Gastbeitrag

Warum gibt es immer noch so wenig Frauen in Führungspositionen, Lisa Fassl?

Das Team von Female Founders. © Female Founders
Das Team von Female Founders. © Female Founders
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Lisa-Marie Fassl ist Co-Gründerin von Female Founders, und stellvertretende Geschäftsführerin der Austrian Angels Investors Association. In diesem Gastbeitrag spricht sie über die aktive Umsetzung der Frauenförderung, den längst überfälligen und dringend benötigen Kulturwandel im Unternehmertum, und wie du dazu beitragen kannst. 

In den letzten Jahren haben Studien mehrfach bewiesen, dass Unternehmen mit mehr Diversität im Team, in den verschiedensten Bereichen häufiger Erfolge aufweisen können, als Unternehmen, die keinen Fokus darauf legen. Es wurde beispielsweise wissenschaftlich belegt, dass divers geleitete und besetzte Unternehmen tendenziell eine höhere Arbeitsleistung und überdurchschnittliche Rentabilität verzeichnen können. Außerdem gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen Frauen in der Geschäftsführung und betrieblicher Gesundheit. Auch aus rein wirtschaftlicher Perspektive zeigt sich, warum Frauen in Führungspositionen ein Ziel sein sollten: Die Profitabilität steigt.

Warum ändert sich nichts?

So weit so gut. Nun stellt sich eigentlich nur noch eine entscheidende Frage: Warum sehen wir trotz all dieser Studien keine Änderung am Status Quo? Wieso liegt der Anteil an Frauen in Vorständen von börsennotierten Unternehmen in Österreich bei nur 7,3% (und ist damit sogar rückläufig)? Wir befinden uns aktuell in der größten Wirtschafts-, Klima-, Gesundheits-, und potentiell auch Gesellschaftskrise, die unsere Welt in jüngster Zeit erlebt hat. Dennoch – obwohl dies mit den angesprochenen Studien und Zahlen belegbar ist – realisieren viele Menschen die Tragweite und vor allem den immensen (wirtschaftlichen) Vorteil von Diversität und Frauenförderung in Unternehmen nicht, bzw. werden keine Maßnahmen zur Veränderung der Situation gesetzt.

Wir sind der festen Überzeugung, dass Diversität (die auch über Geschlechter hinausgehen muss) ein zentrales Element einer nachhaltigeren Zukunft, und der Überwindung dieser weltweiten Krisen sind. Unsere Mission ist es, diese Denkweise nicht nur zu verbreiten, sondern deren Umsetzung in Organisationen unabhängig ihrer Größe, intern voranzutreiben. Unser Fazit: Seitenlange Studien haben Frauen bis jetzt nicht in genügend Führungspositionen gebracht, denn wie so oft scheitert es an der Implementierung von wirkungsvollen Maßnahmen. 

Deswegen sind hier 5 Dinge, die du in deinem Unternehmen umsetzen kannst, um weibliche Talente zu fördern: 

1. Der Frauenanteil bei Bewerbungen ist kein Zufall

Hier fängt alles mit der Jobausschreibung an. Um Frauen ins Boot zu holen, müssen Stellenangebote diese Zielgruppe ansprechen. Entsprechendes Wording, die Präsentation des Big Picture und ein Einblick in den Aufgabenbereich (und warum dieser wichtig ist), sind hier zentral. Klingt banal? Funktioniert aber: Einer unserer Netzwerkpartner aus der Startup-Welt hat mit unserem Feedback und der entsprechenden Überarbeitung seiner Jobausschreibung den Prozentanteil der weiblichen Bewerberinnen vervierfacht. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Einführung von Blind CVs – also die Ausschließung einer Geschlechtsangabe im Lebenslauf. 

