Microsoft kauft „World of Warcraft“-Macher in Mega-Deal um 68,7 Milliarden Dollar
Knalleffekt in der Gaming-Industrie: Microsoft hat wieder zugeschlagen und schnappt sich den börsennotierten Gaming-Riesen Activision Blizzard aus Santa Monica, Kalifornien, USA. Der Kaufpreis in dem Mega-Deal wird komplett in Cash bezahlt und liegt bei 68,7 Milliarden Dollar (95 Dollar per Share). Das ist deutlich mehr als die 51 Milliarden Dollar, die das Gaming-Unternehmen aktuell an der Börse auf die Waage bringt.
Für Microsoft ist der Deal nach einem stark Wachstumsjahr, der den Unternehmenswert auf mehr als 2,3 Billionen Dollar hob, offenbar sehr wichtig. Man sei nun durch den Zukauf, gemessen am Umsatz, die dritt größte Gaming-Firma nach Tencent aus China und Sony aus Japan. Damit wandern auch weltbekannte Gaming-Titel wie „Warcraft“, „Diablo“, „Overwatch“, „Call of Duty“, „Tony Hawk“ und „Candy Crush“ in den Besitz des Xbox-Herstellers. Bobby Kotick wird CEO von Activision Blizzard bleiben, sein neuer direkter Chef ist Phil Spencer, CEO der Gaming-Sparte von Microsoft.
Schlüsselrolle fürs Metaverse
„Gaming ist die dynamischste und aufregendste Unterhaltungskategorie auf allen Plattformen und wird eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaverse-Plattformen spielen“, sagte Satya Nadella, Chairman und CEO von Microsoft. „Wir investieren intensiv in erstklassige Inhalte, die Community und die Cloud, um eine neue Ära des Gamings einzuläuten, die Spieler und Entwickler in den Mittelpunkt stellt und Gaming sicher, inklusiv und für alle zugänglich macht.“
Für Microsoft ist es die mit Abstand größte Übernahme in der Firmenhistorie. Im Gaming-Bereich wurde zuletzt Bethesda („The Elder Scrolls“, „Doom“, „Fallout“, „Rage“, „Wolfenstein“, „Dishonored“, „The Evil Within“, „Quake“) im Jahr 2020 um 7,5 Milliarden Dollar zugekauft (Trending Topics berichtete). Microsoft stärkt sich nun nicht nur mit großen Titeln, sondern auch mit rund 10.000 Mitarbeiter:innen, die zusätzlich an Games und dem Metaverse nach Microsoft-Bauart werken werden.
Mega-Deal: Microsoft kauft Gaming-Firma Bethesda für 7,5 Mrd. Dollar zur Stärkung der Xbox
Stärkung von GamePass
Als Hersteller der neben der Sony PlayStation wichtigsten Gaming-Konsole der Welt geht es Microsoft natürlich vor allem um den Content. Die Xbox hat mit „Game Pass“ ein Abo-Service, wo mittlerweile mehr als 25 Millionen Nutzer:innen weltweit für eine monatliche Gebühr Zugriff auf etwa 100 Konsolen- und PC-Spiele erhalten.
„Mit fast 400 Millionen monatlich aktiven Spielern in 190 Ländern und drei milliardenschweren Franchises von Activision Blizzard wird Game Pass durch diese Übernahme zu einem der attraktivsten und vielfältigsten Angebote an Spielinhalten in der Branche“, heißt es seitens Microsoft. Damit ist auch relativ klar, dass die Activision-Games wohl bald nur mehr exklusiv auf den Microsoft-Plattformen laufen werden und man sich um die Gaming-Plattformen von Apple oder Sony wohl wenig scheren wird.
Größter Deal seit Linkedin-Übernahme
Für Microsoft ist es die mit Abstand größte Übernahme aller Zeiten. Der Kaufpreis erscheint sehr hoch, aber anders betrachtet: Microsoft ist von 2020 (1,681 Billionen Dollar) auf 2,5 Billionen Dollar 2021 gewachsen (+50 Prozent). Das entspricht einem Zuwachs um 800 Milliarden Dollar – nicht einmal ein Zehntel davon kostet Activision Blizzard.
Company | Amount in $ Billion | Vertical | Year |
Activision Blizzard | 68.7 | Gaming | 2022 |
26.2 | Social Network | 2016 | |
Nuance | 16.0 | Speech Recognition | 2021 |
Skype | 8.5 | VOIP | 2011 |
GitHub | 7.5 | Developer Platform | 2018 |
Bethesda | 7.5 | Gaming | 2020 |
Nokia | 7.2 | Mobile Phones | 2014 |
aQuantive | 6.3 | Digital Advertising | 2007 |
Mojang | 2.5 | Gaming | 2014 |
Visio | 1.4 | Graphics software | 2000 |
Navision | 1.3 | Accounting software | 2002 |
Yammer | 1.2 | Social Network | 2012 |
Fast Search & Transfer | 1.2 | Search | 2008 |
Activision Blizzard ist hochkontrovers
Und genau das könnte schließlich auch der Knackpunkt der Angelegenheit werden. Denn die Transaktion, die 2023 abgeschlossen sein soll, muss nicht nur von den Boards der beiden Unternehmen bestätigt werden, sondern auch von den Regulierungsbehörden. Und die werden sich genau ansehen, ob es hier nun zu Monopol-artigen Entwicklungen kommen könnte. Immerhin hat sich Microsoft in den letzten Jahren mittlerweile 30 Gaming-Studios zusammengekauft. Im vergangenen Jahr wollte der Konzern auch die Kommunikations-App Discord übernehmen, jedoch scheiterten die Verhandlungen in diesem Fall.
Auch wenn Activision Blizzard über eine ganze Reihe von äußerst lukrativen Games verfügt, handelt es sich um eines der momentan kontroversesten Unternehmen in der Branche. In diesem Jahr gab es wiederholt Berichte über toxische Arbeitsbedingungen, die offenbar in dem Konzern jahreslang vorherrschten. Die Vorwürfe, zu denen auch schwere Diskriminierung und sexuelle Belästigung gehören, waren so zahlreich, dass der Staat Kalifornien im Juli eine Klage gegen Activision Blizzard eingeleitet hat, wie CNN berichtete. Microsoft hat also ein lukratives, aber schwer problematisches Unternehmen übernommen.