Befürchtete Pleitewelle im Herbst wird voraussichtlich ausbleiben
Die massiven Hilfsmaßnahmen der Regierung in der Corona-Krise haben dafür gesorgt, dass es seit Beginn des ersten Lockdowns vor über 15 Monaten pro Woche rund um die Hälfte weniger Unternehmensinsolvenzen als vor der Krise gibt. Im Insolvenz-Ticker des KSV1870 und Trending Topics kann man sich die Entwicklung und wichtigsten Kennzahlen stets im wöchentlichen Update ansehen:
Bemerkenswert dabei ist, dass die Firmenpleiten nicht nur an der Zahl, sondern auch vom Volumen her kleiner werden. Bislang gab es im laufenden Jahr gerade einmal drei Großinsolvenzen mit Passiva von jeweils über 10 Mio. Euro, und zwar:
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EIGENTUM Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft m.b.H.: 65 Mio. Euro
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Verlassenschaft nach KR Ing. Hubert Palfinger: 23 Mio. Euro
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AIK Energy Austria GmbH: 19 Mio. Euro
Auch im Herbst ist nun nicht mehr damit zu rechnen, dass nach den extrem niedrigen Insolvenzzahlen nun eine Pleitewelle über Österreich hereinbricht. Denn die Nachzahlung von Steuern etc. wurden immer wieder durch Stundungen nach hinten verschoben – eine geplante „Safety-Car-Phase“ für Steuerschulden ist ab Juli für drei Monate geplant.
KSV1870 plädiert weiter für mehr Sanierungen
„Aus heutiger Sicht scheint klar zu sein, dass es in Österreich im Zuge der Corona-Krise zu keiner plötzlich eintretenden Schockwelle von Insolvenzen kommen wird. Vielmehr erwartet der KSV1870 im Herbst 2021 eine Rückkehr zum Insolvenzniveau pro Woche wie vor der Krise. Zum Jahresende hin wird die Zahl der Insolvenzen sich im Bereich des Vorjahresergebnisses bewegen und in Summe wohl darunter zum Liegen kommen“, heißt es seitens KSV1870 im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag vormittag. Erst 2022 soll das Insolvenzaufkommen dann Vorkrisenniveau erreichen.
Einverstanden ist man mit den weiterlaufenden Finanzhilfen und Stundungen für Unternehmen nicht ganz. „Um den Schaden für Österreichs Wirtschaft nicht weiter in die Höhe zu treiben, sollte die Regierung die Gießkanne beiseite stellen und die finanzielle Unterstützung von Firmen beenden, die nach Ende der Hilfsmaßnahmen ohnehin in die Insolvenz schlittern werden. Viel besser wäre es, jene Betriebe gezielt mit Liquidität zu stärken, die eine reelle Überlebenschance haben – etwa im Rahmen einer Sanierung“, erklärt Götze.
Corona-Wirtschaftskrise: Das sind die größten Insolvenzen [KW 46]