2. Flexiblere Arbeitsmodelle

Dies trifft im Besonderen auf berufstätige Mütter zu, deren Tagesplanung von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt. Die Corona Pandemie hat dazu geführt, dass Frauen wieder vermehrt die Betreuungsaufgaben (sowohl für Kinder, als auch für ältere Menschen) übernommen haben. Flexible Ort- und Zeiteinteilung ist daher aktuell von großer Bedeutung. Das bedeutet nicht nur, das bereits großflächig etablierte Remote Working weiterhin in den Arbeitsalltag mit einzubauen, sondern auch neue Teilzeitmodelle für deine Mitarbeiter*innen in gewissen Lebensphasen zu normalisieren. Außerdem, verlangt es in Zukunft nach einem klaren Engagement der Arbeitgeber*innen, bezüglich einer Gender Balance der Betreuungsaufgaben, damit Männer sich weiterhin (in manchen Fällen, überhaupt) ermutigt fühlen in diesem Bereich Verantwortung und Arbeit zu übernehmen.

3. Mehr Struktur in der Umsetzung

“Ja na klar möchte ich mich für die Frauenförderung einsetzen.” Leichter gesagt als getan. Um diese Aussage in die Tat umzusetzen, braucht es Struktur, klare Vorhaben und exakte Pläne. Du willst Diversität in deinem Unternehmen etablieren? Dann musst du dir darüber im Klaren werden, auf welche (realistische) Art und Weise das für dich möglich ist. Hier ist es wichtig, dir konkrete Ziele zu setzen, die du messen kannst. Die Entwicklung der Anzahl an Bewerber*innen oder Mitarbeiter*innen, ist ein Beispiel. Natürlich ist es dabei wichtig, diese Zahlen langfristig im Auge zu behalten und regelmäßig zu evaluieren, ebenso wie und in welche Richtung sich diese entwickeln. Ein weiteres Beispiel hierfür ist eine klare und transparente Gehaltsstruktur, unabhängig vom individuellen Verhandlungsgeschick deiner Mitarbeiter*innen. Plus: wie auch in vielen anderen Bereichen, solltest du dir die Frage stellen, warum du Diversität fördern willst.

4. Förderung von Networking-Möglichkeiten

Die oft zitierte Bescheidenheit von Frauen, und unsere Tendenz, unsere Stärken und Talente zu unterschätzen, führt auch in punkto Kontakte knüpfen oft zu einer viel zu starken Zurückhaltung. Da Networking als einer der wichtigsten Antriebsmotoren aller Karrieren gilt, ist es als Arbeitgeber*in wichtig, für deine Mitarbeiter*innen regelmäßige Gelegenheiten zu schaffen, die es ihnen ermöglichen mit für sie relevanten Frauen und Männern Kontakte zu knüpfen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens. 

5. Schluss mit den Ausreden

„Ich finde keine qualifizierten Frauen.“ „Frauen wollen eigentlich keine Führungspositionen übernehmen.“ „Ich würde ja eh gerne, aber es haben sich keine Frauen beworben.“ All diese Aussagen sind ein Weg, dem “Projekt” der Frauenförderung auszuweichen, gewinnen dadurch jedoch nicht an Wahrheit. Wenn wir als Gesellschaft nicht aufhören, die offensichtliche Ungleichheit der Geschlechter in der Arbeitswelt zu leugnen, und anfangen proaktiv dagegen anzukämpfen, indem wir mehr Raum und Möglichkeiten für Frauen schaffen, wird sich nie etwas ändern. 

Lead F, der digitale Leadership Accelerator

Wir als Female Founders wissen, dass es für die Umsetzung dieser 5 Punkte Konsequenz, Durchhaltevermögen & Know-How braucht. Seit Jahren begleiten wir Unternehmen – von Startups bis zu börsennotierten Corporates – an den Schnittstellen von Female Talent Management und Innovation. Die Learnings aus dieser Zusammenarbeit und unseren eigenen unternehmerischen Erfahrungen, haben wir in ein neues Programm verpackt: Unseren Leadership Accelerator Lead F, der weibliche (Nachwuchs-) Führungskräfte adressiert. Mehr Infos zum Accelerator, dessen Teilnehmer*innen an ihrem individuellen, unternehmerischen Führungsstil arbeiten, findest du hier.

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen