Analyse

Marketplace: Wie gefährlich ist Facebooks neuer Flohmarkt für Shpock und willhaben?

Kaufen, verkaufen. © Facebook
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Kaufen und verkaufen – ja, das machen die Menschen im Internet sehr gerne. Dachte man sich auch Facebook und brachte diese Woche seinen Marketplace in 17 europäische Länder, darunter auch Österreich, Deutschland und die Schweiz. War die Funktion zuvor nur in den USA, Kanada, Chile, Mexiko, Neuseeland und Großbritannien verfügbar, sollen Privatnutzer ab 18 Jahren auch hierzulande Gegenstände handeln können. Noch ist die neue Funktion (man erkennt sie an einem kleinen „Shop“-Symbol in den Apps und am Desktop) nicht für alle freigeschaltet, doch schon bald soll man sich durch ein reichhaltiges Angebot von Waren scrollen können.

Facebook spricht von 550 Millionen Nutzern monatlich, die schon vor dem Start von Marketplace in Verkaufsgruppen Dinge an den Mann brachten bzw. Waren zum Kauf aufstöberten. In den USA sollen Nutzer alleine im Monat Mai rund 18 Millionen Inserate aufgegeben haben. Noch monetarisiert Facebook seinen Marktlatz nicht mit kostenpflichtigen Inseraten (z.B. für erhöhte Sichtbarkeit), aber was noch nicht ist, kann noch werden. Stellt sich also die Frage: Kann Facebook den beiden Kleinanzeigen-Plattformen Shpock und willhaben den Rang ablaufen können?

„willhaben wird davon profitieren“

willhaben-Geschäftsführerin Sylvia Dellantonio. © willhaben

„Ja, Facebook zählt auch zu den wichtigen Konkurrenten und das nicht erst seit dieser Woche. Facebook wird den Classifieds-Gesamtmarkt wachsen lassen und willhaben wird davon in Österreich mehr als andere profitieren“, sagt Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin von willhaben. Ihre Firma (ein Joint Venture des Styria-Verlags und des norwegischen Medienkonzerns Schibsted) sei am Markt mit unzähligen Konkurrenten (Job-, Immo- und Autoportale) konfrontiert, und im Marktplatz-Umfeld tummelten sich ebenfalls viele Anbieter. Jedoch: „Obwohl Marktplätze die großen Traffic-Bringer sind, sind vor allem die Immo-, Auto- und Job-Verticals die relevanten Erfolgsfelder“, sagt Dellantonio.

„Wir sind organisatorisch, vertrieblich und im Marketing besser denn je aufstellt und vorbereitet“, so Dellantonio weiter. willhaben hätte 50 Inhouse-Developer, die Features ausschließlich für den österreichischen Markt entwickeln, kuratierte Themen-Schwerpunkte, lokale Newsletter, einen lokalen Kundendienst und ein lokales Team mit rund 200 Mitarbeitern, „das den österreichischen Markt bis in kleinste Nischen aktiv bearbeitet“, so die willhaben-Chefin. Zum groben Vergleich: willhaben zählte im Juli 2017 rund 6 Millionen Unique Clients aus Österreich, Facebook hat in Österreich rund 3,7 Millionen registrierte Nutzer.

Von Facebook sieht sich willhaben nicht abhängig. „Sharing via Social Media ist wichtig, aber nicht erfolgskritisch, da willhaben stetiges, organisches Traffic-Wachstum hat und über eine Monatsreichweite von mehr als 50 Prozent verfügt“, so Dellantonio. Auf Facebook als Login-Provider hätte man verzichtet, es gebe ausschließlich Direct Logins.

Shpock: „Jeder Mitbewerber sorgt für mehr Aufmerksamkeit“

Shpock-CEO Bernhard Baumann. © Shpock

Die Wiener Flohmarkt-App Shpock, die fast zur Gänze dem norwegischen Medienriesen Schibsted gehört, hatte in Österreich im Juli 2017 rund 1,4 Millionen Unique Clients auf seinen Web-Angeboten (mehr als 70 Prozent der Shpock-Nutzer kommen aus dem Ausland), international zählt Shpock täglich mehr als zehn Millionen aktive Nutzer. Für Shpock, das vor allem im mobilen Bereich stark ist, könnte Facebook (ebenfalls zu mehr als 70 Prozent mobil genutzt), zum Problem werden – oder?

„Jeder Mitbewerber sorgt dafür, dass den mobilen Marktplatz-Lösungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Großbritannien haben wir gesehen, dass sich das positiv auf Shpock auswirkt“, sagt Shpock-CEO Bernhard Baumann. „Dort ist Facebook Marketplace seit knapp einem Jahr verfügbar, gleichzeitig ist die Shpock-Community in Großbritannien in diesem Zeitraum sogar noch stärker gewachsen als zuvor. Das Land gehört zu unseren erfolgreichsten Märkten. Wenn es in Deutschland und Österreich den gleichen Effekt hat, soll uns das recht sein.“

In punkto Funktionalität sei man der Konkurrenz voraus. „In Großbritannien führen wir, wie in allen Märkten, regelmäßig Tests durch und stellen Produkte auf verschiedenen Plattformen zum Verkauf. Die Ergebnisse zeigen, dass keine andere Plattform so schnell Kaufabschlüsse generiert wie Shpock“, sagt Baumann.

Zwar bietet Shpock Sharing- und Login-Funktionen von Facebook an, sieht sich aber nicht abhängig von dem Social Network. Der Facebook-Login sei nur eine Möglichkeit von mehreren. „Als Marktplatz der Smartphone-Generation haben soziale Netzwerke natürlich von Beginn an eine wichtige Rolle gespielt“, sagt Baumann. „Das Teilen von Produkten, die auf Shpock verkauft werden, ist beliebt und geschieht auf einer Vielzahl von Kanälen, wie in sozialen Netzwerken, Messengern, via E-Mail und selbst SMS. Hier besteht keine Abhängigkeit von einem einzigen Kanal.“

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