Lilo.Health: Wiener HealthTech bringt (vorerst) kostenlose Videocalls mit Ärzten
Telemedizin war für viele Normalbürger lange eine sperrige Idee, wird durch die Corona-Krise plötzlich aber sehr praktisch und greifbar. Mit Lilo.Health ist nach drd (Trending Topics berichtete) nun ein zweites digitales Gesundheitsunternehmen in Österreich am Start, das Videotelefonate mit Ärzten auf einer Plattform erlaubt. Das soll den Weg in die Praxis ersparen – natürlich vor allem dort, wo ein Termin via Videokonferenz ohnehin schon vor der Krise auch sinnvoll gewesen wäre.
15 Minuten im Call
Bei Lilo.Health („Lilo“ steht für „live long“) können Nutzer Wahl- und Privatärzte in 15-minütigen Videocalls konsultieren. Üblicherweise kostet das Videogespräch mit einem Allgemeinmediziner werktags von 49 Euro und bei Fachärzten (z.B. Kinderärzten) 65 Euro. Dank einer Kooperation mit der Uniqa übernimmt die Versicherung derzeit bis zum 30. Juni diese Kosten – egal, ob man dort versichert ist oder nicht.
Hinter Lilo.Health steckt eine erst kürzlich gegründete Wiener Firma namens 1Health GmbH, die dem Jungunternehmer Stefan Speiser gehört. Er hat mit Latido bereits seit einigen Jahren ein zweites Utnernehmen, dass sich auf Arzt-Software spezialisiert hat. Mit Lilo.Health macht Speiser und sein Team nun den Schritt von B2B hin zu einem B2C-Geschäftsmodell, bei dem man sich die Einnahmen mit den Ärzten teilt.
Konsultation aus der Ferne
„Wir konnten seit Beginn der COVID-Krise beobachten, dass die telemedizinische Videokonsultation in einer Vielzahl von Fällen eine Lösung liefern kann, ohne Patienten dem Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus in einer Ordination oder Ambulanz auszusetzen. Auch Rezepte, Krankschreibungen oder Überweisungen können aktuell auf digitalem Weg übermittelt werden“, sagt Latido-Chef Speiser. Derzeit sind über die Software drei Kinderärzte und drei Allgemeinmediziner erreichbar.
In der Praxis läuft ein Videocall folgendermaßen ab: Der Nutzer registriert sich bei Lilo.Health per E-Mail-Adresse und Mobiltelefonnummer. Zu Beginn eines Calls (dafür macht man einen Termin via Online-Kalender aus) zeigt man dem Arzt am anderen Ende seinen Ausweis, um sich zu identifizieren -die E-Card braucht man nicht. Der Mediziner kann anschließend eine Überweisung, eine Krankschreibung oder auch ein Rezept an den Account des Patienten senden. Auch die Honorarnote für die regulären Kosten werden so übermittelt.
Keine Kassenärzte
Wichtig zu wissen: Die Ärzte, die man bei Lilo.Health konsultieren kann, können Rezepte an eine Apotheke eigener Wahl elektronisch übermitteln. Zu beachten ist dabei, dass die Umwandlung in ein Kassenrezept und somit die Rückerstattung der Medikamentenkosten nicht garantiert werden kann – schließlich bekommt man ein Wahlarzt- bzw. Privatrezept und kein Kassenrezept. Krankschreibungen muss man gesetzlichen Krankenkasse einreichen.
Die Videocalls selbst werden übrigens nicht mit einer Technologie eines Drittanbieters abgewickelt, sondern mit einer von Latido selbst entwickelten Lösung auf Basis von WebRTC. Verschlüsselt werden die Bild- und Audiodaten der vertraulichen Gespräche (es gilt das Arztgeheimnis!) dabei mit dem AES256-Verfahren. Bedeutet: Nur der Nutzer und der Arzt können auf die übermittelten Daten (man kann z.B. Dokumente hochladen) zugreifen. Latido als Betreiber der Plattform wird regelmäßig vom renommierten Security-Spezialisten SBA Research diesbezüglich geprüft.
Was man auch wissen sollte: Die Web-Plattform funktioniert mit Microsoft-Browsern (Edge, Internet Explorer) nicht optimal, weswegen man besser auf Googles Chrome oder Apples Safari setzen sollte.
Arzt-Software als Ausgangspunkt
Die Firma Latido von Speiser ist seit längerem mit einer Arztsoftware am Markt, mit der neben Terminvereinbarungen und Patientenverwaltung auch die Arzt-Patienten-Kommunikation via Videotelefonie ermöglicht wird. Diese Software-Lösung wird Ärzten um etwa 80 Euro pro Monat zur Verfügung gestellt und dient nunmehr als Basis für das neue Produkt. Latido ist für die B2B-Software zuständig, während die 1Health GmbH für Lilo verantwortlich ist.
Beim Mitbewerber drd, das vor einigen Wochen an den Start ging, stehen die Zeichen weiter auf Gratis-Nutzung. Die beiden Partner Generali Versicherung und Mobilfunker Drei haben sich bereit erklärt, die Kosten für die Videocalls bei Wahlärzten nun auch bis Ende Mai zu übernehmen.