Massive Abholzung: Amazonas-Regenwald wird immer mehr zum Problem
Sojapflanzen, Palmöl, Viehzucht – das sind nur drei Gründe, weswegen immer mehr Flächen im Regenwald gerodet werden. Laut einer Erhebung der Universität Maryland in Zusammenarbeit mit der Organisation Global Forest Watch belief sich die Menge der gerodeten Fläche allein 2020 auf 4,2 Millionen Hektar Urwald. Das waren damit zwölf Prozent mehr als noch im Vorjahr, so die aktuellen Angaben. Insbesondere in Brasilien, im Amazonas, wurden große Flächen an Urwald vernichtet. Allein 1,7 Millionen Hektar waren es da 2021. Ein Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wir berichteten.
Das hat sich heuer leider nicht geändert. Die Zerstörung vom Regenwald im Amazonas bleibt weiterhin ein massiver Problemfall für die Umwelt. Einer Erhebung der brasilianischen Behörde Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE) zufolge hat sich die Abholzung des Waldes im Mai erneut beschleunigt. „Abholzung und Walddegradierung verringern die Fähigkeit des Amazonas, als Kohlenstoffsenke zu fungieren“, warnen die Forscher. Das INPE verfolgt regelmäßig durch Satellitendaten die Abholzung des Regenwaldes. Laut ihren Erhebungen hat die Zerstörung im Mai insgesamt 1,391 Quadratkilometer an Wald betroffen. Es handle sich hier um eine Steigerung der Zerstörung von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
CO2-Messung aus dem Flugzeug
Auch Brände nehmen immer stärker zu. Diese rapide Umweltzerstörung wird zu einer zunehmend größeren Gefahr für den Rest der Welt. Laut einer anderen Studie, an der das INPE beteiligt war, gelangt in einigen Teilen des Waldes mittlerweile mehr CO2 in die Atmosphäre, als im Boden und in den Pflanzen gespeichert werden können Das heißt, der Regenwald verwandelt sich allmählich in eine CO2-Quelle.
Für diese aktuelle Studie haben die Forscher haben zwischen 2010 und 2018 insgesamt 600 Luftproben auf verschiedenen Höhenlagen mit dem Flugzeug genommen, um zu erkennen, wie hoch die gespeicherten Emissionen sind. Das Ergebnis ist beängstigend, insbesondere in einigen Regionen. Während in den Regionen im Nordwesten weiterhin genauso viel Emissionen ausgestoßen werden, wie auch gespeichert werden können, sieht die Lage im Südosten anders aus. Dort werden inzwischen deutlich mehr Emissionen ausgestoßen, als gespeichert werden können.
Die Gründe für diese Negativ-Entwicklung sind laut den Forschenden vielfältig. So führen diese zum einen auf Abholzungen, Waldrodungen und Waldverkleinerungen, als auch auf den Klimawandel und damit verbundenen Dürren zurück. „Die erste sehr schlechte Nachricht ist, dass das Verbrennen von Wäldern etwa dreimal mehr CO2 produziert, als der Wald absorbiert. Die zweite schlechte Nachricht ist, dass die Orte, an denen die Abholzung 30 Prozent oder mehr beträgt, um zehn Mal höhere Emissionen aufweisen als Orte, an denen die Abholzung weniger als 20 Prozent beträgt“, sagt Studienleiterin Luciana Gatti.
Besonders problematisch: Der Regenwald ist den Forschenden zufolge seit Jahrzehnten sehr wichtig, um bestehende Emissionen zu speichern. Seit den 60er Jahren hätten die weltweiten Wälder mehr als ein Viertel der CO2-Ausstöße aufgefangen, wobei der Amazonas-Regenwald aufgrund seiner Größe eine besonders wichtige Rolle spielt.
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Feuerlegen muss unterbunden werden
Die brasilianische Regierung unter Jair Bolsonaro steht international häufig in der Kritik, weil sie die Abholzung des Regenwalds stark fördert. Laut dem Guardian sind absichtlich gelegte Feuer oft an der Tagesordnung. Das Ziel dabei ist es, mehr Platz für Viehhaltung und Soja-Produktion zu schaffen und so die Wirtschaft Brasiliens zu stärken.
Gatti warnt davor, dass die Abholzung des Regenwalds den Klimawandel nur noch mehr beschleunigt. Die Regierung müsste wenigstens das Legen von Feuer unterbinden. Jedoch ist die Bolsonaro-Regierung gegen Umweltschützer sehr aggressiv eingestellt. Mit der momentanen Administration würde sich die Zerstörung des weltweit wichtigsten CO2-Speicher nur noch weiter fortsetzen.