Analyse

Magic ist jetzt das best finanzierte AI-Coding-Startup. Was mit dem Geld passiert.

Eric Steinberger, CEO und Mitgründer von Magic. © WeAreDevelopers
Eric Steinberger, CEO und Mitgründer von Magic. © WeAreDevelopers
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Am Ende geht es bei Startups immer um zwei Dinge: Zeit und Geld. Ersteres hat man nicht, zweiteres braucht man in rauen Mengen.Insbesondere gilt das derzeit für AI-Startups, die um einen neuen Markt, die meisten Nvidia-Chips und die besten Köpfe rittern. Im Bereich von Coding-Assistenten bzw. AI-Programmierern hat sich das in Österreich gegründete und längst in San Francisco ansässige AI-Startup Magic nun im Zuge einer neuen Finanzierungsrunde an die Spitze jener Jungfirmen gesetzt, die das Coden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren wollen.

Magic hat, wie berichtet, in einer frischen Finanzierungsrunde 320 Mio. Dollar aufgenommen, insgesamt steht die Jungfirma (gegründet 2022) nun bei satten 465 Mio. Dollar an aufgenommenen Kapital. Wohin das Geld fließt, das zeigt dieses Verhältnis: Bei Magic arbeiten Angaben des Unternehmens der Gründer Eric Steinberger und Sebastian De Ro 23 Personen, dem gegenüber stehen 8.000 H100-Chips von Nvidia, die bei Magic arbeite sollen. Einer der begehrten H100 des GPU-Giganten kostet je nach Konfiguration zwischen 30.000 und 40.000 Dollar – schon alleine diese Hardware kostet 240 Mio. Dollar.

Mit insgesamt 465 Mio. Dollar hat sich Magic an die Spitze der Startups gesetzt, die sich anschicken, GitHub Copilot vom Thron zu stossen und Coding so zu automatisieren, dass Menschen wenig bis gar nicht mehr selbst Hand anlegen müssen. Damit hat Magic selbst prominente Startups wie Cognition AI, das mit „Devin“ für Furore sorgte, deutlich hinter sich gelassen:

Raised so far Valuation AI Model Investors HQ
Magic $465M > $1B LTM-2 mini (own) Eric Schmidt, Atlassian, CapitalG, Jane Street, Sequoia, Nat Friedman, Daniel Gross, Elad Gil San Francisco
Augment $252M $977M tba. Eric Schmidt, Index Ventures, Sutter Hill Ventures, Lightspeed Venture Partners, Innovation Endeavors, Meritech Capital Palo Alto
Codeium $243M $1,25B Llama 3.1 (from Meta) General Catalyst, Kleiner Perkins, Greenoaks Capital Mountain View
Repit $222M $1,16B Replit Code 1.5 (3B) Y Combinator, Andreessen Horowitz, Coatue, Craft Ventures, A.Capital Ventures Menlo Park
Cognition $196M $2B Devin Founders Fund, Patrick and John Collison, Elad Gil, Sarah Guo, Chris Re, Eric Glyman, Karim Atiyeh, Erik Bernhardsson, Tony Xu, Fred Ehrsam San Francisco
Poolside.ai $126M tba. tba. Xavier Niel, Felicis, Rodolphe Saadé, Motier Ventures, Bpifrance, NewWave Frst,  Redpoint Ventures Paris
Anysphere $69M $400M tba. Andreessen Horowitz, Thrive Capital, Patrick Collison, OpenAI, Nat Friedman, Arash Ferdowsi Buffalo
Tabnine $57M tba.  Tabnine Universal + Tabnine Protected Telstra Ventures, Atlassian, Khosla Ventures, TPY Capital, Hetz Ventures, Qualcomm Ventures, OurCrowd, Samsung NEXT Ventures, Headline Ventures Tel Aviv

Hunderte Millionen Dollar für Nvidia-Chips

Mit bereits 8.000 Nvidia-GPUs unter Dach und Plänen, weitere „zehntausende GB200“ für die Berechnung der AI-Modelle zuzukaufen, ist ganz klar, wohin der Großteil des Geldes fließt. Laut Listenpreis würde Magic für nur zehntausend der Blackwell-Chips von Nvidia bei einem Preis pro Stück von etwa 70.000 Dollar satte 700 Mio. Dollar abdrücken müssen. Das gibt dann auch gleich Ausblick auf die weitere Marschroute: Magic wird bald wieder frisches Geld brauchen, und zwar hunderte Mio. Dollar, alleine um diese GPUs zuzukaufen. Dazu hat man bereits Partnerschaft mit Google Cloud und Nvidia geschnürt, mit ihnen baut man sich zwei Supercomputer namens „Magic-G4“ (basierend auf H100) und „Magic-G5“ (basierend auf den neuen GB200).

Wie enorm dieses Vorhaben Magic ist, zeigt folgender Vergleich: Im Sommer 2024 hat Das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) Millionen Euro in einen hochmodernen Rechencluster von mehr als 100 NVIDIA H100 Tensor Core Grafikprozessoren investiert. Damit hat das Startup mit 23 Mitarbeiter:innen 80 Mal mehr Rechen-Power zur Verfügung als das ISTA mit 80 Forschungsgruppen. Größer als bei Magic geht nur mehr bei den Hyperscalern: Meta Platforms von Mark Zuckerberg hat angekündigt, 350.000 Nvidia H100 GPUs um mehrere Milliarden Dollar zuzukaufen.

Löhne bis zu 900.000 Dollar pro Jahr

Die Ausgaben von Magic für die Grafik-Prozessoren werden begleitet von ordentlichen Löhnen, die Mitarbeiter:innen im hart umkämpften Markt für AI-Spezialist:innen bekommen. Den aktuellen Stellenausschreibungen zufolge wird Ingenieuren in San Francisco zwischen 100.000 und 900.000 Dollar Jahresgehalt (inkl. großzügigen Versicherungen und unlimitiertem Urlaub) in Aussicht gestellt, ein neuer Head of Finance soll mit 200.000 bis 300.000 Dollar pro Jahr bezahlt werden. Das sind aus europäischer Sicht teilweise fürstliche Löhne, für Expert:innen im AI-Bereich im Silicon Valley aber übliche Marktpreise, die Startups mithalten müssen.

Insofern staunt man gerne über Finanzierungsrunden dieser Größenordnung. Wenn man aber weiß, in was das Geld investiert werden muss, um wettbewerbsfähig bleibenzu können, sieht man schnell, dass diese 320 Mio. Dollar gar nicht lange reichen werden. Und irgendwann wird der Punkt kommen, an dem Magic auch Umsatz machen muss – und da wird spannend, wie viel Unternehmen bezahlen werden, um Zugang zu dem AI-getriebenen Coding-Tools zu erhalten.

Magic holt frische 320 Mio. Dollar, bringt AI-Modell mit riesigem Kontext-Fenster

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