Marie Boltenstern: Diese Wiener Architektin druckt Gold-Schmuck
Marie Boltenstern hat mit 25 Jahren das Geschäft ihres Vaters übernommen und tritt in große Fußstapfen: Sven Boltenstern ist ein international bekannter Schmuckdesigner, bekannt für Einzelstücke, die auch gerne in Ausstellungen präsentiert wurden. Seine Tochter beschloss 2015, dass Boltenstern-Schmuck ab sofort ausgedruckt wird.
„Mein Vater hat sehr künstlerisch gearbeitet und da etwas weiterführen zu wollen wäre undenkbar gewesen“, erklärt die studierte Architektin den radikalen Strategiewechsel. „Wir sind alle froh, dass ich etwas ganz anderes mache, aber doch an dem anknüpfe, was mein Vater gestartet hat“.
Der erste direkt gedruckte Goldschmuck
Marie Boltensterns Schmuck kommt aus dem 3D-Drucker: „Wir sind weltweit die ersten, die direkt gedruckte Kollektionen in Gold und Silber und auch in Kombination mit Edelsteinen auf den Markt bringen“. Im Drucker werden Silber- oder Goldpulver Schicht für Schicht zusammengeschmolzen. So entstehen Formen, die kein menschlicher Juwelier formen könnte: Ineinander verwobene, organisch wirkende Strukturen, in die teilweise Edelsteine integriert sind. „Einmal sind beim Polieren Steine zerbrochen – wir wissen jetzt ganz sicher, dass ein Goldschmied sie auf diese Art nicht integrieren könnte“, sagt Boltenstern.
75 Euro bis 75.000 Euro: „Ein Investment in die Zukunft“
Die Schmuckstücke bewegen sich in einer Preisspanne von 75 Euro bis 75.000 Euro – Luxus aus dem 3D-Drucker, funktioniert das? „Das ist attraktiv für Menschen, die schon alles haben, die aber auch gerne Investment in die Zukunft tätigen. Gold-Schmuck kann man noch an seine Ur- und Urur-Enkel weitergeben“, sagt die Jungunternehmerin.
Erhältlich sind die Schmuckstücke derzeit in einem Pop-up-Store in der Wiener Innenstadt, im Online-Shop und demnächst auch bei einem großen Vertriebspartner in Asien: „Wir hoffen, unseren Schmuck dort in Zukunft in sehr großen Stückzahlen verkaufen zu können“.
Team aus Goldschmieden, Architekten und Programmierern
Drucker hin oder her, ohne Goldschmiede geht es auch bei Boltenstern nicht. Das Team umfasst mittlerweile mehr als zehn Mitarbeiter, darunter Goldschmiede, Programmierer und Architekten. Boltenstern lässt sich für ihre Designs gerne von der Natur inspirieren. Das klingt platt, geht aber tatsächlich über Schmuck in vegetabilen Formen hinaus: „Ich analysiere die Strukturen und die Geometrie hinter Formen der Natur“.
Eines ihrer bekanntesten Armbänder („Darüber hat schon die New York Times geschrieben“) imitiert eine Schuppenstruktur, „die sehr beweglich und anschmiegsam ist und auch beschützend und eine gewisse Wirkung hat, genau wie das im Naturreich immer der Fall ist“.