Meister: Wiener Software-Scale-up schnappt sich 44 Mio. Euro am Weg zum Unicorn
Sie sind bescheidene Hidden Champions mit einem nicht ganz bescheidenen Namen: Meister (oder Meister Labs) ist die bereits 2006 gegründete Firma von Michael Hollauf und Till Vollmer gegründete Software-Firma, die Produktivitäts-Apps wie „MindMeister“, „MeisterTask“ und MeisterNote“ auf den Markt gebracht hat und mittlerweile 25 Millionen Nutzer weltweit zählt. Nachdem sie die meiste Zeit ohne Investorengelder ausgekommen sind, folgt jetzt ein großer Schritt: eine Wachstumsfinanzierung.
Mit dem norwegischen Wachstumsfinanzierer Verdane kommt nun erstmals ein großer Investor bei Meister an Bord, der insgesamt 44 Millionen Euro (52 Mio. Dollar) in das Software-Unternehmen mit Büros in Wien, München und Seattle kippt. Damit handelt es sich nach den beiden österreichischen Unicorns Bitpanda und GoStudent um die bisher größte Finanzierungsrunde für ein heimisches Scale-up im Jahr 2021. Mit Hilfe des Investments soll unter anderem das Team, das heute aus 100 Mitarbeitern besteht, in den nächsten Jahren auf 500 wachsen – die Voraussetzung dafür, in bestehenden und neuen Märkten weiter zu wachsen.
„Unser gemeinsame Vision ist, die Meister Suite zu einem führenden Player im Kollaboration-Software-Markt zu machen und eine europäische Alternative zu den US-Anbietern zu schaffen“, sagt Mitgründer Hollauf im Gespräch mit Trending Topics. „Unser Ziel ist, in den nächsten fünf Jahren ein European Unicorn in diesem Markt zu werden. Das werden wir verfolgen, und das werden wir auch schaffen. Wir sind es noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dorthin.“
„Wollen mit der Konkurrenz mithalten können“
Wirklich gesucht hat Meister das Investment nicht, aber schließlich hat die Corona-Krise mit dem Digitalisierungsschub auf der einen und der Geldschwemme am Investorenmarkt auf der anderen Seite schließlich für ein Umdenken bei den beiden Gründern gesorgt. „Wir vor 15 Jahren eine kleine Business-Angel-Runde gemacht, sind dann aber den Weg alleine gegangen“, sagt Hollauf. „Jetzt ist zum richtigen Zeitpunkt der richtige Partner gekommen.“ Auch nicht zu vergessen: Das viele VC-Geld, das aktuell in den Markt gepumpt wird, landete auch beim Mitbewerb, mit dem Meister ja mithalten muss. Hollauf: „Die Konkurrenz ist natürlich immer stärker geworden, und da wollen wir mithalten können, was als selbst gefundetes Unternehmen natürlich schwer ist.“
Nun ist der Deal jedenfalls fix, und die weiter steigende Nachfrage muss befriedigt werden. „Teilweise fühlt man sich ein wenig schlecht, aber der Move ins Home Office hat uns und anderen Herstellern von Kollaborations-Tools einen Push gegeben“, sagt Hollauf. „Die Wachstumspläne sind groß: Wir wollen Ende nächsten Jahres über 250 Mitarbeiter haben, wollen neue Büros eröffnen und viel ins Engineering investieren.“
Remote Work ist auch für Investor Verdane der entscheidende Faktor. „Wir glauben an eine starke Nachfrage nach Kollaborations-Tools am Arbeitsplatz, welche in der Zukunft durch strukturelle Wachstumstrends wie Digitalisierung oder Remote Working beschleunigt wird. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Till und Michael Meister organisch und ohne größere Finanzierung zu einem globalen SaaS-Unternehmen mit Kunden in über 150 Ländern aufgebaut haben. Wir sind sehr dankbar, dass sie Verdane als ihren bevorzugten Partner für zukünftiges Wachstum gewählt haben“, so Maximilian Kempken, Director bei Verdane und zukünftig Mitglied des Beirates von Meister, in einer Aussendung.
Viennese Hidden Champion Meister: „We Jumped Into a Pool With Huge Competitors“
Datensicherheit als Verkaufsargument
Produktivitäts-Software und Kollaborations-Tools haben in den vergangenen Jahren einen ordentlichen Aufschwung erlebt, durch die Corona-Krise wurde die Nachfrage noch einmal beschleunigt. Meister steht dabei im Mitbewerb zu vielen anderen (teilweise auch börsennotierten) Anbietern wie Trello (Atlassian), Asana, Monday.com oder Riesen wie Microsoft, die ebenfalls Software-Tools für den Unternehmenseinsatz am Start haben bzw. Features bestehender Lösungen immer mehr erweitern.
