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ETFs: Die massentaugliche Alternative zu Einzelaktien

© Wance Paleri on Unsplash
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Martin Fiedler ist Gründer und Inhaber von FINANZSACHE, einem Wissens-Portal für Finanzthemen. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit der Frage, wie und ob man in Einzelaktien investieren sollte.

Kaum ein Finanzprodukt findet in der Welt der Börse so viel Beachtung wie dieses. Die Rede ist von Aktien börsennotierter Unternehmen. Welche Vorteile und Nachteile Investitionen dieser Art bieten, aber auch welche Fallstricke und Missverständnisse es rund um Aktien gibt, darum geht es nachfolgend.

Woran denken die meisten, wenn von Aktien die Rede ist? Meistens werden das große Namen wie zum Beispiel Tesla, Apple oder Alphabet sein. Als zweiter Gedanke reiht sich meistens ein „das ist aber alles viel zu riskant“ an. Dass diese Einstellung in der breiten Masse nicht so weit von der Realität entfernt sein dürfte, zeigt die niedrige Aktionärsquote im deutschsprachigen Raum mit gerade einmal um die 17%. Das ist übrigens der gleiche Wert, wie zur Dotcom-Blase. Die Aktionärsquote in den USA liegt dagegen bei etwa 56%.

Haben die Menschen hierzulande recht? Sind Aktien wirklich zu riskant?

Wenn Aktien mit Einzelaktien gleichgesetzt werden, ist diese Art von Investment für einen Kleinanleger, für den die Geldanlage weit entfernt von einem Hobby, geschweige denn von echtem Interesse daran begleitet ist, tatsächlich riskant.

Die Leute haben recht: Einzelaktien sind zu riskant!

Wobei diese Einschätzung nicht nur für mäßig interessierte Kleinanleger:innen gilt. Auch professionelle Fondsmanager:innen tun sich mit der Auswahl der richtigen Titel schwer.

Das liegt primär daran, dass Aktienmärkte als weitestgehend effizient gelten. Kurz gesagt: Der Markt hat alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen weitestgehend eingepreist. Dass dies natürlich nicht in jedem Fall und nicht in Bezug auf jede Information gilt, ist unbestritten. Als grobes Modell ist die Markteffizienz-Hypothese jedoch brauchbar.

Um also Gewinn mit Einzelaktien machen zu können, gibt es zwei Wege:

  • Man geht ins Risiko und hofft, dass in Zukunft irgendetwas passieren wird, was den aktuellen Preis noch weiter steigen lässt.
  • Man beschäftigt sich eingehend mit dem Unternehmen und findet direkte oder indirekte Faktoren, welche der Markt noch nicht eingepreist hat.

Auch wenn Letzteres für den einen oder anderen eine spannende Suche sein kann, wäre es unrealistisch anzunehmen, dass dies für einen Großteil der Bevölkerung eine gute Taktik ist. Die hohe Effizienz im Markt macht die Suche nach Ineffizienzen im Markt zu einem extrem zeitaufwändigen oder teuren Unterfangen.

Des Weiteren muss man sich bewusst sein, dass selbst der Großteil erfahrener Fondsmanager an diesem Unterfangen scheitern.

Und dabei sprechen wir übrigens nicht von kurzen Zeiträumen.

In kurzen Zeiträumen kann jeder Erfolg an der Börse haben. Das ist keine Kunst. Die Kunst besteht darin, diesen Erfolg systematisch wiederholen zu können, um seine Gewinne nicht mit einem einzigen Trade wieder zu verlieren. Dazu braucht es eine gute Strategie.

Wenn man also von „in Aktien investieren“ spricht und dabei den Kauf einzelner, ausgewählter Unternehmer meint, sorgt man sich, in den meisten Fällen zumindest, tatsächlich zurecht um den Verlust seines Kapitals.

Was ist die massentaugliche Alternative zu Einzelaktien?

Manche ahnen es vielleicht bereits: die Alternative dazu sind Aktienfonds. Aber: Fonds sind nicht gleich Fonds. Eine wichtige Unterscheidung gibt es nämlich bei der Art der Verwaltung zu treffen. Es gibt aktiv gemanagte Fonds und passiv gemanagte Fonds.

Das, was von Beratern in der Bank oder anderen professionellen Anlageberatern oft empfohlen wird, sind aktiv gemanagte Fonds. Das tückische dabei: auf den ersten Blick hört sich alles verdammt gut an. Noch dazu gibt es für jeden Geschmack etwas. Von diversen Ländern, über verschiedene Branchen bis zu exotisches Mischungen ist alles dabei.

Das Problem dabei? Menschen sind fehlbarer, als man sich eingestehen mag. Dazu ein kurzer Schwenk in den Daytrading-Bereich: Es gibt mittlerweile gute Daten zum Trading von CFD-Derivaten. Die Verlustquote liegt hier bei etwa 75%. Trotzdem denken die meisten, dass sie zu den 25% Gewinner:innen gehören werden.

Bei Anleger:innen, welche eher langfristig orientiert sind, ist die Verlustquote aufgrund des weniger spekulativen Charakters weniger dramatisch. Trotzdem macht es auch hier einen riesigen Unterschied, ob wir vom sogenannten Stock Picking, also dem Zusammenstellen eines eigenen Portfolios aus Einzelwerten sprechen oder von ETFs, welche schlicht einen Index nachbilden.

Indizes sind dabei die Messlatte für eine Asset-Klasse. Wenn ein Index im Schnitt beispielsweise 8% Rendite pro Jahr bringt, die persönliche Stock Picking-Strategie aber nur 5% erwirtschaftet, dann performt man unter dem Marktdurchschnitt.

Es klingt zwar für viele Einsteiger nach einem einfachen Unterfangen, besser als der Marktdurchschnitt zu performen, allerdings ist das Gegenteil der Fall.

Womit wir wieder bei ETFs sind.

ETFs sind passive Fonds, welche einen Index spiegeln und in vielen Fällen gut diversifiziert sind. Bei aktiven Fonds dagegen kümmert sich ein Fondsmanager um die Aktienauswahl. Bei besonders begabten Fondsmanagern klappt dies in manchen Fällen außerordentlich gut. Der Großteil allerdings scheitert an dem Vorhaben, den Markt zu schlagen. Passive Fonds wie ETFs sind aktiven Fonds daher in den meisten Fällen überlegen.

Die Aussage hier ist übrigens nicht, dass Einzelaktien-Strategien nicht funktionieren können. Sie handeln sich aufgrund der Komplexität der Finanzmärkte allerdings nicht zwingend für die breite Masse.

Und ja, streng genommen ist auch bei ETFs eine gewisse Spekulation nicht von der Hand zu weisen und mit Risiken verbunden. Der große Unterschied zu Einzelaktien ist hier allerdings die oft große Diversifizierung, welche verhindern kann, dass Risiken nicht zu einseitig gewichtet sind.

Können Aktien eigentlich ewig steigen? Muss mit dem unendlichen Wirtschaftswachstum nicht irgendwann Schluss sein?

Ein beliebtes Argument gegen ein Investment in Aktien ist die Sorge um unsere begrenzten Ressourcen. Häufig wird daher davon gesprochen, dass mit dem „ewigen Wachstum“ der Wirtschaft doch irgendwann Schluss sein müsse! Gerade in Zeiten, wo das Klima-Thema immer mehr Beachtung findet, durchaus verständlich.

Und wenn Ressourcen nicht unerschöpflich sind, ist es auch die Wirtschaft und somit auch Wirtschaftsstärke von Unternehmen nicht.

Was dabei übersehen wird: Wachstum ist eine Definitionsfrage und bedeutet nicht zwingend Ressourcen-Verschwendung. Wen man Wachstum beispielsweise mit Innovation gleichsetzt, sieht die Sache schon ganz anders aus. Die Menschheit tut quasi seit ihrer Entstehung nichts anderes, als Dinge neu zu erfinden und zu verbessern. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass es hier jemals einen Endpunkt geben wird. Der Trieb, Dinge effizienter zu gestalten, ist in uns allen stark ausgeprägt.

Um die Frage also zu beantworten: Nein, mit dem Wachstum der Wirtschaft wird mit großer Wahrscheinlichkeit niemals Schluss sein. Mit manchen Namen wird es das allerdings. Es ist also davon auszugehen, dass einzelne Akteure, welche aktuell eine große Rolle spielen, irgendwann von innovativeren Unternehmen verdrängt werden. Ob wir in fernen Zukunft also immer noch bei Amazon und bei Google suchen werden, ist möglich, aber keinesfalls gesichert.

Trotz der Tatsache, dass es bei Innovation vermutlich keinen Endpunkt gibt, bedeutet es nicht, dass es nicht auch starke Rückgänge in der Wirtschaft und damit große Kursverluste bei Aktien geben kann, welche auch über mehrere Jahre andauern können. Beispielsweise machen sich viele Folgen der Bekämpfung der Corona-Maßnahmen erst jetzt bemerkbar. Dazu kommen aktuell Lieferengpässe und ein allgemeiner Trend zur Deglobalisierung.

Aktien als Investment: Die wichtigsten Punkte zusammengefasst

  • Investitionen in Aktien sind beliebt, weil hier in den meisten Fällen ein zu beziffernder Wert dahinter steht.
  • Den Markt systematisch und langfristig mit Einzelaktien zu schlagen, ist zwar möglich, eignet sich aufgrund der Komplexität allerdings nicht für die breite Masse.
  • Die Alternative zu Einzelaktien sind ETFs oder aktiv gemanagte Fonds. Speziell in Kombination mit einem Sparplan und dem Zinseszinseffekt können diese ein attraktiver Teil des Vermögensaufbaus sein.
  • Menschen sind bei der Einschätzung von Finanzprodukten fehlbarer, als man denkt. Das gilt sowohl für den unerfahrenen Börsenneuling als auch für den erfahrenen Fondsmanager.
  • „Aktientipps“ und „heiße Empfehlungen“ bestimmter Werte sollten ignoriert werden.

 

Disclaimer: Die Informationen in diesem Text stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung, keine Kaufempfehlung und keine keine Empfehlung für eine Anlagestrategie dar. Dafür wende dich an deine:n Berater:in deines Vertrauens.

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