MAAMA: Wie sich die Tech-Riesen in die Zukunft einkaufen
Vergiss‘ GAFA, Vergiss‘ FAANG – das neue Kürzel, von dem man spricht, heißt MAAMA. Es steht für die fünf Tech-Riesen Microsoft, Apple, Alphabet, Meta und Amazon, die die Unternehmen-Rankings der Welt dominieren. Und dabei längst nicht mehr bloß für ihre spezifischen Sektoren (Business-Software, Smartphones, Search, Social Media & E-Commerce) stehen. Sie gehören auch zu den größten Investoren des Planeten und haben laut Economist 2021 satte 280 Milliarden Dollar in neue Technologien und Unternehmen investiert. Das soll verhindern, dass sie das nächste Kodak, Nokia oder IBM werden.
280 Milliarden Dollar, das ist eine große Nummer. Es entspricht 9 Prozent aller Investitionen, die US-Unternehmen 2021 getätigt haben. Weitere Vergleiche gefällig? Here we go (Zahlen von Dealroom):
- Investments in Startups und Scale-ups in Europa 2021: 100 Mrd. Dollar
- Investments in Startups und Scale-ups in den USA 2021: 330 Mrd. Dollar
- Investments in Startups und Scale-ups global 2021: 675 Mrd. Dollar
MAAMA investiert also massiv in die Zukunft. Der jüngste Deal ist jener von Microsoft – um 68,7 Milliarden Dollar will sich Redmond Activision Blizzard kaufen. Dabei geht es um das Milliardengeschäft Gaming heute genauso wie um Tech, Know-how und Talente, die die Metaversen von Morgen programmieren können. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Big Tech 2022 weitere Akquisitionen durchführt, den die Kriegskassen sind nach zwei sehr starken Corona-Jahren prall gefüllt. Lediglich Regulierungsbehörden und Wettbewerbshüter:innen vor allem in Europa könnten dem einen Strich durch die Rechnung machen.
Microsoft kauft “World of Warcraft”-Macher in Mega-Deal um 68,7 Milliarden Dollar
Die neuen Sektoren im Fokus
Wohin wandern also diese vielen Milliarden Dollar? Der Economist hat in einer bemerkenswerten Analyse (Paywall) erfasst, in welchen neuen Sektoren MAAMA Übernahmen und Investitionen (auch über ihre VC-Vehikel) gemacht haben, in welche R&D-Bereiche Geld geflossen ist und wie viele Mitarbeiter:innen bereits an Zukunftsthemen arbeiten. Zusammengefasst ergibt das folgendes Bild, das einen guten Einblick gibt, wo die Reise hingeht:
Microsoft | Apple | Alphabet | Meta | Amazon | |
Gaming | x | x | x | x | x |
AR/VR | x | x | x | x | |
Metaverse | x | x | |||
Fintech | x | x | x | x | x |
Autonomous Cars | x | x | x | x | |
Crypto/Blockchain | x | x | |||
Healthcare | x | x | x | x | |
Quantum Computing | x | x | x | x | |
SpaceTech | x | ||||
Robotics/Drones | x | x | x | x | x |
Neue Ängste vor Oligopolen
Die Summen, die MAAMA in R&D investieren, sind enorm. In den vergangenen 12 Monaten haben die Big Five im Schnitt 53 Prozent ihres Cashflows in Forschung und Entwicklung sowie in Investitionen gesteckt. Im Vergleich dazu lag der Median aller S&P500-Unternehmen bei 32 Prozent. Bei den enormen Umsätzen, die Alphabet und Co. erzielen, sind diese Milliarden mehr Geld, als ganze Großstaaten (außer die USA und China) pro Jahr für die Rüstung ausgeben.
Die enorme Kaufkraft beflügelt da ein weiteres Mal Ängste, dass Big Tech ihre monopolartigen Marktpositionen nun auch in Zukunftsbranchen wie Quantencomputer, Metaverse oder autonomen Fahrzeugen verfestigen. Die berühmt-berüchtigte Killzone, die Unternehmen wie Apple um sich errichtet haben, läuft auf Hochtouren. MAAMA hat in den vergangenen drei Jahren mehr als 110 Unternehmen aufgekauft. Vor allem Microsoft gibt derzeit sehr viel Geld aus: 68,7 Milliarden Dollar für Activision Blizzard, 16 Milliarden für Nuance.
Die vier anderen Tech-Riesen Amazon, Alphabet, Meta und Apple sind derzeit etwas ruhiger unterwegs, was große Übernahmen angeht. Denn Wettbewerbshüter vor allem in der EU haben diese vier Großunternehmen mittlerweile stark im Visier, weil befürchtet wird, dass sie auch durch Zukäufe ihre Markt beherrschenden Stellungen verfestigen. Die Übernahme von Giphy durch Meta/Facebook etwa wird in Großbritannien wie in Österreich untersucht (Trending Topics berichtete).
Doch die Monopol-Vorwürfe halten nicht immer. Auch nach der Übernahme von Activision Blizzard wird Microsoft „nur“ zehn bis 15 Prozent des Gaming-Marktes kontrollieren, Sony und Tencent haben höhere Marktanteile. Meta kann aktuell auf den neuen Social-Media-Riesen TikTok (mehr dazu hier) verweisen, und Amazon sieht sich zunehmend mit Shopify, Klarna und anderen E-Commerce-Lösungen konfrontiert. Auch im aufstrebenden Web3 gibt es zahlreiche neue Player, die die zentralisierten Riesen zumindest konzeptionell herausfordern. Dazu kommt Regulierung: Der Digital Markets Act der EU ist so konzipiert, digitale Monopole in die Schranken zu weisen.
Bedeutet also: Auch für MAAMA ist die Zukunft durchaus ungewiss.