Recycling

Unternehmen fordern jetzt ein Pfandsystem mit Mehrwegflaschen

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Plastikflaschen lassen sich bis zu 20 Mal wieder befüllen, Glasflaschen sogar bis zu 40 Mal. In den 1990er Jahren war es in Österreich quasi noch Standard, dass Konsumenten Mehrwegflaschen gegen Pfand wieder in die Supermärkte getragen haben, doch heute werden bis auf Bier die meisten Getränke in Einwegplastik abgefüllt. Angesichts der Recyclingquoten, die Österreich erreichen muss (bis 2030 müssen in der EU 55 Prozent aller Kunststoff-Verpackungen recycelt werden) ist die Mehrwegflasche nun wieder Thema geworden – und zwar ein heiß umkämpftes.

Befürworter eines Mehrweg-Systems mit Plastik- und Glasflaschen sind mittlerweile nicht mehr nur die Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Global 2000, sondern auch große Unternehmen. In einer neuen Allianz für ein Mehrwegsystem sprechen sich auch Spar, Berglandmilch, Egger Getränke und das Boutiquehotel Stadthalle gemeinsam mit Greenpeace Österreich für den Ausbau von Mehrwegsystemen aus. Derzeit arbeitet die österreichische Bundesregierung an einem Gesetz zur Reduktion von Verpackungsmüll – und da ist die Frage, ob ein Pfandsystem für Mehrwegflaschen eingeführt werden soll, eine entscheidende.

Appell an die Politik

„Die Politik muss jetzt per Gesetz dafür sorgen, dass weniger Plastikmüll entsteht und Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt werden. Denn damit gelingt es uns, die Plastikmüllberge zu schrumpfen“, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich. Einwegflaschen in einem Pfandsystem, die es etwa in Deutschland gibt, wären keine Lösung. Denn dabei würden die Flaschen erst wieder geschreddert und dann neu gegossen werden, was wiederum viel Energie kostet. Mehrwegflaschen wären umweltfreundlicher, auch wenn man das Auswaschen und die Logistik berücksichtige.

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Die Nachfrage beim Konsumenten ist groß. Berglandmilch, eine führende Molkerei, füllt füllt seit März 2020 Milch wieder in der Mehrweg-Glasflasche ab, und will wegen des anhaltenden Erfolgs „zahlreiche weitere Milchprodukte“ in der Mehrweg-Glasverpackung anbieten. Bei Spar gibt es mittlerweile etwa 20 verschiedene Getränke in Mehrwegflaschen. „Wenn die Politik Mehrweg fördert, können auch kleinere Abfüller umsteigen und das Angebot vergrößern“, sagt Gerhard Drexel, Vorstandsvorsitzender von Spar. Bei Spar beträgt das Pfand pro Flasche 29 Cent, für die 6er-Kiste 3 Euro. Währenddessen werden die deutschen Diskonter Lidl und Hofer von Greenpeace dafür kritisiert, sich gegen Mehrweg-Pfandflaschen zu sträuben.

Mehrwegsystem kostet viel Geld

Der Ausbau eines Mehrwegsystems kostet natürlich. Beispiel Egger Getränke. Das Unternehmen hat 25 Millionen Euro in eine neue Anlage für Glas-Mehrwegflaschen investiert, seit dem Frühjahr werden auch alkoholfreie Getränke in Mehrweg-Glas angeboten. Ängste kleiner Unternehmen, sich den Umstieg auf ein Mehrwegsystem nicht leisten zu können, will man bei Egger zerstreuen. „Selbst all jene, die über keine eigene Abfüllanlage verfügen, können auf Glas-Mehrweg umstellen, denn wir stellen unsere Anlage im Rahmen von Lohnfüllung auch anderen Produzenten zur Verfügung“, heißt es seitens Frank van der Heijden, Geschäftsführer von Egger Getränke.

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Das Thema Mehrweg-System erhitzt in Österreich derzeit die Gemüter. Die Wirtschaftskammer etwa hat sich gegen ein Pfandsystem ausgesprochen. Eine zu große finanzielle Belastung für die Betriebe, so das Argument. „Unsere Betriebe haben weder das Personal, noch die logistischen oder räumlichen Möglichkeiten, um die Rücknahme und Lagerung von Pfandverpackungen – wo immer sie gekauft wurden – abzuwickeln“, so Willibald Mandl, Bundesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes in der WKÖ. Befürchtet wird, dass die Nahversorger durch ein neues Pfandsystem mit 60 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr zusätzlich belastet werden würden. Stattdessen solle man unterschiedlichen Sammelsysteme in den Bundesländern vereinheitlichen (Tech & Nature berichtete).

Auch der Handelsverband ist gegen ein Pfandsystem. „Pfandbefürworter haben sich auf das Einwegpfand eingeschossen und lassen dabei wesentliche Fakten außen vor. Wir müssen künftig nicht nur mehr Plastikflaschen getrennt sammeln, sondern auch die erhöhte Kunststoff-Recyclingquote von 50% bis 2025 erreichen. Das ist nur möglich, wenn beide Ziele gemeinsam und nicht isoliert betrachtet werden“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. „Durch eine österreichweit einheitliche getrennte Sammlung aller Kunststoffverpackungen und die Umstellung von einem Bring- auf ein Holsystem ist beides möglich.“

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