Mantras OM-Token kollabiert, Verwicklung des Teams wird abgestritten

Ab etwa 20:30 Uhr am Sonntag mitteleuropäischer Zeit kann man einen zuvor ziemlich gehypten Token in Echtzeit beim Implodieren zusehen: Innerhalb von Minuten ist der Preis des OM-Tokens der Mantra-Blockchain um satte 90 Prozent eingebrochen. Lag die Marktkapitalisierung von Mantra, das eine native Blockchain für die Tokenisierung von Immobilien bieten will, noch bei sechs Milliarden Dollar, ist sie innerhalb kürzester Zeit deutlich unter die Marke von einer Milliarde eingebrochen.
Sofort haben sich am Sonntag Abend Vorwürfe und Gerüchte bezüglich eines „Rug Pulls“ verbreitet – also der möglichen Marktmanipulation durch das Gründer-Team selbst. „Wir möchten Ihnen versichern, dass Mantra grundsätzlich stark ist. Die heutige Aktion wurde durch rücksichtslose Liquidationen ausgelöst und hat nichts mit dem Projekt zu tun. Eines möchten wir klarstellen: Das war nicht unser Team. Wir gehen der Sache nach und werden so bald wie möglich weitere Einzelheiten über die Geschehnisse bekannt geben“, heißt es dazu in einer aktuellen Stellungnahme.
Erinnerungen an FTX und Terra/LUNA werden wach
Der rapide Einbruch des OM-Token weckt Erinnerungen an den Kollaps des FTX-Token FTT der Krypto-Börse des mittlerweile im Knast sitzenden Gründers Sam Bankman-Fried oder auch an den Zusammenbruch des algorithmischen „Stablecoins“ Terra USD und des LUNA-Tokens im Jahr 2022. Auch X wird die Ankündigung seitens des Mantra-Projekts, das Team selbst habe nichts mit dem Einbruch zu tun und man werde dem Fall nachgehen, bereits verhöhnt. Spannend wird nun, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt.
Die Blockchain-Plattform Mantra wollte mit ihrem OM-Token die Tokenisierung von Real World Assets (RWA) vorantreiben und ist dabei durch bemerkenswerte Verbindungen zur globalen Immobilienelite und bis hin zum US-Präsidenten Donald Trump aufgefallen.
Denn die in Dubai ansässige DAMAC Group, eines der führenden Immobilienkonglomerate des Nahen Ostens, hat vor gar nicht allzu langer Zeit eine Partnerschaft mit Mantra geschlossen. Das Ziel: Assets im Wert von mindestens einer Milliarde US-Dollar auf die Blockchain zu bringen. Diese strategische Allianz folgt einem ähnlichen Modell wie der bereits etablierte 500-Millionen-Dollar-Deal mit der MAG Group, einem weiteren prominenten Immobilienentwickler aus Dubai.
Hussain Sajwani, der milliardenschwere Gründer der DAMAC Group, ist dabei die Schlüsselfigur. Nicht umsonst trägt er in Geschäftskreisen den bezeichnenden Spitznamen „Donald von Dubai“. Die Parallelen zum früheren und künftigen US-Präsidenten reichen jedoch über Sajwanis Geschäftssinn hinaus – die beiden Immobilienmagnaten pflegen persönliche Beziehungen, die auch geschäftliche Dimensionen haben.
Trump-Verbindung und Milliarden-Investitionen
Die Verbindungen zwischen Sajwani und Trump wurden Anfang des Jahres besonders deutlich, als der „Donald von Dubai“ persönlich in Trumps Residenz Mar-a-Lago erschien. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten die beiden Geschäftsmänner, dass DAMAC 20 Milliarden Dollar in den Bau von Rechenzentren in verschiedenen US-Bundesstaaten investieren wolle – ein Deal, der nun nach Trumps Wahlsieg besondere Bedeutung erlangt.
Für Beobachter der Krypto-Szene ist besonders interessant, dass Sajwanis Unternehmen bereits seit 2022 Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptiert. Die aktuelle Partnerschaft mit Mantra erscheint da als konsequente Weiterentwicklung einer langfristigen Blockchain-Strategie.
Mantra und der OM-Token: Die technische Infrastruktur
Mantra selbst ist eine speziell für tokenisierte Real-World-Assets entwickelte Layer-1-Blockchain, die auf dem Cosmos SDK basiert und das Inter-Blockchain Communication (IBC)-Protokoll nutzt. Das 2023 von John Patrick Mullin, Will Corkin und Rodrigo Quan Miranda gegründete Projekt hat sich schnell zum wertvollsten im Cosmos-Ökosystem entwickelt – bis Sonntag Abend zumindest.
Im Zentrum des Ökosystems steht der OM-Token, der in der Krypto-Community zuletzt für Furore sorgte. Nach dem sprunghaften Anstieg auf ein Allzeithoch von 9 Dollar je Token im Februar 2025 galt OM bis vorkurzem als Ausnahmeerscheinung in der aktuell schwierigen Phase für Krypto-Assets. Ein wesentlicher Grund für diesen Aufwärtstrend scheint der Einstieg des französischen Krypto-Wallet-Anbieters Ledger als Validator zu sein, wodurch OM für eine breitere Investorenbasis zugänglich wurde.
Neben Ledger sind auch andere namhafte Unternehmen wie Google Cloud, Hex Trust und Anchorage Digital als Validatoren im Netzwerk vertreten – ein deutliches Zeichen für das wachsende institutionelle Interesse an dem Projekt.
Die Vision: Tokenisierung von Betongold
Die Tokenisierung von Immobilien und anderen „Real World Assets“ verspricht, Investitionsprozesse effizienter zu gestalten und einem breiteren Anlegerkreis zugänglich zu machen. Durch die Blockchain-basierte Digitalisierung können Anteile an Immobilien oder anderen Vermögenswerten in Form von Token gehandelt werden, was potenziell zu mehr Liquidität und Transparenz führt.
Für Sajwani und die DAMAC Group bietet diese Technologie die Möglichkeit, eine neue Zielgruppe von Krypto-affinen Investoren anzusprechen. Gleichzeitig sollte das Mantra-Ökosystem von der steigenden Nutzung profitieren: Je mehr tokenisierte Vermögenswerte auf der Plattform gehandelt werden, desto wichtiger wird der OM-Token, der für Transaktionsgebühren verwendet wird und Stimmrechte bei Entscheidungen über die Weiterentwicklung des Netzwerks verleiht.