Mehr Schutz gefordert: Gefahr für Umweltschützer:innen weltweit wächst
Umwelt- und Klimaaktivismus wird immer gefährlicher. Das ist eines der Resümees einer aktuellen Studie der NGO Global Witness. Diese haben die Anzahl der Morde weltweit an Umweltschützer:innen 2020 untersucht. Dabei stellten sie einen traurigen Rekord fest. Der aktuellen Studie zufolge wurden letztes Jahr 227 Umweltschützer:innen getötet. Das seien mehr als vier Morde in der Woche und mehr als jemals zuvor, so die NGO. 2019 belief sich die Anzahl der getöteten Umweltschützer:innen auf 212. Geografisch ist der Brennpunkt dabei gar klar einzuordnen. So wurden drei Viertel der Straftaten in Lateinamerika verübt.
In Kolumbien wurden 65 Menschen 2020 getötet, welche sich für mehr Umweltschutz einsetzten. Damit kam es in dem lateinamerikanischen Land zu den meisten Straftaten. Gefolgt von Mexiko mit 30 Todesfällen, den Philippinen mit 29 und Brasilien mit 20. Ein Großteil der Fälle stehen dabei in Zusammenhang mit der Forstwirtschaft oder Aktivitäten gegen die Ausbeutung von Ressourcen wie eben Holzeinschlag oder Bergbau, gefolgt von Wasser und Dammbauprojekten und der Landwirtschaft. Laut der NGO war der Holzeinschlag der Bereich, in welchen es zu den meisten Ermordungen kam. In Brasilien und Peru hätten fast drei Viertel der registrierten Angriffe in der Amazonasregion stattgefunden, so Global Witness.
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Indigene Menschen besonders in Gefahr
Weiterhin zeigen die aktuellen Erhebungen der NGO, dass insbesondere Mitglieder von indigenen Völker immer mehr in den Fokus von Unternehmen, Regierungen oder Gruppen geraten, welche an Umweltvergehen beteiligt sind, da diese ihre Ländereien versuchen zu beschützen. So würden indigene Menschen mehr als ein Drittel der Opfer von 2020 ausmachen und das obwohl sie insgesamt nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, zeigt der aktuelle Bericht auf. Weiterhin macht die Organisation darauf aufmerksam, dass die Umweltschützer:innen neben der Gefahr der Ermordung auch weiteren Bedrohungen ausgesetzt sind. Als Beispiele nennen sie Einschüchterung, Überwachung, sexuelle Gefahr und Kriminalisierung. Außerdem weisen sie daraufhin, dass die tatsächliche Zahl von Straftaten höchstwahrscheinlich höher liegt als im Bericht angegeben und nur nicht erfasst werden kann, da Straftaten nicht gemeldet werden.
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Mehr Schutz gefordert
Mit Blick auf die steigenden Zahlen von getöteten Umweltschützer:innen fordert die NGO Regierungen weltweit auf, sich stärker für den Schutz von diesen einzusetzen. Außerdem fordern sie einen stärkeren Schutz der Menschenrechte und der Zivilgesellschaften in den besagten Ländern und Gesetze, welche Unternehmen, welche vom Holzeinschlag oder ähnliches profitieren, mehr in die Pflicht zu nehmen.
Dabei liegt die Verantwortung aber nicht nur bei den Regierungen oder Unternehmen in den betroffenen Ländern. Auch von den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen fordert die NGO Schutzmaßnahmen für Umweltschützer:innen und Maßnahmen, durch welche Unternemen bei globalen Aktivitäten eine „Sorgfaltsprüfung im Bezug auf Menschenrechte und Umwelt“ durchführen müssen. Dabei wird auch ein Lieferkettengesetz immer relevanter. In unterschiedlichen Ausführungen und und mit unterschiedlichen Bedingungen an die Unternehmen gibt es Gesetze zur Regulierung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten bereits in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Kalifornien und Australien. Auch auf EU-Ebene ist ein einheitliches Lieferkettengesetz in Ausarbeitung. Die EU-Kommission plant bis Ende 2021, einen konkreten Richtlinienvorschlag für nachhaltige Unternehmensführung vorzulegen.