Magenta-CEO Andreas Bierwirth über 5G: „Aufpassen, dass keine Hysterie entsteht“
Magenta lud heute zur alljährlichen Jahresabschluss-Pressekonferenz. Die Zahlen von 2019 sind für den Mobilfunker durchweg positiv, wurden aber von den Themen 5G und vor allem dem Konflikt zwischen Huawei und den USA in den Schatten gestellt. Magenta-CEO Andreas Bierwirth sieht bei 5G „Euphorie und Panik in einem“ und warnt vor Populismus.
Eine Milliarde Euro will Magenta bis 2021 in das Netz investieren. Der Ausbau von 5G ist ebenso geplant wie der Ausbau des Glasfasernetzes. Vor allem der neue Mobilfunkstandard und LTE-Nachfolger sorgt seit geraumer Zeit für Diskussionen. Wenig verwunderlich also, dass die Thematik auch bei der Pressekonferenz dominierend war. Das Thema 5G betreffende Fragen seien „sensibel“, erklärte Bierwirth, man habe das Thema „selbst gar nicht immer im Griff“. Es gebe viele Ebenen, auf denen diskutiert wird, alle würden andere Betrachtungswinkel bieten.
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„Ich glaube, dass sich die Diskussion vor allem um den intelligenten Bereich des 5G-Ausbaus dreht, also den Bereich, den sensible Daten passieren“, erklärt Bierwirth. Magenta setzt dafür auf andere Anbieter als Huawei, auch wenn diese Multi-Vendor-Strategie „komplexer für die Ingenieure“ sei. Die Antennentechnologie stammt aber von Huawei, das sei aber „nicht so kritisch zu sehen“. Zudem gebe es „noch nicht so viele Antennen“, die zudem leicht zu wechseln seien. Ein theoretischer Umstieg wäre also möglich, Bierwirth wirft aber die Frage auf, „ob das auch richtig ist“. Wer eine Diskussion über Antennenplatten von Huawei führe, müsse auch darüber diskutieren, ob Netze „nicht auch in europäischer Hand sein müssen“. Damit spielt der Magenta-CEO auf Drei an, eine Tochtergesellschaft der chinesischen CK Hutchison Holdings.
„Aufpassen, dass keine Hysterie entsteht“
Auf das Thema gebe es „keine so einfache Antwort, wie es einige Populisten gerne hätten“ meint Bierwirth weiter. Sein Appell: Aufpassen, dass keine Hysterie um 5G entsteht. „Es wird nicht zwischen dem unterschieden, was in einer Mikrowelle passiert und dem, was wir da machen“. Er sei bei vielen Bürgerversammlungen gewesen und versuche, Ängste zu nehmen. „Ich erkläre den Leuten dann immer, dass es ‚gefährlicher‘ ist, ein Gerät ohne Empfang mit sich herumzutragen, als eines mit 5G-Empfang. Die ständige Empfangssuche sei schädlicher.
Allerdings hieße es dann oft, er müsse das ja sagen, immerhin komm er aus der Industrie. „Das mache ich nicht, ich will ja auch keinen Krebs bekommen“, plädiert der Magenta-CEO auf einen ehrlichen Umgang mit der Thematik. Es stecke auch viel Psychologie dahinter, „wir haben Menschen mit Kopfschmerzen neben einem deaktivierten Sendemasten“.
Mit der Stadt Wien gebe es jedenfalls „konstruktive, professionelle Gespräche“ über den weiteren Ausbau. Es hakt allerdings am Preis für die Antennenmieten auf öffentlichem Grund. Gerade bei 5G sei Magenta aber „die Firma für Wien“ und auch die neue Regierung habe sich Digitalisierung groß an die Fahnen geheftet. „Es gibt ein Paket zur 5G-Führerschaft in Europa“.
Magenta: Positives Jahr 2019
Mit den Zahlen des vergangenen Jahres zeigt sich Magenta auch ohne 5G zufrieden. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 1.276,2 Millionen Euro (Vorjahreswert: 1.054,7 Millionen Euro). Der Umsatzanstieg ist laut Magenta zum überwiegenden Teil auf die Übernahme von UPC Austria zurückzuführen, aber auch operativ ist Magenta Telekom dank höherer Umsätze im Vertragskundenbereich sowie Zuwächsen im Wholesale-Geschäft gewachsen. Magenta Telekom hat im Jahr 2019 fast eine Viertelmilliarde Euro, konkret 242 Mio. Euro, in die Netze in Österreich investiert als erster Betreiber in Österreich ein 5G-Netz im März 2019 in Betrieb genommen.
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Neben dem 5G-Netzausbau werde 2020 auch der erste 5G-Campus von Magenta mit der TU Graz in Betrieb gehen. Mit dem LTE-Mobilfunknetz Österreichs waren per Ende des Jahres 97 Prozent aller Haushalte in Österreich versorgt. Das österreichweite Maschinennetz Narrowband-IoT versorgt laut der offiziellen Pressemeldung 99,4 Prozent der besiedelten Fläche Österreichs. Die Zahl der Mobilfunkkunden im Netz von Magenta Telekom lag per Ende 2019 bei 5,02 Millionen SIM-Karten.
Wachstum und Nachhaltigkeit
„Die Investitionen in Österreich werden auf hohem Niveau bleiben, verspricht Andreas Bierwirth. Man habe nach wie vor die Intention, „ein wachsendes Unternehmen“ zu sein. Das wirft die Frage auf, wie sich Wachstum mit Nachhaltigkeit vereinbaren lässt. Magenta sei das erste CO2-neutrale Unternehmen gewesen und „wird sich nicht aus der Verantwortung stehlen“. Man müsse es schaffen, die Wirtschaft CO2-neutral zu machen, erklärte Bierwirth. Nicht aber etwa, „weil das Frau Thunberg will, sondern weil „man das wirklich machen muss“. Als Mobilfunker sei Magenta auch in der Lage, den CO2-Ausstoß zu senken, beispielsweise durch mehr Konnektivität und Smart Citys.