Gastbeitrag

Milei und der LIBRA-Skandal – eine ausführliche Analyse

president milei and $libar scam
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Ed Prinz ist Vorstand von DLT Austria, Mitbegründer vom Web3 Hub Vienna, und Co-Founder von DLT Germany und DLT Switzerland. Mit jahrelanger Erfahrung in Research und Analyse von Token, Protokollen und Märkten sowie im Portfolio-Management bringt er fundiertes Wissen in den Bereichen Blockchain-Technologie und EVM mit. Seit 2017 berät er Blockchain-Startups und Unternehmen und ist aktiv in der Entwicklung innovativer Web3-Lösungen. Im Gastbeitrag analysiert er die aktuellen Entwicklungen im Krypto-Sektor.

Der argentinische Präsident Javier Milei geriet in einen erheblichen politischen Skandal, nachdem er die Kryptowährung $LIBRA auf seinen sozialen Medien beworben hatte. Kurz nach seiner Empfehlung stieg der Wert von $LIBRA rapide an, bevor er abrupt abstürzte, was zu erheblichen finanziellen Verlusten für zahlreiche Investoren führte. Schätzungen von Nansen, einer auf Krypto-Assets spezialisierten Analyse-Firma, zufolge sollen Trader hunderte Millionen Dollar verloren haben. Dieser Vorfall hat zu Betrugsvorwürfen und Forderungen nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen Milei geführt.

Am 15. Februar wurde auf der Plattform X.com die Einführung eines neuen Krypto-Assets namens LIBRA angekündigt. Das Projekt (Memecoin) wurde als privatwirtschaftliche Initiative beworben, die die argentinische Wirtschaft ankurbeln und kleine Unternehmen finanzieren sollte – quasi via Krypto-Crowdfunding. Innerhalb kürzester Zeit strömten zahlreiche Investoren herbei, um sich Tokens zu sichern. Doch ebenso schnell keimten Zweifel an der Seriosität des Projekts auf. Wenige Stunden später wurde der ursprüngliche Ankündigungsbeitrag gelöscht, und eine Distanzierung vom Projekt folgte.

74,000 Trader verloren insgesamt 286 Millionen US-Dollar beim LIBRA-Crash, laut Blockchain-Analysen. Mindestens 24 Wallets verzeichneten Verluste von über 1 Million US-Dollar, während 61 Adressen mehr als 500.000 US-Dollar einbüßten. Besonders dramatisch war der Fall eines Investors, der 5,6 Millionen US-Dollar für den Kauf von 2,1 Millionen LIBRA-Token ausgab, diese jedoch später für nur 430.000 US-Dollar verkaufen konnte – ein Verlust von 5,17 Millionen US-Dollar.

Ein überraschender Wendepunkt trat ein, als Blockchain-Analysten herausfanden, dass dieser Trader 5 Millionen USDC als Entschädigung erhielt, was Spekulationen über Insiderhandel auslöste. Bei dem betroffenen Trader handelt es sich um den Barstool-Gründer Dave Portnoy, dessen Verluste mutmaßlich vom LIBRA-Team ausgeglichen wurden – ein Vorgang, der den Verdacht auf koordinierten Betrug weiter erhärtet.

Der schnelle Aufstieg und Fall von Libra

Unmittelbar nach der Ankündigung erlebte der Wert des LIBRA-Tokens einen rasanten Anstieg und erreichte bis zu 5 US-Dollar pro Token. Viele Investoren, darunter zahlreiche internationale Marktteilnehmer, erwarben die Kryptowährung in großem Umfang. Doch mit wachsender Skepsis setzte ein dramatischer Kursverfall ein, der den Preis auf nahezu Null sinken ließ. Innerhalb von Stunden verloren Investoren insgesamt rund 300 Millionen US-Dollar. Auf der anderen Seite sollen die Initiatoren des Projekts Einnahmen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar erzielt haben.

