OpenAI GPT-3

Künstliche Intelligenz entwickelt Webseiten-Frontend auf Befehl

Die Lernunterlagen der KI. © Sharif Shameem / carbon.now
Die Lernunterlagen der KI. © Sharif Shameem / carbon.now
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Ein Video auf Twitter sorgt für Aufregung: Zu sehen ist eine Art rudimentärer KI-Frontend-Entwickler, der auf Zuruf simple Interfaces baut. Der Clou: Das von Programmier-Spezialist Sharif Shameem gebaute Tool arbeitet komplett selbstständig, der Programmierer selbst muss nichts mehr beitragen. Müssen Entwickler um ihren Job fürchten?

Die Software basiert auf der Sprach-KI GPT-3 von Open AI. In zwei Minuten Laufzeit zeigt Shameem, wozu sie fähig ist. Dazu muss lediglich in ein Textfeld geschrieben werden, was die KI generieren soll – und nach wenigen Augenblicken erscheint dann auch schon eine Grafik. Ein Beispiel: Shameem schreibt „a button for every color of the rainbow“ in das Textfeld, die KI erstellt sechs untereinander angeordnete Felder mit jeweils richtiger Beschriftung (beziehungsweise den JSX-Code dafür). Auch Tabellen mit automatisch abgerufenen Daten erstellt der Programmierer auf die gleiche Weise.

570 GB als Datengrundlage

Der Clou an der Sache: GPT-3 beherrscht das „Few-Shot-Learning“. Das bedeutet, dass die KI nur wenige Beispiele zum „Lernen“ benötigt. Das auch, weil bereits rund 570 GB Text als Grundlage trainiert wurden. Wie die Kollegen von Mixed schreiben, benötigte Shameem lediglich zwei Code-Beispiele, mit denen er GPT-3 fütterte.

Ersetzt die KI Programmierer?

Stellt sich die Frage, was eine derartige Errungenschaft für die Programmierwelt bedeutet. Auf Twitter wird diskutiert: Während Nutzer das Ganze als „dystopisch“ bezeichnen und sich um die Jobs im Programmiergewerbe sorgen, freuen sich andere über den nächsten Schritt in Richtung Automatisierung. Ihr Argument: Frontend-Entwickler sind oft auch mit repetitiven Aufgaben beschäftigt – und die könnte demnächst einfach GPT-3 übernehmen. Dazu kommt die steigende Komplexität der Aufgaben, wie Christoph Richter, Mitgründer der ehemaligen Immobilien-Plattform zoomsquare, schon Anfang vergangenen Jahres bei uns erklärte: „Solange die zugrundeliegenden Technologien exponentiell steigen und die Anforderungen an die Projekte mit diesen steigen, wird es keine Möglichkeit geben, dass eine Software die breite Masse an Entwicklern ersetzen kann. Und es wird auch weiterhin das Softwarestudium eine sichere Wahl bleiben“.

„Unmittelbare Gefahr“

Auch hier finden sich aber gegenteilige Meinungen, genau wie auf Twitter. Der Cloud-Architekt Forrest Brazeal, der sich auf Amazon Web Services (AWS) spezialisiert hat, warnte schon vergangenes Jahr. Die Anbieter von Cloud-Diensten würden es mit grafischen Interfaces Nicht-Programmierern immer einfacher machen, zu programmieren: „Der eigentliche Trend, den es zu beobachten gilt, besteht nicht darin, dass die Cloud-Anbieter es für nicht-technische Mitarbeiter einfacher machen, sondern dass sie die Anzahl der für technische Lösungen erforderlichen Personen reduzieren“, folgert Brazeal. „Der durchschnittliche IT-Mitarbeiter ist in der unmittelbaren Gefahr, mehr automatisiert zu werden, und zwar genauso wie bei den verschwundenen Fabrikjobs der letzten 30 Jahre.“

Die Wahrheit wird – wie so oft – wohl irgendwo in der Mitte liegen. Vorerst – oder in absehbarer Zeit – wird eine KI wie GPT-3 nur unterstützend zur Seite stehen können. Auch darum beschreibt ein Nutzer auf Twitter sie als „useful, but not that useful“. Wie nützliche künstliche Intelligenz in einigen Jahren sein wird, ist dann ein anderes Thema.

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