Mastercard will das Hahnenkamm-Rennen bargeldlos machen
Beim Après-Ski sein Bargeld bei der Party ausgeben und dann das Taxi mit Karte bezahlen wird schwierig. Nicht weil es die Promille nicht mehr zulassen, sondern weil in Österreich nur Bares Wahres ist. Laut Mastercard steht das Urlaubsland im internationalen Vergleich beim bargeldlosen Bezahlen hinten an. „Österreich lässt einige Möglichkeiten liegen“, sagt Gerald Gruber, General Manager von Mastercard Österreich.
Mastercard setzt nun den Hebel während dem Hahnenkamm-Rennen an, um die Digitalisierung voranzutreiben. Beim „Mountain Peak – The Winter Sport Summit“ in Kitzbühel trommelte die Gesellschaft für Kredit-, Debit- und Guthabenkarten Vertreter der Tourismusbranche, Sportprominenz und Journalisten zum Thema „Vernetztes Bezahlen und Tourismuskonzepte der Zukunft: Chancen und Herausforderung für beteiligte Steakholder“zusammen.
Thrill von 140 km/h zieht tausende Besucher nach Kitzbühel
Mit Blick auf die spektakuläre Piste, die sogenannte Streif, sagt die ehemalige Ski-Sportlerin Maria Höfl-Riesch, dass sie den Hang nicht gern runter gefahren wäre. „Wenn man oben steht, wisse man warum“, sagt die dreifache Olympiasiegerin im Ski Alpin. Die Fahrer erreichen bei einem Gefälle von 85 Prozent bis zu 140 km/h. So manch einer hat es sich an der Startlinie schon anders überlegt und die Gondel nach unten benutzt.
Genau dieser Thrill zieht jedes Jahr tausende von Besucher nach Kitzbühel. Im vergangenem Jahr kamen 85.500 Zuschauer um das Highlight im FIS Ski-Weltcup-Kalender live zu erleben. Laut IRIS TV Media Evaluation wurden die Hahnenkamm-Rennen 2018 von etwa 215 Mio. Menschen auf 76 verschiedenen Kanälen weltweit verfolgt.
Touristen sind gewohnt mit Karte zu zahlen
Damit ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Tourismus mache offiziell 15 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus, sagt Prof. Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT). Der induzierte Wert liege sogar bei 25 Prozent, so der Grundlagenforscher.
Ein Viertel der Ausgaben mit Karten in Österreich werden von ausländischen Touristen getätigt, geht aus einer Studie von Mastercard hervor. Dabei sind die wichtigsten Herkunftsländer Deutschland und Großbritannien, die knapp die Hälfte aller Ausgaben ausmachen. Allerdings finden die Besucher nicht den selben Komfort wie in ihren Heimatländern. Während in Österreich pro 1.000 Einwohner 10,7 bargeldlose Verkaufsstellen (POS-Terminals) zu finden sind, gibt es in der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien fast doppelt so viel. Viele Restaurants, Bars sowie Taxis beharren auf Bargeld. Zwar erfolgt mehr als die Hälfte der POS-Zahlungen in Österreich kontaktlos, aber oft sei dieser Anteil in anderen Ländern höher.
Ein erster Ansatz zur Problemlösung bietet die Keycard, sagt Dr. Josef Burger, Vorstand der Bergbahn AG KitzSki. Mit dieser könne man die Ski ausleihen, das Depot sperren und durch das Drehkreuz marschieren, weil der Ski-Pass inkludiert ist. Ziel ist es, mit der Keycard auch überall bargeldlos bezahlen zu können. „Wir brauchen Datenträger, die eine weite Verbreitung haben“, sagt Burger. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit Mastercard wichtig, so Burger.
Kontaktloses Zahlen mit Uhr, Handy oder Karte
Johannes Lippert, Senior Key Account Executive von SkiData, träumt von einer freien Wahl der Besucher. SkiData stellt unter anderem Zugangssysteme für Skilifte und Parkplätze her. Der Gast solle selbst entscheiden, ob er mit Uhr, Handy oder Karte bezahlen will, sagt Lippert. So ermöglicht Garmin Pay, über die Smartwatch kontaktlos zu bezahlen. Garmin Pay ist mit Mastercard und Visa sowie verschiedenen Bankinstituten kompatibel.
Aber die Implementierung müsse von den einzelnen Händlern erfolgen. Vor allem die Gastronomie sei schwach bei der Kartenakzeptanz, erklärt Gerald Gruber von Mastercard: „Der Mehrwert der Digitalisierung entsteht durch die Vernetzung unterschiedlicher Partner.“ Mastercard wolle einen Standard setzen. Er fordert Experimentierfreude. Man müsse Verschiedenes probieren, auch mit der Gefahr, dass vielleicht nichts daraus wird.
Ähnlich sieht es Reinhard Lenner, Chief Digital Officer von Österreich Werbung. Die größte Hürde seien unsere eigenen Gedanken, sagt Lenner. „Wir haben die Digitalisierung verschlafen.“ In Japan gebe es spannende Konzepte mit Kameras: „Gesicht fotografieren – Tablett fotografieren – fertig – Essen ist bezahlt.“ Um sich das anzusehen, plant Lenner demnächst mit einer Delegation nach Japan zu fahren.
Außerdem verweist Florian Phelps, Geschäftsführer von Tirol Werbung, auf das Zillertal. Dort könne man sehr viel über die Zillertal-App abwickeln. Alle sind sich einig, dass es viel Zusammenarbeit braucht. Gäste würden den selben Komfort wie in ihren Heimatländern erwarten, so Gruber. Außerdem konsumiere der Gast mehr, wenn er mit Karte zahlen könne.
Maria Höfl-Riesch tippt auf einen Österreicher als Sieger
Mastercard hat erst diese Woche das Sponsorship für das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel bis 2021 verlängert. „Das Sponsorship soll smarten Tourismus schaffen“, sagt Gruber. Ein Sieg in Kitzbühel gilt neben den Olympischen Spielen oder den Weltmeisterschaften als Karriere-Highlight für die Athleten.
Am heutigen Freitag steht Abfahrt an. Am Wochenende folgen Slalom und Super G. Maria Höfl-Riesch glaubt, dass ein Österreicher gewinnen wird. Falls man vorhat sich die Rennen vor Ort anzusehen, sollte man an den Besuch beim Bankomaten denken.