„Made in Europe“-Bonus: Kritik an neuem Fördercall für Erneuerbare

Am gestrigen Mittwoch hat das Wirtschaftsministerium den ersten Fördercall für erneuerbare Energien ausgerufen, seit sich die neue Bundesregierung gebildet hat. Diese Ankündigung hat bei der heimischen Branche der erneuerbaren Energien aber nicht nur für Begeisterung. Denn viele Stakeholder sahen sich von dem recht unerwartet ausgerufenen Call überrumpelt.
„Made in Europe“-Bonus für Produktion in Europa
Die Förderung für erneuerbare Energien steht in diesem Jahr laut Krone im Umfang des gesetzlich vorgesehenen Mindestmaßes. Damit stehen 70 Millionen Euro für Investitionszuschüsse zur Verfügung. Für Photovoltaik- und Stromspeicherprojekte ist darüber hinaus der „Made in Europe“-Bonus von bis zu 20 Prozent vorgesehen. Dieser setzt wie der Name schon sagt, voraus, dass europäische Komponenten zum Einsatz kommen.
Der Call ist ab jetzt für insgesamt zwei Wochen geöffnet. Insgesamt stehen für Photovoltaik-Anlagen Fördermittel von 60 Millionen Euro zur Verfügung. Wasserkraftanlagen bis 25 Megawatt erhalten insgesamt fünf Millionen Euro. Die Investitionszuschüsse für Windkraftanlagen bis 1 Megawatt summieren sich auf eine Million Euro und für Biomasseanlagen bis 50 Kilowatt auf vier Millionen Euro. Der Bonus tritt mit dem zweiten Fördercall am 23. Juni 2025 in Kraft.
Branche kritisiert „überstürzten ersten Fördercall“
„Mit den Investitionszuschüssen in die Produktion erneuerbaren Stroms stärken wir gezielt den Standort und treiben die Energiewende entschlossen voran. Ein zentrales Element dabei ist der ‚Made in Europe‘-Bonus: Er steht für regionale Wertschöpfung und ein klares Bekenntnis zum europäischen Industriestandort. Ergänzt wird dieser Kurs durch die Stärkung von Wasserkraft, den gezielten Ausbau von Stromspeichern und Photovoltaik. So investieren wir nicht nur in erneuerbare Energie – sondern in eine unabhängige, stabile und leistbare Energiezukunft“, so Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP).
Grundsätzlich freut man sich in der Clean-Energy-Branche über solche Fördercalls, doch in diesem Fall zeigt sich auch großer Unmut ob der Art, wie das Wirtschaftsministerium die Ankündigung kommuniziert hat. Der Bundesverband Photovoltaic Austria kritisiert das Vorgehen der Bundesregierung scharf. „Gestern überraschte das Wirtschaftsministerium die gesamte Photovoltaik-Branche mit den längst überfälligen, aber dennoch überstürzten ersten Fördercall“, heißt es vom Verband. Die Aussendung erfolgte am Mittwoch um 8 Uhr, das Portal für den Call war nur neun Stunden später geöffnet. „Planbarkeit? Fehlanzeige“, so der Bundesverband Photovoltaic Austria.
Scharfe Kritik gibt es auch an der Höhe der Finanzierung selbst. So standen im Jahr 2023 standen noch rund 300 Millionen Euro für Photovoltaik zur Verfügung. Die 60 Millionen Euro in diesem Jahr sehen im Vergleich eher mager aus. „Das ist keine Art, wie man mit der Branche umgeht“, kritisiert PV Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer. Die Stakeholder seien nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess eingebunden worden. Zwar sei es positiv, dass die Regierung regionale Wertschöpfung und eine leistbare Energieversorgung gewährleisten will. „Aber ohne stabile und langfristige Rahmenbedingungen verpufft dieser Effekt“, so Immitzer.