Bereits kurz nach der ersten Veröffentlichung auf X.com wurden Zweifel an der Seriosität des Projekts laut. Experten wiesen darauf hin, dass die Initiatoren weder in der argentinischen Kryptoszene bekannt waren noch eine offizielle Registrierung in den USA oder anderen relevanten Ländern besaßen. Zudem fehlten klare Informationen über die geplante Mittelverwendung.

War LIBRA eine geplante Betrugsmasche?

Damit ein Projekt als Betrug eingestuft werden kann, müssen drei wesentliche Elemente erfüllt sein:

Bewusste Täuschung?

Es muss belegt werden, dass die Betreiber Investoren gezielt in die Irre geführt haben.

Finanzieller Schaden?

Investoren müssen durch den Erwerb des Tokens nachweislich Verluste erlitten haben.

Gewinn der Initiatoren?

Die Betreiber müssen aus dem Vorgang finanziellen Nutzen gezogen haben.

Im Fall von LIBRA gibt es klare Indizien dafür, dass alle drei Kriterien erfüllt sein könnten. Die Kommunikation über das Projekt suggerierte, dass die eingesammelten Mittel in argentinische Unternehmen fließen sollten. Doch es gibt keinerlei Belege, dass solche Investitionen jemals stattfanden. Stattdessen wurde innerhalb kürzester Zeit eine erhebliche Summe auf den Wallets der Betreiber konzentriert.

Hätte LIBRA als rein spekulative Memecoin agiert, wäre der Vorwurf des Betrugs schwieriger zu belegen. Memecoins wie beispielsweise die Trump-Coin sind von Anfang an als reine Spekulationsobjekte deklariert, bei denen Investoren auf Basis von Hypes und Trends Gewinne oder Verluste machen. LIBRA hingegen wurde als ernsthafte Finanzierungsplattform beworben, was eine klare Erwartungshaltung schuf.

Milei behauptet, er habe die Kryptowährung ohne ausreichende Kenntnis der Details empfohlen und den Beitrag gelöscht, um Spekulationen zu vermeiden. Dennoch hat ein Bundesrichter Ermittlungen gegen ihn eingeleitet, um seine mögliche Verwicklung in den Vorfall zu untersuchen. Die Kryptowährung LIBRA wurde von der panamaischen Firma KIP Protocol entwickelt, deren CEO, Julian Peh, zuvor Milei getroffen hatte. Hayden Mark Davis, der in das Projekt involviert war und behauptet, Milei beraten zu haben, gab umstrittene Handelspraktiken zu. Er räumte ein, dass Insider von der Preissteigerung profitierten, bevor der Wert von LIBRA zusammenbrach.

Hayden Mark Davis, Gründer von Kelsier Ventures, war ebenfalls maßgeblich an LIBRA beteiligt. In einem Interview mit dem YouTuber Coffeezilla räumte Davis ein, dass das Team während des Starts von LIBRA und anderen Projekten sogenannte „Sniper-Trades“ durchführte. Er betonte jedoch, dass diese Maßnahmen dazu dienten, die Liquidität des Projekts zu schützen und nicht, um daraus Profit zu schlagen.

Berichten zufolge prahlte Davis in Nachrichten an andere Investoren damit, dass er Karina Milei, die Schwester des argentinischen Präsidenten Javier Milei, bestochen habe, um Einfluss auf den Präsidenten zu nehmen. Davis bestritt jedoch, solche Zahlungen getätigt zu haben.

Die Auswirkungen auf den Kryptomarkt und die argentinische Wirtschaft

Die Affäre hat sowohl wirtschaftliche als auch politische Konsequenzen:

Verlust von Vertrauen in den argentinischen Finanzmarkt:

Argentinien, das in den letzten Jahren als attraktiver Standort für Krypto-Startups galt, könnte durch diesen Vorfall erheblichen Schaden nehmen. Internationale Investoren könnten sich verstärkt zurückhalten, was die Kapitalzuflüsse ins Land schwächen würde.

