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Die Kirche und das Internet – ein schwieriges Thema. Pornografie und gewaltverherrlichende Inhalte werden schon mal als »Äußerungen der dunklen Seite, der durch die Sünde verdorbenen menschlichen Natur« bezeichnet, wie es im päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel aus dem Jahr 2002 heißt. Doch man nähert sich dem komplexen Feld auf eigene Art und Weise an.
Das Bistum Augsburg ist zum Beispiel die erste Diözese Deutschlands, die einen „Social Media Codex“ für ihre kirchlichen Angestellten einführt. Die rund 14.000 Mitarbeiter der Diözese werden unter Androhung arbeitsrechtlicher Schritte gebeten, ihr Verhalten im Netz der Regelkunde der katholischen Kirche anzupassen. Damit soll Vorfällen vorgebeugt werden, bei denen Kirchenmitarbeiter kirchenkritische Organisationen „liken“ oder mit fremdenfeindlichen Kommentaren auffallen.
Wahrhaftigkeit, Expertise und Relevanz
Die Diözese folgt damit dem Vorschlag der Bischofskonferenz, die im Jahr 2012 schon „Social Media Guidelines“ für kirchliche Mitarbeiter veröffentlicht hatte. In zehn Geboten fordert das Empfehlungsschreiben einen höflichen Umgangston, „Expertise und Relevanz“ bei Sachfragen und „Wahrhaftigkeit“ bei Diskussionen, die die katholische Kirche in einem falschen Licht darstellen könnte. Zum Beispiel: „Verwenden Sie auch in kontroversen Auseinandersetzungen einen freundlich-wertschätzenden Umgangston und Sprachstil. Bleiben Sie auch dann ruhig und sachlich, wenn die Diskussion selbst diesen Ansprüchen nicht genügt.“ Auch andere Religionen dürfen laut des Kriterienkatalogs nicht herabgewürdigt kommentiert werden. Ironie solle – da missverständlich interpretierbar – auch nur in homöopathischen Dosen eingesetzt werden. Generell können die Grundsätze durchaus auch als Richtlinie für die weltlichen User herhalten. „Expertise“ und „Wahrhaftigkeit“ können im Hass- und Fake-News-Wirbel passende Attribute sein.
„Lohnende und spannende Aufgabe“
Gute Nachrichten zum Schluss für alle Angestellten der Kirche: Prinzipiell steht die Bischofskonferenz der Aktivität in sozialen Netzwerken positiv gegenüber. Die Schäfchen sollen ihre Aktivitäten als „spannende und lohnende Aufgabe“ interpretieren. Auch eine „aktive Überwachung“ der 14.000 Angestellter werde laut dem Datenschutzbeauftragten Stefan Frühwald nicht stattfinden. Allerdings werde bekanntgewordenen Verstößen nachgegangen.
Mit der Initiative will die Diözese darauf hinweisen, dass Angestellte der katholischen Kirche ihren Arbeitgeber mit dem Social-Media-Account in der Öffentlichkeit vertreten und damit an die religiösen und politischen Grundsätze gebunden sind. Die Internetbeauftragten der österreichischen Diözesen haben kürzlich in einem Meeting beschlossen, dass für derartige Initiativen in Österreich noch kein Bedarf bestünde.
„Click to pray“ – Papst mit neuer App
Das oberste Schäfchen im kirchlichen Universum engagiert sich auch vermehrt in der digitalen Welt. Nachdem Papst Franziskus in der vergangenen Woche seinen TED-Talk online stellte, wurde heute mit der App „Click to pray“ wieder aktiv. Die App gibt den Gläubigen die Möglichkeit, eigene Gebete in ein weltweites Netzwerk zu posten. Täglich werden drei Gebetsimpulse des Papstes an die User verschickt. Analog zählen zum „Weltweiten Gebetsnetzwerk“ derzeit über 35 Millionen Menschen in 89 Ländern auf allen Kontinenten der Erde, die jetzt mit „click to pray“ in das digitale Zeitalter überführt werden sollen.