MiCA: EU will Dollar-Stablecoins beschränken, um den Euro zu schützen
Der markt für Krypto-Assets ist der Wilde Westen, und MiCA der neue Sheriff. So sieht man die Angelegenheit zumindest in Brüssel. Denn dort wird aktuell die kommende Regulierung „Markets in Crypto Assets“ (MiCA) verabschiedet, damit sie nach zwei Jahren der Verhandlungen voraussichtlich Ende 2023 bzw. Anfang 2024 in Kraft treten kann. Sie wird dabei nicht nur bestimmen, wie der Energieverbrauch von Krypto-Assets bewertet wird, sondern auch, wer unter welchen Bedingungen Stablecoins in der EU anbieten darf.
Der europäische Rat, der die Mitgliedsstaaten repräsentiert, hat MiCA bereits abgenickt, nun muss das Machwerk noch formal vom EU-Parlament bestätigt werden. Mit dem Regelwerk will die EU weltweit zum fortschrittlichsten Wirtschaftsblock der Welt werden, was Blockchain-Regulierung angeht. Den Ursprung hatte MiCA allerdings in einer allergischen Reaktion von EU-Politiker:innen, als Facebook mit Partnern vor mehreren Jahren einen eigenen Stablecoin auf den Markt bringen wollte.
MiCA ist fertig: EU will „Wilden Westen der Kryptowährungen“ beenden
Marktführer Tether und USD Coin
Und deswegen ist bei MiCA neben anderen Punkten die Regulierung von Stablecoins zentral. Da sieht es nun so aus, als wurde Stablecoins, die durch den US-Dollar gedeckt sind, beschnitten werden. Denn MiCA sieht vor, dass es für Stablecoins auf Basis von Fremdwährungen ein Limit von einer Million Transaktionen und 200 Millionen Euro Transaktionsvolumen pro Tag bekommen sollen. Da aber heute der Krypto-Markt von den Dollar-Stablecoins Tether (USDT) und USD Coin (USDC) dominiert wird, stellt sich die Frage, wie MiCA diese beeinflussen wird.
Heute sind diese beiden Stablecoins essenziell im täglichen Krypto-Handel. Das Handelsvolumen von USDT lag in den vergangenen 24 Stunden bei mehr als 42 Milliarden Euro, jenes von USDC bei mehr als 3 Milliarden Euro. Beide würden also das vorgesehene Limit der EU-Regulierung deutlichst übertreffen. Offenbar besteht die Hoffnung der EU-Regulierer, dass durch MiCA größere Euro-Stablecoins aufkommen. Die fristen derzeit ein Nischendasein; EUROC von USDC-Macher Circle etwa hat lediglich eine Marktkapitalisierung von 76 Millionen Euro.
Währungssouveränität wahren
„Die Entwicklung vermögensbezogener Token (ARTs), die auf einer außereuropäischen Währung basieren und ein weit verbreitetes Zahlungsmittel sind, wird eingeschränkt, um unsere Währungssouveränität zu wahren. Emittenten von ARTs müssen einen eingetragenen Sitz in der EU haben, um die ordnungsgemäße Beaufsichtigung und Überwachung des öffentlichen Angebots von wertpapierbezogenen Token zu gewährleisten“, heißt es dazu seitens EU.
Was bei MiCA ebenfalls spannend wird, ist der Umgang mit dem Energieverbrauch von Krypto-Assets. So sollen Unternehmen angehalten werden, den Strombedarf der Konsens-Verfahren (Proof of Work, Proof of Stake) von Krypto-Assets auszuweisen. War zu Beginn sogar ein De-facto-Mining-Verbot angedacht, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass Krypto-Assets Öko-Labels bekommen, die Konsument.innen darüber informieren, wie umweltfreundlich/umweltschädlich sie sind.
Neue Aufsichtsbehörden am Zug
Weitere Punkte von MiCA sind der Umgang mit den so genannten CASPs (Krypto-Asset-Dienstleister), die eine Genehmigung brauchen, um in der EU ihre Geschäfte zu machen. Nationale Regulierungsbehörden sowie die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) werden das beaufsichtigen. Wer nicht registriert ist, kommt auf eine Blacklist. Die Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) wird damit beauftragt, ein öffentliches Register der Anbieter von Krypto-Vermögenswerten zu führen, die die Vorschriften nicht erfüllen.
Offen ist noch ein wenig, wie nun mit NFTs umgegangen wird. Grundsätzlich sind Nicht-fungible Token, die digitale Vermögenswerte oder reale Objekte wie Kunst, Musik und Videos darstellen, nicht von MiCA betroffen. Allerdings soll die EU-Kommission eine eigene Regelung für NFTs finden. Bei fraktionalen NFTs (also Bruchteilen von Token) stellt sich wiederum die Frage, ob das nicht ähnlich Wertpapieren ist – und deswegen eigene Regeln braucht.