Business Angel Markus Ertler: „Bei Startups gibt es drei Parameter: Team, Team und Team“
Der Exit als Startpunkt: Nach dem der Wiener Unternehmer Markus Ertler gemeinsam mit seinem Bruder 2014 das Portal immobilien.net an ImmobilienScout24 verkaufte, war der Sinn seines Arbeitens plötzlich weg. „Ich hatte 20 Jahre lang nur eine Mission: mit immobilien.net erfolgreich sein“, sagt Ertler im Gespräch mit Trending Topics.
2019, also fünf Jahre nach dem Exit, darf er sich mit dem Titel „Business Angel des Jahres“ schmücken. 30 Jungunternehmen sind in seinem Portfolio, und Ertler zählt mittlerweile neben Branchengrößen wie Hansi Hansmann, Herbert Gartner oder Hermann Hauser zu den wichtigsten Investoren Österreichs.
„Ich arbeite nur für Spaß“
„Ich wollte mit dem Pioniergeist der jungen Unternehmer verbunden bleiben“, sagt Ertler. „Ich arbeite nur für Spaß.“ Dementsprechend wichtig ist es ihm, bei seinen frühphasigen Investments ganz konkret aufs Team zu schauen, in das er investiert. „Es gibt in der Immobilienbranche drei Parameter, die den Wert einer Immobilie zu 80 Prozent beschreiben: das sind Lage, Lage und Lage. Bei Startups kann man das analog nehmen, es gibt drei Parameter: Team, Team und Team.“
Als Business Angel lässt Ertler natürlich Geld springen, doch das ist nicht alles. Er kümmert sich neben Verträgen vor allem um Feedback. Seine Ratschläge müssten nicht umgesetzt werden, aber die Gründer sollten basierend darauf starke Entscheidungen treffen. „Es geht darum, dass sie das Feedback annehmen und daraus etwas machen.“
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„Blockchain ist eine Leidenschaft von mir“
Zwar hat Ertler rund 20 Jahre im Bereich Immobilien gearbeitet – was sich in seinem Portfolio etwa bei den PropTechs Storebox, Propster und iDWELL zeigt -, doch der Business Angel legt seinen Fokus nicht nur darauf. „Ich habe zwei Bereiche: die Digitalisierung und die Immobilienbranche. PropTechs sind eine sehr wichtige Komponente in meinem Portfolio, aber eben auch Plattformen. Ich blicke da und dort über den Tellerrand und beschäftige mich auch mit Life Science – also überall dort, wo Daten anfallen und man mit Datenanalyse Mehrwert schaffen kann.“
Neben Big Data und AI als längerfristige Trends sieht Ertler viel Potenzial im Krypto-Bereich. „Blockchain und Kryptowährungen sind eine Leidenschaft von mir“, sagt er. Zuletzt investierte er übrigens beim Linzer Krypto-Startup Blockpit. „Blockchain kam, um zu bleiben.“
Wenn’s mal nicht gut läuft
Als Business Angel muss sich Ertler auch intensiv mit Fails auseinander setzen. „Misserfolg gehört gerade zu diesem Business dazu und ist ein Begleiter, den jeder Business Angel leider hat. Es ist eben hoch riskant, in frühphasige Firmen zu investieren“, sagt er. „Wenn es daneben geht, dann versuche ich, dass wir noch eine Landung hinbekommen, ohne dass es ein Konkurs mit vielen Geschädigten wird.“
Ein Problem dabei: „Viele Gründer übersehen, dass der Kassastand mal Kosten nicht die Lifetime ist. Sie übersehen oft, dass es Kündigungsfristen oder laufende Verträge gibt. Das muss man alles mit reinrechnen. Der Zeitpunkt, an dem man die Reissleine ziehen muss, ist deutlich früher als viele Startups denken.“
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„Irgendwo hat jedes Portfolio seine Grenzen“
Bei der Betreuung seiner Investments arbeitet Ertler quasi alleine („mit ein paar Helferleins“). Die Betreuung von rund 30 Startups nimmt klarerweise viel Zeit in Anspruch, die wenig Raum für seine Leidenschaft lässt. Wann immer er kann, besucht er fremde Länder. „Ich habe einen Reise-Fetisch. Gerade der Austausch mit Fremdartigen ist interessant, weil man immer wieder.“
Aktuell investiert Ertler nicht. „Irgendwo hat jedes Portfolio seine Grenzen. Ich bin an einem Maximum des für mich Leistbaren angelangt. Wenn sich ein paar erfolgreiche Exits in den nächsten Jahren einstellen, dann werde ich weiter investieren.“