Magdalena Hauser: „Ein A-Team mit einer C-Technologie schlägt immer ein C-Team mit einer A-Technologie“
Sie hat ein gewinnendes Lachen, ist ein großer Fan des Filmregisseurs Wes Anderson, ist bestens vernetzt und hat vor allem eines – eine Leidenschaft für Startups. Am 1. Februar 2018 hat Magdalena Hauser, die Nichte des Top-Investors Hermann Hauser, die Geschäftsführung des I.E.C.T. (Institute for Entrepreneurship Cambridge – Tirol) übernommen. Fortan wird sie sich noch intensiver um die Startup-Programme des Instituts, die Investments und die Luftbrücke in die britische Startup-Hochburg Cambridge kümmern.
Im Interview mit Trending Topics spricht Hauser darüber, welchen Fokus das I.E.C.T. künftig legen wird, wie Startups ein Investment von Hermann Hauser bekommen und wie sie von Tirol aus ihre Fühler in andere Regionen Europas ausstrecken will.
Trending Topics: Du bist seit kurzem Geschäftsführerin des I.E.C.T. Wie ist es dazu gekommen?
Magdalena Hauser: Es war klar, dass es zu diesem Shift kommen wird. Ich habe in den vergangenen Jahren immer mehr vom operativen Teil des I.E.C.T. übernommen – so war das mehr ein Übergang als ein Schnitt.
Welche Dinge wirst du künftig neu oder anders machen?
Wir werden natürlich weiterhin in Tirol mit unseren Partnern Startups fördern, Business Angels ausbilden und das Ökosystem aufbauen. Aber das I.E.C.T. wurde schon in den letzten Jahren für die Förderung der Kommerzialisierung von Forschung wahrgenommen. Unsere Investments sind immer schon sehr Technologie-lastig gewesen, der Forschungsfokus ist klar erkennbar. Künftig werden wir unsere Aktivitäten noch stärker auf das Forschungsthema zuschneiden.
Wie wird man diesen Forschungsschwerpunkt forcieren?
Wir werden eine Kooperation mit dem Wissenschafts-Fonds FWF machen, wo wir die Entrepreneurship-Seite für ihre Forscher übernehmen. Außerdem wird es das große Festival “Be Open” im September in Wien geben, wo der breiten Masse Forschungsergebnisse näher gebracht werden sollen. Das wird das größte Wissenschafts-Event während der österreichischen EU – Ratspräsidentschaft werden. Und das findet nicht zu Unrecht in Österreich statt, wenn man sich ansieht, was zum Beispiel in Sachen Quantencomputer in Innsbruck passiert – da sind wir weltweit führend (Trending Topics berichtete).
Wirst du dein Team aufstocken?
Ja, es wird zwei, drei neue Mitarbeiter geben.
Hermann, Joseph und Johannes Hauser werden dir aber vermutlich weiterhin zur Seite stehen?
Klar. Hermann hat natürlich immer noch die Hand drauf und bei Investment-Entscheidungen hat er das letzte Wort. Man kann von ihm so viel lernen, alleine wie er mit anderen Menschen umgeht. Er ist ein großes Vorbild. Joseph und Johannes sind seit 30 Jahren erfolgreiche Unternehmer und beide werden mir zur Seite stehen!
Hermann Hauser ist einer der beliebtesten Investoren in Österreich. Was muss ein Startup mitbringen, um für eine Beteiligung in Frage zu kommen?
Wir sind eigentlich DeepTech-Investoren, auch wenn wir schon in Hardware oder Plattformen investiert haben. Wir brauchen eine skalierbare, innovative Technologie im Hintergrund. Der Markt dafür muss groß genug sein. Wichtig ist auch, dass das Team einen Star hat, das kann der Techniker sein oder der Visionär. Ein A-Team mit einer C-Technologie schlägt immer ein C-Team mit einer A-Technologie. Und: Die Technologie muss davor geschützt werden können, schnell von den Großen nachgeahmt und überholt zu werden.
Tirol hat neben Wien, Linz und Graz ein eigenes Ökosystem in Sachen Startups. Wie sieht es derzeit vor Ort aus?
In den letzten drei Jahren hat sich viel verändert. Im Herbst 2016 haben wir gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, der Uni Innsbruck und dem MCI, der Standortagentur und der Werkstätte Wattens Startup Tirol gegründet, ein Dachverein als Anlaufstelle für alle Themen rund um Startups. Alle, die vorher für sich alleine etwas mit Startups getan haben, sind jetzt wirklich unter einem Dach. Wir haben es nun auch geschafft, unsere Programme aufeinander abzustimmen, was wirklich ein Meilenstein ist im Vergleich zu vorher.
Ist Tirol groß genug als Markt für das I.E.C.T.?
Tirol ist für uns viel zu klein. Klar wollen wir und will Hermann, als geborener Wörgler, dem Land etwas zurückgeben, aber unser Markt ist klar Central Europe. Deswegen gibt es viel Kooperation mit Wien und Startups suchen wir sowieso international. Es gibt genug Geld in Tirol, es gibt noch mehr Geld in Südtirol und geografisch liegt Tirol auch sehr nah an Bayern. Das kann man alles nutzen, wenn man sich ein bissl anstrengt.
In welche Startups soll künftig investiert werden?
Wie gesagt werden wir uns verstärkt auf Forschung fokussieren. Startups, bei denen wir mit mehr als 0,5 Prozent hineingehen, sollten schon in der gleichen Zeitzone sitzen, weil sonst wird es schwierig, mit ihnen enger zusammen zu arbeiten. Es ist auch klar, dass wir die Brücke nach Cambridge weiter ausbauen werden. In ein, zwei Jahren werden wir dort voraussichtlich fix jemanden sitzen haben, der vor Ort mit den Startups arbeitet und Startups von außerhalb hilft, Kontakte in Cambridge zu knüpfen.
Was ist das nächste große Projekt?
Auf jeden Fall die I.E.C.T. Summer School on Entrepreneurship, die in Alpbach und in der Werkstätte Wattens stattfinden wird. Diesmal sind auch Corporate-Partner dabei, die bis zu fünf Teilnehmern den Aufenthalt finanzieren. Die Summer School ist für die Ideen- und Frühphase da, wo weltverändernde Dinge angegangen werden. Weil es gerade in dieser sehr kritischen Phase viel Unterstützung braucht, um nicht immer die gleichen Fehler wie viele vor dir zu machen. Die Kommunikation mit potenziellen Kunden oder anderen Stakeholdern ist bei vielen Forschern ein Punkt, der gerne übergangen wird. Denn der Markt kommt nicht von alleine, man muss vieles richtig machen. Auch Investoren, Förderstellen oder ersten Mitarbeitern muss man die eigene Story erzählen können. Wie man das alles macht, dazu bekommen in der Summer School Startups aus der ganzen Welt Unterstützung und Anleitung.