„Mein Linkedin ist kaputt“: Startups k盲mpfen mit Social Media-Reichweiten
„Ich glaub mein LinkedIn ist kaputt 馃槙 -36% Reichweite in den letzten 90 Tagen.“ Die 脰sterreicherin Stephanie Sgura (ehemals Biebel), die Startups und Scale-ups in Sachen Sales unterst眉tzt, hat auch einen Sachverhalt hingewiesen, der hinter den Kulissen vielen Unternehmen zu schaffen macht. „An sich ist es mir ja normalerweise echt egal, wenn mal der ein oder andere Post nicht l盲uft. Nach 2 Jahren schau ich auf sowas nicht mehr“, schreibt Biebel auf Linkedin. „Aber was schon auff盲llt ist, dass obwohl mein Content sich jetzt nicht wirklich ver盲ndert hat, es so einen krassen Einbruch gibt.“
Linkedin, 2023 erstmals 眉ber die Marke von einer Milliarde User weltweit gesprungen, gilt vielen als „das neue Facebook“. Wer weder tolle Fotos (Instagram) noch Videos (TikTok, YouTube) zu verbreiten hat, mit Elon Musk nicht mitwill oder mit kann (Twitter/X) und Facebook f眉r tot h盲lt, dem bleibt in Sache Social Media und Bewerbung seiner Firma derzeit nur Linkedin 眉brig. Nicht einmal Xing gibt es mehr, das wurde zu einer stinknormalen Jobb枚rse umgebaut. Das hat 2023 auch dazu beigetragen, dass Selfies, Hochzeitsfotos und Urlaubsschnappsch眉sse keine Seltenheit mehr bei Linkedin sind. W盲hrend man beim Nachfolgerennen um Twitter (Bluesky, Mastodon, Threads) noch keine Klarheit hat, wer es gewinnen wird, bekam man 2023 bei Linkedin verl盲sslich Reichweite.
Das Stichwort ist aber „bekam“. Denn in den letzten Wochen und Monaten haben immer mehr Firmen bemerkt, dass der Algorithmus von Linkedin gedreht hat. Wer mehr Reichweite will, greift immer 枚fter zu bezahlten Ads – der Werbedruck steigt auch auf Linkedin.
Immer gr枚脽erer Wettbewerb um Sichtbarkeit
„Der R眉ckgang der Reichweite ist nicht auf eine geringere Nutzung zur眉ckzuf眉hren ist“, sagt Goerge Nimeh von der Digitalagentur Nimeh & Partners aus Wien. „Es liegt an der zunehmenden Menge an Inhalten, die auf der Plattform geteilt werden. Je mehr Nutzer und Unternehmen sich bei Linkedin anmelden und Inhalte ver枚ffentlichen, desto st盲rker wird der Wettbewerb um Sichtbarkeit. Dies f眉hrt dazu, dass der Platz in den Feeds der Nutzer begrenzt ist, was es f眉r jeden Inhalt schwierig macht, ein breites Publikum zu erreichen.“ Die Gesamtreichweite von Linkedin sei also gestiegen, aber die organische Reichweite einzelner Beitr盲ge gesunken. Das f眉hre dazu, dass man immer 枚fter Werbung schalten muss.
Mit weiter sinkender Reichweite und h枚heren Werbe-Budgets sollte man k眉nftig rechnen. „KI-generierte Inhalte werden zu einem weiteren Anstieg des gesamten Inhaltsvolumens f眉hren, wodurch der R眉ckgang der Reichweite noch wahrscheinlicher wird. Das wird nat眉rlich von der Qualit盲t, der Relevanz und dem Engagement der produzierten Inhalte abh盲ngen, aber es scheint sehr wahrscheinlich zu sein“, so Nimeh weiter.
Unternehmen reduzieren Social Channels
Langj盲hrige Social-Media-User im Business-Bereich kennen das Spielchen: Plattformen locken die Massen mit kostenloser oder g眉nstiger Reichweite, dann machen sie den Sack zu, und verdienen sich an Advertising ein goldenes N盲schen. Das wird 2024 auch den Effekt haben, dass so manche Brand bestimmte Social Channels verlassen wird, und sich auf einen oder einige wenige fokussieren wird. Der „Social Media Trends 2024“-Report von Hootsuite nennt das den „Platform Trend“: N盲chstes Jahr w眉rden sich Unternehmen auf die Plattformen konzentrieren, die funktionieren – also jene mit den besten ROIs. Sie erschlie脽en ihre leistungsst盲rksten Kan盲le auf der Grundlage des ROI, und konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf diese – und nur und nur auf diese“, hei脽t es in dem Report. „Wenn sie wirklich zuversichtlich (und mutig) sind,
verzichten sie vielleicht sogar auf einen oder zwei g盲nzlich aufgeben.“
Das ist in Zeiten eines neuen Booms an Plattformen (alleine Twitter/X hat mit Threads, Bluesky und Mastodon mindestens 3 Rivalen) schon ungew枚hnlich – die Anbieter werden mehr, aber die Unternehmen nutzen weniger. Zuallererst m眉ssen die Social Channels beweisen, dass sie am Ende Umsatz bringen. Blo脽 Business-Seiten mit immer mehr Aufwand mit Content vollblasen, mag den Plattformen selbst helfen, User mit kostenlosem Content zu binden. Doch f眉r die Unternehmen selbst ist letztendlich entscheidend, ob sie die Plattformen nutzen k枚nnen, selbst Traffic zu generieren. Und das kostet immer mehr.
„Social-Media-Plattformen funktionieren nur mehr sehr, sehr schlecht“
„Das Kernproblem, mit dem viele der B2C-Companies Post-Covid gek盲mpft haben, ist, dass die Distributionskan盲le so teuer geworden sind. Wir haben ein echtes globales Problem mit unseren Social-Media-Plattformen, die funktionieren nur mehr sehr, sehr schlecht, beziehungsweise sind sehr teuer, um gezielt zu werben, und dementsprechend sind die Kosten der Kundenakquisition einfach stark in die H枚he gegangen“, sagt etwa Oliver Holle, CEO von Speedinvest. Der Wiener VC hat mehr als 1 Mrd. Euro Assets under Management und ist bei mehr als 100 Startups und Scale-ups in ganz Europa investiert – und hat dementsprechend einen guten 脺berblick 眉ber die Spendings dieser Firmen in digitales Marketing.
Und weiter: „Wir haben ganz viele Companies, die sich sehr schwer tun, 眉ber diese Kan盲le nachhaltig sinnvoll Marketingausgaben zu allokieren. Viele der anderen Kan盲le sind zu kleinteilig oder nicht skalierend. Die Ansprache 眉ber die digitalen Medien funktioniert nicht so gut, wie man gehofft hat. Brandbuilding wird immer klarer als ganz wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte gesehen. Das aber kostet Geld, weil man da ins klassische Advertising gehen muss. Die Hoffnung, dass man digital viel g眉nstiger, schneller und effektiver Endkunden erreichen kann, ist gerade wieder eher ged盲mpft. Ich bin mir ganz sicher, da kommt wieder die n盲chste Welle, aber im Moment sind wir sicher in einem Wellental.“