Lernsieg-App wird mit dem „Big Brother Award“ ausgezeichnet
Die unrühmliche Geschichte der österreichischen App für Lehrerbewertungen, Lernsieg, ist um ein weiteres Kapital länger. Denn am Sonntag Abend im Wiener Rabenhof mit dem Negativ-Preis „Big Brother Award“ ausgezeichnet worden. Damit rückt die App, die bereits ins Visier von Datenschützern und der Lehrergewerkschaft kam, erneut in den Fokus der Kritiker. Lernsieg wurde „exemplarisch für alle diese Bewertungsplattformen“ mit dem „Big Brother Award“ bedacht.
„Daten dürfen nach der DSGVO nur dafür verwendet werden wozu sie gesammelt wurden. Weder die Übernahme von Daten der Lehrenden aus öffentlich zugänglichen Verzeichnissen, noch die Tatsache, dass Schüler Lehrende hinzufügen entspricht dem Gedanken der Datensparsamkeit und es geht wohl nicht, dass ohne explizite Zustimmung der einzelnen Lehrer eine öffentliche Bewertung der einzelnen Lehrer stattfindet – im Sinne von Privacy by Design müssten Lehrern ihre Zustimmung erteilen, durch ein Opt-In“, heißt es in der Begründung der Jury, warum Lernsieg für den Negativpreis nominiert wurde.
Erst kürzlich hat die App ein größeres Update bekommen – zusätzlich zur Sternchen-Bewertung können nun auch Kommentare verfasst werden. Damit ist Lernsieg-Macher Benjamin Hadrigan einer Forderung der Lehrergewerkschaft entgegen gekommen. So soll die Qualität des Feedbacks für die Lehrer gesteigert werden können. Eine Stellungnahme zum „Gewinn“ des „Big Brother Awards“ gibt es noch nicht.
Neben Lernsieg wurden noch weitere Negativ-Preise vergeben. In der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ wurde die Abwicklung des Corona-Härtefallfonds über die Wirtschaftskammer statt über das Finanzamt „ausgezeichnet“, In der Kategorie „Politik2 die Gesichtserkennung mittels „Künstlicher Intelligenz“ durch die Polizei. Die Kategorie „Business und Finanzen“ zeichnet die Debit- statt Bankomatkarte aus, weil diese den „Datenabfluss in die USA“ begünstige.
In der Kategorie „Weltweiter Datenhunger“ schließlich bekamen jene Apps den Negativ-Preis, die sich über die Clipboard-Funktion am Smartphone unerlaubten Zugang zu Daten aus Apps verschafften, indem sie auf jene Daten zugriffen, die Nutzer via „Copy&Paste“ in die Zwischenablage kopierten.