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Legitary: Wiener Startup deckt mit Algorithmus Betrug bei Musik-Streaming auf

Nermina Mumic, CEO von Legitary. © Matthias Heisler
Nermina Mumic, CEO von Legitary. © Matthias Heisler
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Das Streamen von Musik ist innerhalb weniger Jahre zu einem enormen Geschäft gewachsen. Einer Analyse der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) zufolge kamen 2018 bereits knapp die Hälfte (47 Prozent) aller Umsätze für Musik von Streaming-Diensten – die damit wichtiger geworden sind als Downloads oder CDs. Dementsprechend abhängig sind Musiker und Plattenfirmen auch von diesen Umsätzen geworden, die Streaming-Dienste an sie ausbezahlen.

Da die Höhe der Lizenzgebühren, die Künstler und ihre Labels von den Streaming-Diensten bekommen, von der Anzahl der Plays abhängig sind, sind diese Daten ausschlaggebend, wie viel eine Band am Ende mit den Streams verdient. Und da kann es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten kommen. Dem Dienst Tidal (gehört Jay-Z) etwa wurde bereits vorgeworfen, die Zahl der Plays der Alben „Lemonade“ von Beyoncé und „The Life of Pablo“ von Kanye West um satte 320 Millionen Fake-Plays erhöht zu haben.

Algorithmus spürt falsche Zahlen auf

Eine junge Wienerin und ihre Geschäftspartner haben nun Fake-Plays und falschen Zahlen bei Streaming-Diensten den Kampf angesagt. Mit Legitary haben Nermina Mumic (CEO), Peter Filzmoser (CTO, Professor an der TU Wien) und Günter Loibl (CEO von Rebeat) ein Startup gegründet, dass mit einem Algorithmus falsche Zahlen erkennen kann. “Wir haben einen Algorithmus zur Betrugserkennung bei Streaming-Diensten gebaut”, sagt Mumic.

Bisher, so Mumic, müssten sich Musiker und ihre Manager darauf verlassen, dass Streaming-Dienste wie Spotify, YouTube, Deezer oder Apple Music die richtigen Zahlen zur Berechnung der Auszahlungen liefern. Wenn es Zweifel an diesen Zahlen gibt, müsse man teure Auditing-Firmen engagieren, was sich oft nur große Namen im Business leisten können.

Mehr Transparenz für die Branche

“Die Labels und Künstler müssen diesen Zahlen glauben”, sagt Mumic. “Es fehlen die Tools, diese Datenmengen zu kontrollieren.” Die Absolventin der Technischen Mathematik und Statistik der TU Wien hat deswegen im Rahmen eines FFG-geförderten Forschungsprojektes einen Algorithmus entwickelt, der Fehler in den Zahlen erkennen kann. Dabei werden Daten von unterschiedlichen Plattformen verglichen statistisch signifikante Abweichungen erkannt.

“Bei den Künstlern kommt am Ende des Tages oft zu wenig Geld an”, sagt Mumic. Mit Legitary gebe es nun auch für kleinere Bands die Möglichkeit, eine ordentliche Überprüfung ihrer Streaming-Zahlen zu leisten. Die Fehler in den Zahlen würden oft durch technische Probleme oder Bugs in den Codes entstehen. Zudem gibt es mittlerweile sogar „Superfans„, die die Plays ihrer Lieblingskünstler mit Tricks künstlich in die Höhe treiben.

Auch für Games und Filme

“Mit unserem Tool kann man einen neuen Standard in der Musikindustrie etablieren und nachhaltig für mehr Transparenz sorgen”, sagt Mumic. Sowohl Auditing-Firmen als auch Musiker-Manager hätten bereits Interesse angekündigt. Bisher wurde der Algorithmus mit Echtdaten aus der Industrie validiert und hätte bei der Erkennung von Manipulationen eine Trefferquote von 92 Prozent. “Wir sind derzeit mit einigen Größen aus der Industrie im Gespräch.”

Mit weiteren wichtigen Branchen-Playern wird Legitary auf der B2B-Musikmesse MIDEM Anfang Juni in Cannes kommen. Denn dort steht das Startup als eines von 20 Projekten im Finale des MIDEMLAB 2019. “Da ausgewählt zu werden, ist etwas Besonderes”, sagt Mumic – eine gute Gelegenheit, den Streaming-Algorithmus neuen potenziellen Partnern und Kunden vorzustellen.

Bei der Musikindustrie muss es aber nicht bleiben. Mumic: “Unser Algorithmus ist auch bei Film- und Game-Streaming einsetzbar.”

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