dieser Größenordnung bedeutend weniger. Hinzu kommen aktuell 195 Großinsolvenzen mit über 2 Mio. Euro, auch in dieser Kategorie hat sich die Zahl nach 106 Fällen im Vorjahr massiv erhöht.

Bei den Signa-Insolvenzen zeigen sich zumeist überdurchschnittlich hohe Passiva. Die nach Passiva bis dato größte Pleite des Jahres verzeichnet jedoch die Fisker GmbH aus Graz mit Passiva von knapp 3,8 Mrd. Euro. Dahinter folgen die Familie Benko Privatstiftung (Passiva: ca. 2,28 Mrd. Euro) und René Benko als Unternehmer (ca. 2,02 Mrd. Euro).

Wie bereits zum Halbjahr 2024 prognostiziert, hat sich das Insolvenzaufkommen auch in den vergangenen Monaten nicht beruhigt. Hinzu kommen auslaufende Bankgarantien und das Ende der COFAG-Förderungen, wodurch sich die Situation noch zusätzlich verschärfen wird. „Die vorherrschende Insolvenzdynamik ist gekommen, um zu bleiben. Wir gehen aktuell davon aus, am Jahresende von einem Insolvenzjahr sprechen zu müssen, dass es schon sehr lange nicht mehr gegeben hat“, so Götze. In Zahlen bedeutet das, dass der Gläubigerschutzverband mit österreichweit rund 6.500 Unternehmensinsolvenzen rechnet, was einem Zuwachs von etwa 1.100 Fällen entsprechen würde – mehr gab es zuletzt im Jahr 2009.

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