Microsoft bekommt Beobachter-Status im OpenAI-Aufsichtsrat
Noch eine solche Krisenwoche braucht keiner – weder das Unternehmen OpenAI selbst, noch der Großinvestor Microsoft. Im Zuge der offiziellen Rückkehr von Sam Altman als CEO des AI-Unicorns wurde auch bekannt gegeben, dass Microsoft künftig deutlich mehr Einblicke bekommen soll als bisher. Dazu erhält der Großinvestor von OpenAI, der bisher mehr als 11 Mrd. Dollar investierte, Beobachterstatus im Board, allerdings ohne Stimmrechte.
Wie berichtet, setzt sich der neue Aufsichtsrat aus folgenden Persönlichkeiten zusammen:
- Adam D’Angelo: Auch CEO bei Quora ist und mit Poe.com ebenfalls an AI-Services arbeitend (u.a. ist dort GPT-4 im Einsatz)
- Bret Taylor (Aufsichtsratsvorsitzender): Ein sehr erfahrener Silicon-Valley-Veteran, der zuletzt als Co-CEO bei Salesforce diente
- Larry Summers: ist ein ehemaliger US-Finanzminister, dementsprechend mit exzellenten Verbindungen in Washington
Neben der Rückkehr von Altman als CEO wird auch Mira Murati wieder als CTO dienen. Was auffällt: Aus dem alten Aufsichtsrat bleibt nur mehr D’Angelo übrig. Der ehemalige Chefwissenschaftler Ilya Sutskever, der eine tragende Rolle beim Altman-Rauswurf spielte, ist nicht mehr dabei, genauso wenig wie die beiden Damen des alten Boards, Helen Toner (Direktorin für Strategie am Center for Security and Emerging Technology) und Tasha McCauley.
Microsoft ist stark abhängig von einem gut funktionierendem OpenAI-Team, immerhin hat der Software-Riese aus Redmond seine GPT-basierten Copilots quer durch seine Kernprodukte (Windows, Office365, Teams, Edge usw.) verbaut. Eine Krise bei OpenAI kann Redmond gar nicht gebrauchen, schon gar nicht, während seine Rivalen Google, Meta und Amazon ebenfalls mit AI-Modellen auf den Markt kommen.
Vollgas Richtung AGI
Damit sind auch die Bedenkenträger hinsichtlich der Weiterentwicklung der AI aus dem Weg. Sutskever soll ja OpenAI-intern gewarnt haben, dass man mit einem großen Durchbruch bei der AI-Forschung etwas Gefährliches neues schaffen könnte. „Q*“ (ausgesprochen „Q-Star“) soll ein neues AI-Modell sein, dass noch einmal viel besser als GPT-4 sein könnte. Es soll zwar „nur“ Mathe-Aufgaben auf Grundschulniveau lösen können, das aber selbstständig – und das wäre besorgniserregend, wen man seine Entwicklung weiter denkt.
Die Sorgen sind aber aus dem Weg geräumt, denn Altman spricht mittlerweile als priorisiertes Ziel davon, AGI, also Artificial General Intelligence entwickeln zu wollen. „Eines der wichtigsten Dinge für das Team, das AGI sicher aufbaut, ist die Fähigkeit, mit stressigen und unsicheren Situationen umzugehen und dabei ein gutes Urteilsvermögen zu bewahren“, meint Altman. Interne Stressfaktoren wie Sutskever, der AGI eher skeptisch gegenüber steht, gibt es im Board nun nicht mehr.
Sieht sich Altman aber nun für immer als OpenAI-CEO? Offenbar nicht: „Das Führungsteam ist eindeutig bereit, das Unternehmen ohne mich zu führen. Man sagt, dass ein CEO unter anderem daran gemessen wird, wie er seine potenziellen Nachfolger auswählt und ausbildet; in dieser Hinsicht schneide ich weit besser ab, als mir bewusst war. Für mich ist klar, dass das Unternehmen in guten Händen ist, und ich hoffe, dass dies auch allen anderen klar ist“, so Altman. Das klingt danach, als würde er bereits die Nachfolge einleiten. To be continued.