„Die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Firma hängt heute 1:1 an der Liquidität“
Das Eigenkapital ist geschrumpft, ein Teil der Mitarbeiter steht noch in Kurzarbeit, das Finanzamt und die Bank warten noch auf einige Nachzahlungen, aber die Aufträge steigen wieder stark und es sieht nach einem starken zweiten Halbjahr aus. Wie soll man ein solches Unternehmen, das von der COVID-19-Pandemie mit voller Härte getroffen wurde, bewerten?
Bei der Auskunftei KSV1870 sind frisch recherchierte Unternehmensinformationen und -bewertungen so gefragt wie selten zuvor in der 150-jährigen Geschichte. “Wir recherchieren viel mehr Firmen, bis zu 1.000 am Tag, und wir haben dazu 100 Leute im Feld, die Informationen sammeln”, sagt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Doch die Krise habe nicht dafür gesorgt, dass man Firmen in Österreich nun häufiger schlechte Ratings geben muss. Denn nur weil etwa jemand eine Hilfsmaßnahme in Anspruch genommen hat, sei das nicht per se ein Anzeichen für Zahlungsunfähigkeit.
Hard Facts & Soft Facts
Auch sind etwa Restaurants nicht alle gleichermaßen getroffen. Lokale, die zum Beispiel Büroklientel haben, können gut überleben, wenn sie auf Take Away setzen – aber die, die bisher nur vom Tourismus leben, die haben es schwer. Deswegen geht man beim KSV1870 differenzierter an die Sache heran. “Wir lassen die Maschine nicht alles machen. Das hat man uns vor fünf Jahren vorgeworfen, aber heute hält man uns das zu Gute”, sagt Wagner.
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Und er erläutert, wie Unternehmensbewertungen zustande kommen. So kommt der Bonitäts-Score zur Hälfte aus harten Fakten und Zahlen (z.B. Rechtsform, letzte Bilanz), die andere Hälfte aus Soft Facts. Dabei wird etwa die Zahlweise der Firma, die Fähigkeit des Managements, das Geschäftsmodell an die geänderten Umstände anzupassen oder die Reputation bewertet. So ist es sogar positiv zu sehen, wenn das Management sich um Kurzarbeit und Co gekümmert hat. Denn besonders wichtig für die Bewertung durch den KSV1870 ist, dass das Unternehmen liquide geblieben ist, also Mitarbeiter und Rechnungen laufend bezahlen kann.
„Bei uns schaut immer noch ein Mensch drauf“
“Wir haben unsere Risikomodelle nicht verändert, sondern auf die Dinge wie Liquidität und die Nutzung von Hilfsinstrumenten fokussiert”, sagt Wagner. Die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Firma hängt heute 1:1 an der Liquidität. Es geht einfach darum, die laufenden Fixkosten für Miete, Personal etc. zahlen zu können.” Aber: Auch wenn es ein hohes Maß an automatisierter Datenanalyse gibt, alleine auf die Statistik vertraue man nie.Wagner, seit 30 Jahren in der Branche, betont: “Nicht der Algorithmus entscheidet, bei uns schaut immer noch ein Mensch drauf. Man kann nicht komplette Branchen downgraden, es hängt wirklich immer vom Einzelfall ab.”
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InfoPass für Finanzierer
Aber nicht nur im Unternehmensbereich sind Bewertungen und Faktenchecks relevant und in Zukunft immer essentieller, sondern auch im privaten Bereich. Konsumenten können hier proaktiv werden und sich beim KSV1870 den InfoPass für Finanzierer über sich selbst holen.
Der InfoPass enthält die wesentlichen zur Person bekannten Informationen, Insolvenzinformationen, etwaige Zahlungsanstände, handelsrechtliche Funktionen und die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsauffälligkeit. Aus Sicht des Finanzdienstleister ist so eine umfassende und transparente Risikoeinschätzung in Form einer wirtschaftlichen IST-Analyse von Privaten möglich und kann verhindern, dass eine Finanzierung gemacht wird, die dann später platzt. Der InfoPass ermöglicht es also beiden Seiten – Kunde wie Finanzdienstleister -, schneller zu einer vernünftigen Finanzierungszusage zu kommen und berücksichtigt natürlich alle Regeln des Datenschutzes.
Zudem haben Konsumenten ab sofort die Option, auch gleich eine digitale Haushaltsrechnung auf ihrem Girokonto erstellen zu lassen. Wer das schon einmal händisch gemacht hat, weiß, wie kompliziert und langwierig das sein kann. Dabei werden die Angaben mit dem Gehaltskonto abgeglichen und von unabhängiger Seite bestätigt.