Lieferando: Unbefristete Verträge möglicherweise nicht in Österreich
Vergangene Woche hat der Lieferservice Lieferando unbefristete Verträge für seine Fahrradkuriere eingeführt. Dadurch sollen sie künftig mehr Jobsicherheit und Fairness genießen (Trending Topics berichtete). Nun kritisiert die österreichische Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida jedoch, dass diese Maßnahme bislang nicht auf die Fahrer:innen in Österreich zuzutreffen scheint. Die Geschäftsführung von Lieferando Österreich habe dem Betriebsrat auf Nachfrage lediglich mitgeteilt, dass sie dazu keine Informationen aus der Konzernzentrale habe. Außerdem sei keine Veränderung bei den bisherigen auf ein Jahr befristeten Arbeitsverträgen geplant.
„Lieferando Österreich spielt Extrawurst“
„Es ist erstaunlich, dass der Österreich-Ableger von Lieferando hier die Extrawurst spielt und die veröffentlichte Konzernpolitik, dass damit ein neuer Branchenstandard gesetzt werden soll, ignoriert“, kritisiert Alfred Spiegl, Sekretär im Fachbereich Straße bei vida. Die Gewerkschaft fordert die Möglichkeit auf unbefristete Arbeitsverträge auch für die rund 1.800 Lieferando-Fahrradbot:innen in Österreich ein. Für die Beschäftigten würde daraus klar mehr Sicherheit entstehen.
Auf Nachfrage von Trending Topics sagte Lieferando Österreich: „Wir stellen Fahrer:innen in Österreich regulär an, sogar nach Kollektivvertrag für Fahrradbot:innen mit einem übertariflichem Lohn, 14 Gehältern, einem umfassenden Versicherungsschutz sowie weiteren Zusatzleistungen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern halten wir die reguläre Anstellung von Fahrradboten nicht für unpraktikabel, bieten unseren Kolleg:innen bereits heute eine abgesicherte Anstellung. Auch bislang haben wir befristete Arbeitsverträge in aller Regel in eine unbefristete Anstellung überführt. Unabhängig von landesspezifischen Unterschieden arbeiten wir kontinuierlich an weiteren Verbesserungen, teilen diese zu gegebener Zeit mit.“
Eigentlich wollte die niederländische Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway die neuen Verträge sowohl für neu eingestellte Fahrer:innen als auch für alle ihre etwa 10.000 bestehenden Angestellten in Europa einführen. Zuvor waren die Verträge immer auf ein Jahr befristet, wobei das Unternehmen sie nach eigenen Angaben aber meistens verlängert hat. Jedoch kritisiert vida auch diese Vorgehensweise. Befristete Dienstverhältnisse seien nämlich nicht ewig verlängerbar.
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Gewerkschaft vida unterstützt bei Vertragsüberprüfung
„Laut österreichischem Recht gelten befristete Dienstverhältnisse, die mehrmals verlängert wurden, als verbotene Kettenarbeitsverträge, die vor dem Arbeitsgericht eingeklagt werden können. Bei Verdacht steht die Gewerkschaft vida Betroffenen bei der Prüfung ihrer Verträge gerne unterstützend zur Seite“, betont Spiegl. Auch in Österreich sei es deswegen wichtig, dass Lieferando die Ankündigung des Mutterkonzerns auch in die Tat umsetzt. Dadurch hätten die Angestellten deutlich mehr Gewissheit für ihre Lebensplanung.
Die Arbeitsbedingungen in der Lieferbranche sind immer wieder ein Grund für Kontroversen. Besonders das Berliner Unicorn Gorillas steht immer wieder wegen angeblicher Kündigungen ohne Vorwarnung in der Kritik. Gorillas stellt seine Kuriere nämlich nicht einmal fix ein. Anders macht das der Lieferdienst Jokr, der ein ähnliches Angebot hat und kürzlich in Wien gestartet ist. Hier sind die Kuriere fest angestellt (Trending Topics berichtete).
Update: Wir haben das Statement von Lieferando Österreich hinzugefügt.