Mastercard startet Big Data-Plattform für Tourismus
Manchmal stimmen die Stereotypen doch. Holländer geben in Kitzbühel wenig Geld für Übernachtungen aus, weil sie häufig mit dem Wohnwagen anreisen. Skandinavier feiern viel und sind selten auf den Pisten. Deutsche Gäste kommen vermehrt auch im Sommer in das Tiroler Luxus-Skigebiet. Russen geben viel Geld in den Shops der Stadt aus. Aufschluss über das genaue Reise- und Einkaufsverhalten gibt die neue Big Data-Plattform „Mastercard Tourism Insights Plattform“, die individuelles Marketing der Tourismusregionen für bestimmte Zielgruppen erleichtern soll.
Wer bucht wann und wo seinen Urlaub?
Gemeinsam mit Daten von Google, Twitter, Instagram, TripAdvisor entsteht die erste globale Big Data-Plattform des Finanzdienstleisters aus New York, der in Europa rund 50 Prozent Marktanteil hat und 2016 weltweit über 10 Milliarden Dollar Umsatz machte. Seit fünf Jahren sammelt Mastercard die Daten seiner Kunden. 10 Petabyte kamen aus den jährlichen 56 Milliarden Transaktionen, die über die Plastikkarten und das angeschlossene Maestro-System getätigt werden, zusammen.
Ziel der „Mastercard Tourism Insights Plattform“ ist es, touristischen Regionen über die Konzerntochter Mastercard Advisers detaillierte Auskünfte über das Buchungs- und Einkaufsverhalten der Gäste vor Ort zu liefern und so zielgenaues Marketing möglich zu machen. Die Plattform soll Aufschluss über wertvolle Informationen geben: Wann fangen Gäste an sich zu informieren? Wann und wo wird gebucht? Wofür wird Geld ausgegeben? Wie wird auf Twitter und Instagram über den Trip gepostet?
Keine personenbezogenen Daten involviert
Die Aufbereitung der Daten übernimmt das spezialisierte Big Data-Startup Mabrian aus Barcelona. Der Schutz der persönlichen Daten soll komplett gewährleistet sein, weil das Unternehmen nur mit aggregierten und anonymisierten Datensätzen arbeitet. „Wir sehen die Kartennummer und die dazugehörige Bank, aber nicht die personenbezogenen Daten“, so Gruber. Die Big Data-Plattform sei mit der Datenschutzgrundverordnung kompatibel.
Wermutstropfen: Der stark wachsende chinesische Markt fällt völlig durch das Raster. Die chinesische Regierung will mit Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 300 Millionen Chinesen für den Wintersport begeistern, doch im Fernen Osten werden die Konkurrenzprodukte WePay und AliPay genutzt. „Es gibt erste Anzeichen, dass China den Markt für westliche Anbieter öffnet, aber bislang gibt es keine Kooperationen“, so Gruber und damit keine Datenanalyse über die chinesischen Gäste.
Eigenes NFC-Ökosystem für Regionen
„Die Integration von Daten nimmt weiter zu und Payment spielt bei den vernetzten Prozessen immer eine Rolle“, so Gerald Gruber auf dem Peak Mountain Summit. So entstehen in der weiteren Ausbaustufe der „Mastercard Tourism Insights Plattform“ weitere Absatzmöglichkeiten für das Plastikgeld. In Kooperation mit Skidata, dem Weltmarktführer für Zutrittssysteme in Wintersportgebieten, entstand eine PrePaid-Card, die auch gleichzeitig als Zutrittskarte für die Skigebiete genutzt werden kann. Technisch ist die Plastikkarte mit zwei verschiedenen NFC-Antennen ausgestattet, die unterschiedliche Reichweiten haben und so eine doppelte Funktionalität haben.
Ein ähnliches Projekt wurde in London gestartet. Dort konnten Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs mit ihrer Kreditkarte direkten Zugang zum U-Bahnsystem bekommen ohne eine eigene Fahrkarte zu lösen.
Die Vision KitzbühelCard
Daraus könnte in Tirol in den kommenden Jahren ein Ökosystem wachsen, das die Leistungen der Region mit nur einer Karte und einer Registrierung abdeckt. „Die Vision ist da, dass es eines Tages eine KitzbühelCard gibt, mit der Gäste alle Services der Region bezahlen kann“, sagt Signe Reisch, Präsidentin des Kitzbühel Tourismus auf dem Mountain Peak – The Wintersport Summit.
Offenlegung: Die Reisekosten nach Kitzbühel wurden von Mastercard Austria übernommen. Vielen Dank dafür!