Überblick

Der Fall Lilium spaltet die deutsche Startup-Szene

Lilium-Prototyp im Windkanal. © Lilium
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Es ist ein heftiger Streit ausgebrochen in Linkedin-Deutschland. Es geht um die Frage, ob der deutsche Staat dem angeschlagenen Flugtaxi-Unternehmen Lilium mit einem Darlehen von 50 Millionen Euro aus der Patsche helfen soll oder nicht. Lilium, seit 2021 durch einen Börsenmantel an der NASDAQ gelistet, hat Investoren bereits vor einer drohenden Insolvenz gewarnt. Kommen die 50 Mio. Euro des Bundes nicht, dann wackelt auch das 50-Millionen-Euro-Darlehen Bayerns, und Privatinvestoren würden auch nicht mehr nachschießen.

Fest steht nun am Donnerstag vormittag, dass Lilium keine Unterstützung vom Bund bekommt. Nach Informationen der dpa wurde eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro von der Ampel-Koalition abgelehnt. Dem Vernehmen sollen vor allem die Grünen dagegen gewesen sein, SPD und FDP hätten zugestimmt.

Die Frage, ob Deutschland einem börsennotierten DeepTech-Unternehmen überhaupt ein Darlehen geben sollte, entzweit die deutsche Szene der Gründer:innen und Investor:innen. So ist der Bundesverband Deutsche Startups rund um Geschäftsführer Christoph Stresing mit einer Petition in die Offensive gegangen. In einer Botschaft in Richtung der deutschen Regierung plädiert man dafür, die Staatshilfen fließen zu lassen.

„Nachhaltiger Reputationsschaden des DeepTech-Standortes“

„Gewährt der Bund nicht die in Frage stehende Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro, hätte das voraussichtlich nicht nur den buchstäblichen Absturz des Unternehmens selbst zur Folge. Vielmehr wäre ein nachhaltiger Reputationsschaden des DeepTech-Standortes Deutschland zu befürchten, dessen langfristigen Kosten nur schwer zu beziffern sind“, heißt es seitens des Verbandes. Unterstützt wird das Schreiben von mehr als 650 Personen.

Bemerkenswert daran sind aber zwei Dinge: Der Startup-Verband hat in seiner Position fast 1:1 die Argumentation von Lilium-CEO Klaus Roewe übernommen, die er Anfang der Woche auf Linkedin veröffentlichte. Darin ist etwa die Rede davon, dass das Darlehen „vorteilhaft“ für Deutschland wäre, dass es nicht darum gehe, „ein krisengeschütteltes Unternehmen mit Zuschüssen“ zu retten oder dass der „Wettbewerber Joby mit mehr als $600 Mio. von den USA unterstützt“ worden sei. Der Verband hatte in seiner eigenen Aussendung die Positionen von Roewe fast 1:1 übernommen (zum Vergleich hier).

Gleichzeitig ist auch bemerkenswert, dass sich unter den mehr als 650 Unterstützer:innen des Schreibens etwa 350 Lilium-Mitarbeiter:innen befinden – mehr als die Hälfte kommt also vom Unternehmen selbst. Kein Wunder, haben die Mitarbeiter:innen Angst um ihre Jobs.

Lilium: Überlebenskampf um staatliches Darlehen

„Manchmal muss man einfach den Stecker ziehen“

Das aber erweckt auch den Eindruck, als würde der Verband für ein einzelnes in Not geratenes Unternehmen eine Kampagne fahren. Mit der Folgefrage: Wenn nun weitere Startups oder Scale-ups individuelle Anliegen haben, bekommen diese dann auch eine Kampagne wie Lilium?

„Es lässt das Ökosystem dilettantisch aussehen, und die Investoren wirken wie Kinder, die sich darauf verlassen, dass ihre Eltern (der Staat) sie vor den Folgen ihres Handelns bewahren“, kommentiert etwa der Investor Michael Jackson, stets meinungsstark auf Linkedin unterwegs. „Es geht um Deeptech. Nicht jedes Geschäft ist ein Gewinn. Nicht jedes Unternehmen ist erfolgreich. Dieses Unternehmen hat seine Ziele immer wieder verfehlt. Manchmal muss man einfach den Stecker ziehen und aufhören, den Tod zu verlängern, selbst wenn man glaubt, das Leben zu verlängern.“

„Ich bin dagegen, dass der deutsche Staat €100mio 💰 Steuergeld für Lilium bereitstellt“, kommentiert etwa Christian Vollmann, Gründer und CEO der C1 Green Chemicals AG. Deutschland hätte eine Finanzierungslücke bei „First-of-a-kind“-Technologien (FOAK). Startups hätten es schwer, Geld zu bekommen, wenn das technologische Risiko noch hoch und die erste kommerzielle Anlage somit nicht bankfähig sei. Besser wäre es, diese frühphasigen Firmen zu fördern und nicht Unternehmen, die schon eine Größe wie Lilium erreicht haben.

„Der Staat ist nicht dafür da, nach 10 Jahren und 1,5 Milliarden privatem Kapital ein Unternehmen zu retten (mit offenem Ausgang, ob es überhaupt zu retten ist). Der Staat ist viel besser beraten, dieses Geld stattdessen darin zu investieren, bessere Rahmenbedingungen für alle zu schaffen und mehr Pferde über die FOAK Hürde zu bringen“, so Vollmann.

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