Leaders21 – oder wie Florian Gschwandtner Mitarbeiter in den Mittelpunkt rückt
Der Tag hat auch für Florian Geschwandtner nur 24 Stunden, aber die dürften jetzt noch prall gefüllter sein als sonst. Neben der Rolle als Chief Growth Officer bei Tractive, Aufsichtsrat bei Ottakringer und Investor hat sich der ehemalige Runtastic-CEO noch einen neue Job ausgesucht – nämlich den als Mitgründer eines neuen Startups namens Leaders21. Wie der Name schon sagt, geht es um Führung von Teams und Unternehmen im 21. Jahrhundert – und die neue Firma ist dazu da, entsprechendes Know-how zu vermitteln.
Zuerst einmal zur Startaufstellung: Gschwandtner hat Ex-Runtastic-Manager Thomas Kleindessner als Mitgründer gewählt, und die anderen drei Runtastic-Mitgründer Rene Giretzlehner, Christian Kaar und Alfred Luger sind ebenfalls beteiligt – zusammen halten sie 25 Prozent, während Gschwandtner und Kleindessner jeweils bei etwa 33 Prozent liegen. Das ist für den Start schon einmal geballte Runtastic-Power.
Vom Consulting zur Plattform
Aber worum geht es inhaltlich? „Wir haben bei Runtastic oder Tractive gesehen, dass Leadership und das Weiterbilden der Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg von Unternehmen ist“, so Gschwandtner. „Wir bieten in einem ersten Schritt Leadership-Consulting an und wollen in einem zweiten Schritt eine digitale Leadership-Plattform bauen.“ Diese Plattform soll künftig einmal Content zu dem Thema bieten – etwa im Video-Bereich. Diese Plattform müsste aber noch gebaut werden.
„Man muss Menschen coachen und unterstützen und zu einem besseren Ich machen“, sagt Gschwandtner. „Mitarbeiter wollen die Werte einer Firma verinnerlichen, verstehen, wo die Reise hingeht, und sich auch selbst weiter entwickeln. Im 21. Jahrhundert steht der Mitarbeiter im Mittelpunkt, und man will auf Augenhöhe kommunizieren – Feedback-Kultur, Wertschätzung, Fehlerkultur.“ Autoritärer Führungsstil wäre out, Empathie gefragt.
„Das nächste Runtastic“: Florian Gschwandtner hat einen neuen Job – und zwar bei Tractive
Gschwandtner und Kleindessner sehen nun die Chance, dass ihr Wissen bei anderen Führungskräften gut gebraucht werden könnte. Von Hello Again mit 30 Mitarbeitern über das Scale-up Adverity mit 200 bis hin zu Audi mit rund 90.000 – Unternehmen aller Größe (oder vielmehr deren Führungskräfte) würde man bereits beraten. Im B2B-Bereich würde man marktübliche Tagessätze verrechnen, die Plattform solle dann im Abomodell im B2C-Bereich angesiedelt sein. Gegen eine Monatsgebühr würde man dann Zugang zu Leadership-Themen bekommen. Auch Podcasting sei ein Thema, und auf Clubhouse ist Gschwandtner klarerweise auch mit dem Leadership-Thema vertreten.
Den eigenen Erfahrungsschatz teilt Gschwandtner mit seiner potenziellen Kundschaft gerne. Ein Beispiel: „Wir haben viel zu spät damit angefangen, unsere Mitarbeiter weiter auszubilden“, sagt er. Später hätte man dann dafür gesorgt, dass Mitarbeiter jeweils eigene Leader- oder Experten-Tracks wählen konnten – ersteres für jene, die ihre Karriere im Hochwandern in der Firmenhierarchie sahen, zweitere, die zu echten Fachleuten auf ihrem Gebiet werden wollten. „Es kann nicht nur Häuptlinge, es muss auch Indianer geben im Unternehmen.“
Eric Liedtke ja, Elon Musk nein
Noch ist Leaders21 per Bootstrapping unterwegs, doch (wie könnte es anders sein) gibt es bereits einige Interessenten, die bei einer ersten Finanzierungsrunde dabei sein würden. „Es fragen doch einige wegen Investment an. Wir überlegen tatsächlich, ob wir gute Angels reinholen. Damit wir das machen können, möchten wir aber zuerst verstehen, wie unser digitales Produkt funktionieren wird“, sagt Gschwandtner. Auch die Förderlandschaft in Österreich würde man sich anschauen.
Bleibt noch eine Frage offen. Wer ist den Gschwandtners Vorbild in Sachen Leadership? „Ein Elon Musk, der 120 Stunden pro Woche arbeitet und in der Fabrik am Boden schläft, ist ganz klar nicht ein Leader, den ich für gut befinden würde“, sagt Gschwandtner. Vielmehr sei sein Vorbild der ehemalige Adidas-CMO Eric Liedtke, mit dem er in seiner Zeit bei Runtastic viel zu tun hatte. Von Liedtke stammt etwa der Satz: „Die Kerntugenden nach denen ich suche sind in erster Linie Authentizität, als wichtigster Charakterzug jeder guten Führungskraft, Empowerment der Mitarbeiter und Bescheidenheit.“ Da schließt sich der Kreis.
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