Dass nun aber ein europäischer und nicht ein US-amerikanischer Investor die verhältnismäßig große Finanzierungsrunde stemmt, ist bedeutend auch hinsichtlich des Produkts. Denn Meister räumt dem Thema Datensicherheit als europäisches Unternehmen „absolute Priorität“ ein und will mit Servern in Frankfurt, GDPR-Compliance und starker Verschlüsselung bei Datenschutz-bewussten Unternehmen punkten. Zu den Kunden zählen etwa Ritter Sport, Dropbox und SAP.
Der zweite USP der Software, meint Hollauf, sei die Einfachheit und die User Experience. „Wir wollen einfach sein, die Nutzer müssen die Software nicht lange lernen müssen, und sie soll Spaß machen.“
25 Millionen Nutzer und mehr
Das Wachstum bisher konnten Hollauf und Vollmer bisher größtenteils organisch stemmen. 2018 erreichte man die Marke von zehn Millionen Nutzern, heute sind es 25 Millionen. Die Kurve zeigt nach oben, denn im letzten Jahr alleine sind 8 Millionen neue User dazu gekommen. Wie im SaaS-Business üblich, bezahlen sie (oder ihre Arbeitgeber) eine kleine monatliche Gebühr für die Nutzung.
Bei dem Millionen-Deal hatte übrigens auch der M&A-Berater und Startup-Investor i5invest die Finger im Spiel und hat Meister in den vergangenen Jahren beim Company Building, Skalieren und beim gesamten Funding-Prozess und den Verhandlungen dazu unterstützt. „Meister ist eines der beeindruckendsten europäischen Beispiele für ein schnell wachsendes Softwareunternehmen mit großem internationalen Potenzial. Wir sind stolz darauf, dass wir mit unserer Spezialisierung auf grenzüberschreitende Tech-Transaktionen, Meister und die Gründer entlang des gesamten M&A-Prozesses begleiten konnten“, so Patrick Prokesch, Senior Director bei i5invest.
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Dem Standort Wien will man bei Meister zwar die Treue halten, doch in Sachen Mitarbeiter will man viel dezentraler agieren als bisher. „Auch uns hat das vergangene Jahr zum Nachdenken gebracht. Wir haben immer viel Wert auf Team Spirit und unser Büro gelegt, nur stand das dann teilweise zu 90 Prozent leer“, sagt Hollauf. „Wir werden das Hiring nicht mehr nur auf Wien, München und Seattle beschränken, sondern global nach Talenten suchen und neue Hubs aufmachen.“
Die größten österreichischen Finanzierungsrunden 2021:
Firma | Investmentrunde | Branche |
GoStudent | 205 Mio. Euro | EdTech |
Bitpanda | 152 Mio. Euro | Crypto/Fintech |
GoStudent | 70 Mio. Euro | EdTech |
Meister | 44 Mio. Euro | Productivity Software |
Tractive | 28,6 Mio. Euro | PetTech |
Bitmovin | 20,7 Mio. Euro | Videostreaming |
Bluecode | 20 Mio. Euro | Mobile Payment |
Anyline | 17 Mio. Euro | OCR |
byrd | 16 Mio. Euro | Logistics |
Blockpit | 8,5 Mio. Euro | Crypto |
Crate.io | 8,25 Mio. Euro | IoT Database |
StoryBlok | 7,2 Mio. Euro | CMS Software |
Allcyte | 5 Mio. Euro | BioTech |
Helu | 4,2 Mio. Euro | SaaS |
Propster | 3 Mio. Euro | Proptech |
inoqo | 2 Mio. Euro | Greentech |
Speedinvest Heroes | 1,5 Mio. Euro | HR |
TeamEcho | 1,3 Mio. Euro | HR |
WeShip | > 1 Mio. Euro | Logistics |
Cashy | > 1 Mio. Euro | Digital Pawnshop |
XUND | > 1 Mio. Euro | HealthTech |
Logsta | > 1 Mio. Euro | Logistics |
VitreaLab | > 1 Mio. Euro | Display Tech |
markta | > 1 Mio. Euro | E-Commerce |
Eloop | > 1 Mio. Euro | Carsharing |
NumberX | > 1 Mio. Euro | Fintech |
Visplore | 1 Mio. Euro | Data Visualisation |
Txture | > 1 Mio. Euro | Cloud IT |
Ubiq | > 1 Mio. Euro | Mobility |