Anzeige

KSV1870: „Wir sind eine Data Company und wollen weiter in Startups investieren“

Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870, im Interview mit Jakob Steinschaden (Trending Topics). © Trending Topics
Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870, im Interview mit Jakob Steinschaden (Trending Topics). © Trending Topics

Der Kreditschutzverband von 1870 (kurz KSV1870) ist der führende Gläubigerschutzverband Österreichs. Die neuste Entwicklung in der 150-jährigen Geschichte des Unternehmens: Es wird auch in Startups investiert. So hat sich KSV1870 etwa am Fintech FINcredible beteiligt und außerdem die Mehrheit am Linzer Cybersecurity-Spezialisten Nimbusec übernommen.

Im Interview mit Trending Topics spricht Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870, über das durch die Corona-Krise geprägte Insolvenzgeschehen in Österreich, die Wirtschaftslage und die Maßnahmen der Regierung und über Pläne, sich in Zukunft an weiteren Jungfirmen zu beteiligen.

Trending Topics: Beim KSV 1870 verfolgen Sie ja das Insolvenzgeschehen. Wie stellt sich das derzeit dar, wie schauen die Zahlen aus?

Ricardo-José Vybiral: Aktuell ist es so, dass sich die Insolvenzzahlen in den letzten Wochen weiterhin auf einem Niveau von  minus 50 Prozent befinden. Minus 50 Prozent bezogen auf 2019, wo wir noch ein „normales“ Jahr, ein normales Wirtschaftsjahr hatten. Der Einbruch hat ja stattgefunden ab April (2020, Anm.), wo wir eben von diesem 100-Prozent-Niveau runtergefallen sind. Die Gründe, die dahinterstecken, sind natürlich die, dass die Insolvenzantragsfrist verlängert wurde und dass auch die Finanzämter und die Gesundheitskassen, die die größten Insolvenzantragssteller des Landes sind, dann die Antragsstellung de facto eingestellt haben. Das, damit die Unternehmen auch die entsprechende Zeit haben, sich zu orientieren und zu entscheiden, welche Hilfen sie in Anspruch nehmen.

Wie bewerten Sie die Maßnahmen der Regierung? Es gibt ja ein 50 Milliarden Euro schweres Hilfspaket.

Ich würd jetzt nicht pauschal „gut“ oder „schlecht“ sagen. Das wäre auch nicht richtig. Ich persönlich sehe das differenziert, weil ich glaube, dass die unmittelbaren Hilfen für die Unternehmerinnen und Unternehmer schon sehr positiv und notwendig waren – damit sie einmal etwas Luft schnappen können und sich orientieren können und Zeit gewinnen können. Wir sind für eine differenzierte Betrachtung. Wir glauben auch, dass die österreichische Verwaltung, egal ob es die Finanz ist oder ob es die Gesundheitskassen sind, sehr gutes Datenmaterial hat über die letzten Jahre der Unternehmen. Diese differenzierte Betrachtung bedeutet für uns zu sagen, schauen wir uns Unternehmen an. Wir wissen, welchen Unternehmen es schon vor dem ersten Lockdown, sprich vor der Corona-Krise, nicht wirklich gut gegangen ist und welche immer wieder in Schwierigkeiten waren. Wir wissen aber auch jene Unternehmen, denen es gut gegangen ist. Das ist einmal die erste Differenzierung, die wir anstreben.

Corona-Wirtschaftskrise: Das sind die größten Insolvenzen [KW 02]

Die zweite Differenzierung, die man anstreben kann, ist im Sinne einer Fortbestandsprognose. Uns ist es als KSV wichtig, den Wirtschaftsstandort zu sichern und, dass wir möglichst viele Unternehmen, bei denen wir daran glauben, dass es die künftig auch weiterhin geben soll und muss, dass wir die retten. Die Gefahr, die besteht, ist, dass, wenn der Rucksack immer größer wird und wenn dann irgendwann einmal die Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, ihre Ratenzahlungen zu machen, dann werden die Unternehmer vor der Situation stehen, zu liquidieren. Und die Liquidation eines Unternehmens ist immer der schlimmste Punkt, das ist eine Wertvernichtung – und die wollen wir nicht.

Der KSV 1870 hat sich Startups geöffnet. Unter anderem gibt es eine Mehrheitsbeteiligung bei Nimbusec, einem Linzer Unternehmen im Cyber-Security-Bereich. Wie passen die Unternehmen zusammen, was ist da geplant?

Als KSV haben wir einen ganz klaren Beteiligungsfokus, wir sind immer strategischer Investor. Das muss aber nicht gleich morgen stattfinden, wir geben einer Idee die Chance und die Luft, sich zu entwickeln. Bei Nimbusec haben wir vor drei Jahren begonnen, einen sogenannten DSGVO-Assistenten zu entwickeln, da haben wir uns auch puncto Innovation einmal geöffnet. Das ist ein Produkt, das automatisch einen Scan Global über alle Webseiten macht und überprüft, ob alles DSGVO-konform ist.

Nimbusec: KSV1870 übernimmt Mehrheit am Linzer Cybersecurity-Spezialisten

Gedanklich war es ja immer so, dass wir gesagt haben, es gibt ein Rating. Ein Rating, eine Bonität, wird bei uns definiert durch reine Finanzkriterien. Wir haben gesagt, ja, das ist jetzt eine Bonität, die auf Finanzkennzahlen und Finanzerfahrungen fußt. Uns vertrauen Unternehmen Daten an, uns vertrauen Unternehmen an, dass wir andere Unternehmen monitoren und ihnen Informationen geben, ob da noch alles passt. Wir haben dann gesagt, dieses Asset könnten wir ja künftig auch auf andere Bereiche übertragen. Das heißt, die Grundidee dieses Vertrauens, um Sachen zu bewerten, kann ich ja genauso in andere Bereiche bringen, wo sie operationalisierbar ist. Und Cyber-Sicherheit ist operationalisierbar. Wenn man sich mit der Community zusammensetzt, sagen die zwanzig Punkte – und wenn du die erfüllst, dann hast du einen Standard erfüllt, mit dem du in einer immer mehr digitalisierten Welt gut bestehen kannst.

Können Sie uns noch einen Ausblick geben, ob es weitere Startup-Kooperationen geben wird? Und wenn ja, welche Bereiche sind da noch spannend?

Ja, wir wollen weiter investieren. Das ist auch eine Einladung über Trending Topics: Liebe Unternehmerinnen, liebe Unternehmer, wenn ihr gute und coole Ideen habt, kommt zum KSV. Unsere Türen stehen offen. Wir sind auch sehr schnell in der Entscheidung, zu sagen, passt das oder passt das nicht im Moment. Wir sind interessiert, weiterhin in Beteiligungen einzusteigen und die können vielfältiger Natur sein. Wir sind natürlich das was wir im Kern tun.

Wir haben sehr viele Daten, wir sind eine Data-Company. Wir sind ja auch bei fincredible eingestiegen, ein Spin-Off der Wirtschaftsuniversität, wo es um das Thema Payment-Services-Directive geht, also PSD2-Themen. Auch PSD2-Lösungen sind also für uns ein thema. Es ist das Cyber-Sicherheitsthema, es sind aber natürlich auch Themen wie künstliche Intelligenz, Daten-Analytics und daraus sich ergebende Geschäftsmodelle. Das wir jetzt schon konkret sagen, was ist das nächste Beteiligungsprodukt, das könnte ich jetzt noch nicht machen.

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen