Martin Kocher schlägt Rot-Weiß-Rot-Dachfonds für Startups vor
Beim diesjährigen Forum Alpbach in Tirol hat Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Martin Kocher, über neue Maßnahmen für die Startup-Szene in Österreich gesprochen. Er möchte die Innovationskraft unterstützen und „das österreichische Startup-Ökosystem auf das nächste Level bringen“. Kocher denkt dabei an den Rot-Weiß-Rot Dachfonds für Jungunternehmen. Die Startup-Branche selbst findet die nicht ganz so neue Idee genial, an der tatsächlichen Umsetzung scheitert es allerdings seit Jahren.
Attraktive Förderlandschaft mit Lücken
Geht es nach dem Noch-Wirtschaftsminister Kocher, der im September 2025 Chef der österreichischen Nationalbank wird, so braucht Österreichs Wirtschaft einen neuen Fonds. Denn Startups werden hierzulande zwar bei der Frühfinanzierung tatkräftig unterstützt – vor allem im europäischen Vergleich – aber danach klaffe „eine große Lücke”. Frisches Kapital sei für Startups nach zweijährigem Bestehen und nach aufgebrauchten ersten Förderungen schwierig zu bekommen.
Die Forderung ist nicht neu
Die Idee des Startup-Fonds poppt immer wieder auf. 2020 zum Beispiel, als Margarete Schramböck in ihrem Posten als ÖVP-Wirtschaftsministerin einen Venture-Capital-Fund nach britischem Vorbild ankündigte. Der Fonds wurde wie ein Versprechen formuliert und hätte gemeinsam mit Business Angels umgesetzt werden sollen. Eine entsprechende Umsetzung gab es bis heute nicht.
In den Forderungen für bessere Startup-Rahmenbedingungen von Startup-Vertreter:innen wie invest.austria, AustrianStartups, Junge Wirtschaft und StartupNOW kommt ein entsprechender Förder-Fonds schon seit Jahren vor. Vor kurzem wurde der Wunsch danach aber noch einmal lauter, Trending Topics berichtete.
Rahmenbedingungen des Rot-Weiß-Rot-Fonds
Der in Alpach präsentierte und diskutierte Rot-Weiß-Rot-Fonds soll für neue Innovationskraft sorgen, müsste aber noch tiefergehend innerhalb der „neuen” Regierung diskutiert werden. Kocher würde den Fonds jedenfalls folgendermaßen umsetzen: Institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Banken und Versicherungen sollen motiviert werden, in den Dachfonds einzuzahlen. Dabei denkt der Arbeitsminister an ein Startkapital von 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro, um eine „Hebelfunktion zu erfüllen“.
Investieren soll der Fonds in jene Startups, die bereits anderwertig Risikokapital auftreiben konnten. Für die öffentliche Hand sollen keine Kosten entstehen – außer eventuell Garantien für eingesetztes privates Kapital und Steuerbegünstigen für Fonds-Investor:innen. Ganz ohne staatlichen Eingriff lässt sich so ein Fonds dann doch nicht realisieren.
„Mittelgroßen Startups“ sollen profitieren
Der Fonds soll in österreichische Startups, Scaleups und KMUs investieren – in „mittelgroße Startups”, wie Kocher es nennt. Diese haben laut dem Wirtschaftsminister Schwierigkeiten dabei, im Ausland finanzielle Mittel aufzutreiben. In Europa werde „mit Einzelmaßnahmen auf zu kleinem Niveau im Vergleich zu den USA“ agiert. Fakt ist, nur 10 Prozent der weltweit 30 größten Tech-Unternehmen stammen aus Europa. 73 Prozent haben ihren Sitz in den USA. Dementsprechend müsse etwas getan werden, um privates Risikokapital in Europa zu halten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Innovationen und neue Technologien auch ins Ausland abwandern.
Andere Länder als Vorbild
In Ländern wie Dänemark und Deutschland gibt es bereits Initiativen wie den von Kocher vorgeschlagenen Rot-Weiß-Rot-Dachfonds. Als Vorbild für Österreich soll das„dänische Modell“ dienen, das es bereits auf Seite 68 ins Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen geschafft hat. Dort ist die Rede vom „Ausbau der Verfügbarkeit von Wachstumskapital für Startups und KMUs“ – für eine stärkere Einbindung von privaten Investor:innen. Der vorgeschlagene Rot-Weiß-Rot Fonds könnte laut Kocher beim Austria Wirtschaftsservice (aws) angesiedelt sein. Denn auch wenn privates Kapital eingesetzt würde, brauche es in diesem Fall eine staatliche Kontrolle.