Porträt

Loxone: Die Smart Home-Firma ist Österreichs heimliches Unicorn

(v.l.n.r.): Mitgründer Thomas Moser, CEO Rüdiger Keinberger und Mitgründer Martin Öller von Loxone © Loxone
(v.l.n.r.): Mitgründer Thomas Moser, CEO Rüdiger Keinberger und Mitgründer Martin Öller von Loxone © Loxone
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Österreich hat erst seit Kurzem seine ersten Unicorns, also Jungfirmen, die eine Bewertung von einer Milliarde Dollar erreicht haben. Bitpanda, GoStudent und TTTech Auto sind bereits bekannt, außerdem gibt es noch Tricentis, das sich seit vielen Jahren in US-Besitz befindet. Der Wiener Startup-Investor und M&A-Berater i5invest hat in einer Analyse von Februar außerdem zwölf „Soonicorns“ genannt, die bald diesen Status erreichen könnten. Überraschend war, dass i5invest zwei neue Unicorns nannte.

Eines davon ist Loxone, ein Hersteller von Smart-Home-Lösungen mit Sitz in Oberösterreich. Das Unternehmen soll bereits jetzt mehr als eine Milliarde Euro wert sein, wie jetzt gegenüber Trending Topics bestätigt wurde.

Analyse: Österreich hat 12 Soonicorns – und 2 bisher unbekannte Unicorns

„Wir machen Gebäude intelligent“

Loxone gibt es schon seit dem Jahr 2009. Die Firma hat ihren Sitz bis heute in der oberösterreichischen Gemeinde Kollerschlag, direkt an der Grenze zu Deutschland. Ins Leben gerufen haben das Unternehmen die beiden Gründer Thomas Moser (vormals ekey) und Martin Öller (vorher eworx), die Loxone auch heute noch gemeinsam mit dem 2017 dazu gekommenen CEO Rüdiger Keinberger leiten. Das Ziel des Unternehmens: „Wir machen Gebäude intelligent. Unsere Vision ist es, dass wir mit Automatisierungslösungen Gebäude für Menschen einfacher, sicherer, energieeffizienter und komfortabler gestalten“, so Keinberger.

Moser und Öller stammen beide aus dem Technologie-Bereich. Martin Öller arbeitete zuvor mit Eworx an IT-Lösungen, Thomas Moser realisierte früher mit Ekey Gebäudezutritte per Fingerabdruck. Sie wollten gemeinsam ein ganzes, vernetztes Automatisierungssystem für Gebäude entwickeln. Heute bietet Loxone ein System, das auf Präsenzerkennung basiert. Der „Miniserver“ der Firma erkennt, wie viele Personen sich gerade in einem Raum befinden. Eine Reihe von Vorgängen kontrolliert das System, darunter die Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung, Bewässerung und Energie. Dabei sollen weder Komfort noch Energieeffizienz zu kurz kommen.

Ein Haus mit Loxone-Technologie © Loxone
Ein Haus mit Loxone-Technologie © Loxone

Kein „gewöhnliches“ Unicorn

Als Unicorn sah sich Loxone bislang eigentlich nicht. Bisher ist das Unternehmen ohne Risikokapital gewachsen. I5invest hat also die Bewertung nicht anhand von Finanzierungsrunden ermittelt, sondern durch Financial Performance Indicators (Umsatz, Wachstum, Profitabilität, Marktanteil). Auch wenn sich Loxone nie mit dem Thema der Bewertung beschäftigt hatte, sieht Keinberger dennoch die Analyse als glaubwürdig. Immerhin sei die Finanzkraft der Firma sehr stark. „Außerdem klopfen immer wieder potenzielle Investor:innen an die Tür, die für Firmenanteile diesen Preis zahlen würden“, sagt der CEO.

Mehr als 500 Mitarbeiter:innen beschäftigt Loxone aktuell, etwa 100 Produkte hat das Unternehmen bis heute realisiert. In Österreich ist laut dem Loxone-CEO mittlerweile jedes vierte neu errichtete Ein- oder Zweifamilienhaus mit der Smart Home-Technologie des heimlichen Unicorns ausgestattet. „Unsere Produkte müssen innovativ, einfach, zuverlässig und universell einsetzbar sein. Während andere Lösungen auf dem Markt Standard-Automatisierungen durch verbaute Produkte vorgehen, sind all unsere Erzeugnisse außerdem Update-fähig“, erklärt Rüdiger Keinberger.

Der Loxone-Campus in Kollerschlag © Loxone
Der Loxone-Campus in Kollerschlag © Loxone

Firma lehnt Cloud-Lösungen ab

Doch auch wenn die Produkte von Loxone auf Innovation ausgerichtet sind, steht das Unternehmen einigen modernen Technologien eher skeptisch entgegen, besonders Cloud-Anwendungen und Sprachsteuerung. „Wir verzichten auf die Cloud und sind daher in einem eigenen System. Der Miniserver erkennt zwar alles, was im Haus passiert, gehört aber den Kund:innen, womit diesen auch die eigenen Daten gehören. Cyberkriminalität basiert außerdem auf dem Hacken von Cloud-Lösungen, weshalb wir uns dem immer verwehrt haben. Deswegen haben wir auch eine zurückhaltende Position gegenüber der Sprachsteuerung“, sagt Keinberger.

Mittlerweile hat das Unternehmen allerdings dem Trend zur Sprachsteuerung nachgegeben und mit dem Apple HomeKit erst dieses Jahr ein Produkt herausgebracht, das mit Siri verbunden ist. Das Automatisierungs-Grundpaket von Loxone mit Miniserver und Software kostet etwa 1.500 Euro. Ein komplett vernetztes System, unter anderem mit smarten Lichtern, kann für ein Einfamilienhaus aber bis zu 20.000 Euro kosten.

Die App von Loxone © Loxone
Die App von Loxone © Loxone

Loxone hält Kollerschlag die Treue

Nun gilt also Loxone als heimliches Unicorn. Trotz der großen Erfolge bleibt die Firma ihrer Heimat Kollerschlag aber treu. „Wir werden oft gefragt, wieso wir am Ende von Österreich sitzen, aber Passau und Linz sind von uns gleich weit entfernt. Außerdem sind wir sowohl an die A3 und die A1 angebunden, also quasi die Lebensadern von Deutschland und Österreich. Der ländliche Standort hat auch Vorteile für unsere Angestellten, denn auf der Anreise gibt es so weder Stau noch mühsame Parkplatzsuchen“, erläutert der CEO. Wachsen will man vor allem auch über Akquisitionen, die aus dem eigenen Cashflow gestemmt werden.

In Zukunft will Loxone seinen Fokus auch auf mehrgeschossige Gebäude richten. Besonders wegen der zunehmenden Nachfrage nach Energieeffizienz ist das Unternehmen hier zuversichtlich. Ebenfalls bereits im Gange ist der Ausbau des Hauptsitzes, unter anderem mit PV-Anlagen. Auch arbeitet Loxone gerade an der Internationalisierung, geplant sind Standorte in Polen, der Schweiz und Frankreich. Zur genauen Umsatzentwicklung äußert sich Keinberger nicht, gibt aber einen Hinweis: „Ich bin 2017 als CEO von Loxone angetreten, mit dem Ziel, vor meiner Pension den Firmenumsatz auf eine Milliarde Euro zu bringen. Ich bin jetzt 57 Jahre alt.“

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