Startup Salzburg: „Mentoren sind bei uns sogar Pflicht“
Salzburg, eine der jüngsten Startup-Regionen Österreichs, ist nicht nur Sitz renommierter Unternehmen mit globalem Ruf, sondern auch eine der vermutlich bekanntesten Musik-Metropolen der Welt. Im Interview mit Trending Topics erklärt der Leiter des Inkubationsnetzwerks Startup Salzburg, Oliver Wagner, auf welche Themenbereiche sich Salzburger Startups setzen sollten und warum der Mentoren-Ansatz wichtig ist, erfolgreich zu sein.
Trending Topics: Ist Salzburg ein typisches Startup-Land?
Oliver Wagner: Von außen betrachtet, wohl eher nicht. Aber wir haben einen für Salzburg typischen Weg erarbeitet, der in der Vernetzung und engen Kooperation liegt. Nachdem es nicht das eine Patentrezept für den Erfolg von Startups gibt, haben wir die besten Zutaten an Kompetenzen und Services am Standort gebündelt und in Startup Salzburg zusammengebracht. Als Netzwerkorganisation mit FH, Universität, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Coworking, Techno-Z, Wirtschaftskammer und ITG Salzburg ist es uns mit Unterstützung des Landes Salzburg gelungen, Startup Salzburg als Inkubator für frühphasige Startups im Bundesland Salzburg aufzubauen. Obwohl oder weil wir ein vergleichsweise kleiner Standort sind, hat sich in Salzburg in den vergangenen beiden Jahren ein sehr aktives, eng verknüpftes Startup-Ökosystem entwickelt.
Was macht das ITG, das Innovationsservice für Salzburg bei Startup Salzburg konkret?
Wir haben viele Startup-Rohdiamanten in Salzburg, die quasi unter dem Radar ihr Business aufbauen. Wir suchen nach diesen innovativen Gründerinnen und begleiten sie dann ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen dort, wo sie das beste Umfeld für ihre Entwicklung haben. Als ITG unterstützen wir die Startups mit strategischer Beratung, mehrmonatigen Coaching und einem starken Mentoren- und Expertennetzwerk. Neben dieser Inkubationsbetreuung haben wir auch das Management für Startup Salzburg übernommen. Unser Ziel ist es dabei, die jungen Unternehmen frühzeitig mit dem Markt in Verbindung zu bringen und mit Firmen der Region zusammenzuarbeiten.
Damit meinen Sie Firmen wie Red Bull, Porsche, Skidata oder auch Palfinger, mit diesen Unternehmen ist Salzburg auch ein internationaler Knotenpunkt der Wirtschaft. Wie kann davon die Startup-Szene profitieren?
Wir können die Startups mit diesen Unternehmen definitiv in Verbindung bringen. Auf der einen Seite bringen Startups neue Ideen und den Startup-Spirit in die Unternehmen, zu denen wir einen guten Zugang haben. Auf der anderen Seite können die Startups frühzeitig Markterfahrung sammeln, das ist für uns nämlich besonders wichtig – Startups müssen nämlich früh ihre Kundenbedürfnisse kennenlernen und mit dem Markt in Verbindung gebracht werden.
Angesichts der renommierten Unternehmen in Salzburg – haben Sie da eine eigene Systematik entwickelt?
Wir verfolgen einen Mentorenansatz, nein, Mentoren sind bei uns sogar Pflicht. Jedes Startup bekommt in unserem Inkubationsprogramm der Startup Salzburg Factory einen Mentor an seine Seite, der aus der Wirtschaft stammt. Die Experten kommen aus der Region, sind unter anderem von Sony, Ramsauer und Stürmer, dm, Mercedes-Pappas und bringen neben Markt- und Vertriebskenntnissen auch ihre Netzwerke ein.
Salzburg hat – Mozart und Festspiele sei Dank – einen internationalen Ruf, davon könnte doch die Startup-Szene profitieren?
Das ist richtig, es würde in zweierlei Richtung gut passen. Zum einen hilft die Bekanntheit Salzburgs den Startups als Türöffner bei ihren Internationalisierungsschritten. Durch unser engmaschiges Startup-Ökosystem aus Forschung, Wirtschaft und Investoren wäre Salzburg aber meiner Meinung nach auch ein ideales Testlab für Startups von außerhalb – speziell für den Proof of Concept und den Aufbau erster Kunden. Von Salzburg aus könnte man dann gute Investorenkontakte knüpfen und Salzburg als internationales Sprungbrett nutzen. Diesbezüglich ist im Vorjahr mit Silicon Castles – im Schloss Urstein bei Puch – auch ein strategischer Business Accelerator in Salzburg entstanden, der eine Besonderheit hat: Silicon Castles kooperiert ganz eng mit der Elite-Universität Stanford und veranstaltet jährlich die Startup Executive Academy, bei der Startups auf den Markt vorbereitet werden.
Könnte Salzburg nicht auf den Schwerpunkt Musik setzen, etwa Music-Tech-Startups?
Da gibt’s zwar noch wenige aus Österreich, aber die Verknüpfung von Musik/Kultur mit Technologie hat ein starkes Potential, das viele anspricht und für das Salzburg authentisch ist. Es gibt dafür spannende Player in Salzburg, wie die Fachhochschule, die Universität Mozarteum, die Salzburger Festspiele, das Karajan Institut, die Stiftung Mozarteum, um nur ein paar zu nennen. Neben Music-Tech gibt es natürlich auch andere Themen, die zu Salzburg passen, wie etwa Kreativwirtschaft und Dienstleistungsinnovationen in Handel und Tourismus, aber auch Smart Data, Augmented Reality wären Standort-typisch.
Gibt es schon Erfolgsgeschichten?
Wir sind zwar erst zwei Jahre am Markt, aber für mich ist jede einzelne Geschichte unserer Startups ein Erfolg. Besonders erfreulich ist, dass unsere 12 Factory-Startups aus den ersten beiden Batches den Sprung in den Markt geschafft haben und mit neuen Kunden, Investoren bzw. etablierten Unternehmen an Bord gut unterwegs sind. Eine wichtige Erfolgsgeschichte ist jedenfalls auch Startup Salzburg selbst. Wir veranstalten in Kürze unser drittes Startup Salzburg Weekend, haben unseren dritten Batch für unsere Startup Salzburg Factory ausgerufen und konnten unser Inkubationsteam institutionenübergreifend aufbauen.
Gibt es Investoren in Salzburg?
Wir sehen sowohl in Salzburg aber auch von außerhalb ein wachsendes Interesse bei potentiellen Investoren und Personen, die sich Beteiligungen zwar leisten könnten, bei denen aber noch das Vertrauen und letztlich die konkrete Bereitschaft fehlt, in Startups zu investieren. Hier bemühen wir uns mit regelmäßigen Investors Lounges Überzeugungsarbeit zu leisten.