Gründer sind die neuen Punks
„To me, punk rock is the freedom to create, freedom to be successful, freedom to not be successful, freedom to be who you are. It’s freedom.“ – Patti Smith
Drei Akkorde, ein monotoner Beat und Texte, die die Welt nicht akzeptieren wollen, wie sie eben ist. Rau, ungeschliffen und echt. Das war Punk in den 70er, 80er und 90er Jahren. Studenten sandelten auf den Straßen herum und diskutierten in WG-Küchen und Kaffeehäusern die großen Fragen des Lebens. Musikalisch hatte die Bewegung von den Sex Pistols über The Clash bis hin zu NOFX nur eine Stoßrichtung: die Wut über die Ungerechtigkeit auf der Welt in direkten und schnörkellose Botschaften zu verpacken. Die Bewegung entstand aus der Arbeiterklasse und verschrieb sich dem Ziel, die bürgerliche Heuchelei anzuprangern und der Frustration der Jugend und der Arbeiter eine Stimme zu geben. „This music isn´t your fucking industry. – NOFX“
Der Schnelligkeit fehlt der Sinn
Heute werden Schüler in Rekordzeit durch die Klassen gescheucht. Das Studium verkommt zum Punkte sammeln. Immer schneller sollen sich die jungen Menschen im Arbeitsleben wiederfinden und ihren Beitrag zum volkswirtschaftlichen Wesen leisten. Deshalb verlegt sich das sinnvolle Element, das jeder Mensch braucht, auf die Zeit nach dem Abschluss.
Kooperation über Konkurrenz
Aus diesem Grund hat die heutige Gründer-Euphorie viel mit den Grundwerten der damaligen Bewegung gemeinsam. Neben der Ablehnung vorgefertigter Schablonen wie Karriere und Lebensgestaltung auszusehen haben, rücken auch Charakteristika in den Vordergrund, die Kooperation über Konkurrenz stellen. Ein Zusammenschluss an den bestehenden Strukturen vorbei. Eine Bemächtigung der Menschen ihr eigenes Ding durchzuziehen und dabei auf Sicherheit und Prestige zu verzichten. Der Wunsch nach gesamtgesellschaftlicher Veränderung durch eine neue Art zu denken und zu handeln.
Aus destruktiv wird konstruktiv
Der Unterschied zur damaligen Zeit ist, dass der Kapitalismus gewonnen hat. Die aufrührerischen, kritischen Tendenzen haben sich durch den Siegeszug der gewinnorientierten Ökonomie in das System zurückgezogen. Punks können heute Anzug tragen. Sie haben akzeptiert, dass der Weg zur Heilung der schieren Missstände nur von innen heraus passieren kann. Die Wut auf die Politik wurde durch stille Ablehnung und das Vertrauen auf die eigenen Stärken ersetzt. Niemand besetzt mehr Häuser. Niemand geht mehr auf die Barrikaden. Dafür basteln weltweit Hunderttausende an Projekten, die den Status Quo verändern sollen – in allen bekannten Branchen. Die Destruktivität wurde durch Kreativität ersetzt. Und das ist gut so. Weil es dem Planeten im ein oder anderen Fall mehr helfen kann, als große Reden über seinen Zustand.
Eine Gründung ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Wir scheuen keine Risiken und haben als öffentliche Bühne das freie Internet. Wir propagieren die Kultur des Scheiterns. Wir gehen raus und machen einfach. Wir sind Punks.