Kommentar

LinkedIn produziert ein völlig verzerrtes Bild der Startup-Welt

Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Die Diskussion hat sich, wo sonst, auf LinkedIn entfaltet. Es gebe keine kritische Reflexion mit Startups im Allgemeinen und dem Aus der Runtastic-Büros durch Adidas, werden Trending Topics und andere Medien, die über Startups berichten, kritisiert. Es gehe nur um „die Startup Story und den großen Exit – nicht um langfristigen Aufbau von Know-how und Erhalt der Wertschöpfung im Land“; Startups und ihre Gründer:innen würden wie „Götzen“ angebetet werden und viel zu selten hinterfragt.

Die beiden Personen, die sich so äußerten, sind nicht der Startup-Szene zuzuordnen, jedenfalls aber geht auch an ihnen als digital-affine Menschen der sehr relevant gewordene LinkedIn-Newsfeed nicht vorbei. Einer sagte sogar: „Der personalisierte LinkedIn-Newsfeed ist Medienrealität.“ Offenbar dürfte diese Medienrealität voll von schulterklopfenden Jubel-Postings über geschlossene Finanzierungsrunden und Partnerschaften sein, aber Postings über geschlossene Firmen eher außen vor lassen. So entsteht dann der Eindruck, dass es keine „kritische Reflexion“ in der Branche gebe.

Das entspricht allerdings nicht der Realität hinter dem LinkedIn-Newsfeed, der durch Algorithmen zusammengestellt wird. Es gibt kaum eine Branche, in der Gründer:innen derart selbstreflektiert mit der Wirtschaftsrealität umgehen wie im Startup-Sektor – sei es in Interviews, in unserem Podcast oder im direkten Gespräch auf Konferenzen und Events.

Mag sein, dass manche irgendwie noch die 2021er-Phase der Unicorns im Kopf haben, aber das ist drei Jahre her. Die Themen Ukrainekrieg, Zinswende, Energiekrise und Co. samt herber Folgen für Startups und Scale-ups (Downrounds, Insolvenzen, Massenkündigungen, Schließungen, Finanzierungslücken, usw.) wurden bisher hundertfach in Berichten, Interviews und Co diskutiert. Sogar in Presseaussendungen, die normalerweise ja eher nicht die Schattenseiten beleuchten, stehen diese Dinge drinnen.

Mag sein, dass auf LinkedIn Investment-Meldungen die meisten Likes bekommen (warum auch nicht, Finanzierungsrunden sind nun mal wesentliche Meilensteine von Startups, noch dazu im derzeitigen Funding-Umfeld), nur spiegelt das rein gar nicht das Leseverhalten wieder.

Genau zwei Investment-Meldungen finden unter den Top-100-Artikeln des Jahres 2024, eine davon über das Ausnahme-Startup Magic von Eric Steinberger und Sebastian De Ro, die derzeit das Silicon Valley aufmischen, und die andere über die österreichische Gründerin Sarah Buchner, die in New York mit Trunk Tools durchgestartet ist.

LinkedIn ist zu einer ganz besonderen Social-Media-Hölle geworden. Seit einigen Monaten werden externe Links und ihre Snippets noch härter abgestraft als zuvor; wer noch irgendwie User auf seine eigenen Webseiten weiterleiten will, muss die Links in die Kommentare packen oder nachträglich in die Bild-Posts hineinschieben. LinkedIn (= Microsoft) will möglichst verhindern, dass User das Netzwerk verlassen; es gibt sogar eine zwischengeschaltete Webseite, die fragt, ob man den geklickten Link nun wirklich aufrufen will, oder lieber zurück ins Netzwerk geht.

Nebenbei: Es ist nun bekannt geworden, dass LinkedIn den Content, den die User mittlerweile mit großem Aufwand hineinposten, zum Training seiner AI verwendet, ohne in den Nutzungsbedingungen um Erlaubnis zu fragen. Diese AI-Tools werden dann zu stolzen Preisen in den Premiumkonten zurück an die User verkauft (mehr dazu hier).

Das alles resultiert darin, dass User in ihren LinkedIn-Feeds kaum mehr zu echten Inhalten, die außerhalb des „Walled Garden“ stattfinden, kommen – und stattdessen den Eindruck erhalten, LinkedIn-Posts seien mit der Realität gleichzusetzen.

Wer sich ernsthaft mit Startups auseinandersetzt, weiß, dass Founder LinkedIn hauptsächlich als Vertriebskanal nutzen, und das resultiert natürlich darin, dass Postings eigentlich Verkaufsunterlagen sind und nicht dem Zweck dienen, sich mal reflektiert mit der Branche auseinanderzusetzen. Kein:e Gründer:in da draußen ist naiv, sondern optimiert in Richtung Umsatz, den die Investor:innen heute mehr denn je sehen wollen.

Und alle, die aktiv in der Startup-Branche unterwegs sind und nicht nur kommentierend am Seitenrand beobachten, wissen, dass auch 2024 ein sehr hartes Jahr ist, mit schwierigsten Bedingungen am Funding-Markt, zurückhaltender Kundschaft mit weniger Budget und längeren Sales-Zyklen. Besserung wird es, sieht man sich die rezessiven Ökonomien in Deutschland und Österreich an, auch 2025 eher nicht geben. Bei LinkedIn werden Founder trotzdem weiter auf Teufel komm raus versuchen, Sales zu machen – man kann es ihnen nicht verübeln.

Aber man kann sehr einfach aus dem LinkedIn-Feed ausbrechen:

-> www.trendingtopics.eu <-
(danke, du bis eh schon da)

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