Schaden für die argentinische Kryptobranche

Die argentinische Kryptoszene gehört zu den aktivsten und professionellsten der Welt. Durch Skandale wie diesen könnte eine verstärkte staatliche Regulierung erfolgen, was Innovationen in der Branche behindern würde.

Internationale politische Signalwirkung

Der Vorfall hat nicht nur innerhalb Argentiniens, sondern auch global für Schlagzeilen gesorgt. Internationale Krypto-Börsen haben den LIBRA-Token inzwischen dekotiert, und mehrere Aufsichtsbehörden haben Prüfungen eingeleitet.

Die Notwendigkeit einer Aufklärung und Konsequenzen

Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse juristische Ermittlungen bringen werden. Sollte sich herausstellen, dass die Betreiber von LIBRA vorsätzlich betrogen haben, wäre dies ein klarer Fall für strafrechtliche Konsequenzen. Ebenso müsste untersucht werden, inwiefern die fehlende Sorgfalt in der Projektpräfung zu dem Skandal beitrug.

Falls sich herausstellt, dass die Verantwortlichen von LIBRA bewusst Investoren täuschten, sollten sie strafrechtlich verfolgt werden. Gleichzeitig müssten Maßnahmen ergriffen werden, um künftige Betrugsfälle zu verhindern. Eine stärkere Regulierung von Krypto-Projekten wäre eine mögliche Reaktion, auch wenn dies die Innovationskraft der Branche beeinträchtigen könnte.

Dieser Fall zeigt, wie schnell mangelnde Transparenz und unzureichende Prüfmechanismen zu erheblichen finanziellen Verlusten führen können. Eine klare Due-Diligence-Prüfung von Krypto-Projekten ist essenziell, um Investoren zu schützen und das Vertrauen in den Markt langfristig zu sichern.

Die Verteidigung des Präsidenten im LIBRA-Skandal – erster Auftritt von Javier Milei mit Joni Viale im TN

In einem aktuellen Interview äußerte sich der Präsident erstmals ausführlich zu den Vorwürfen rund um das umstrittene Krypto-Projekt LIBRA. Er erklärte seine Beweggründe, betonte seine Unschuld und verteidigte seine Handlungen. Dennoch rückten kritische Fragen in den Fokus: War seine Beteiligung an der Verbreitung von LIBRA ein Fehler? Hätte er sich vorher besser informieren müssen? Welche Verantwortung trägt er für die Verluste vieler Investoren? In diesem Artikel werden die wichtigsten Aussagen analysiert und eingeordnet.

Die Motivation hinter der Unterstützung von LIBRA

Der Präsident erklärte, dass er LIBRA als eine Möglichkeit sah, finanzielle Unterstützung für argentinische Unternehmer und Technologieprojekte zu schaffen. In Argentinien sei der Zugang zu Kapitalmärkten begrenzt, insbesondere für Startups und innovative Geschäftsmodelle. In den USA könne man zahlreiche Projekte finanzieren, von denen oft nur wenige erfolgreich seien, aber diese wenigen generierten erhebliche technologische Fortschritte. Dieses Modell wollte er unterstützen.

Er betonte seine Begeisterung für neue Technologien, insbesondere für Künstliche Intelligenz und Blockchain, und sah in LIBRA ein Werkzeug zur Förderung des digitalen Fortschritts. Daher entschied er sich, das Projekt zu verbreiten, ohne nach eigenen Angaben tiefergehende Prüfungen durchzuführen. Dies stellte sich jedoch als folgenschwerer Fehler heraus.

Der Ursprung der Verwicklung

Der Präsident lernte einen der Initiatoren des LIBRA-Projekts bei einer Fintech-Veranstaltung im Oktober 2024 kennen. Dort wurden ihm verschiedene Ideen präsentiert, um innovative Projekte zu finanzieren, die sonst keinen Zugang zu Kapital hätten. Das Konzept von LIBRA schien diesem Gedanken zu entsprechen: eine Art dezentralisierte Crowdfunding-Plattform, die Investitionen ermöglicht.

Auf dieser Grundlage entschied sich der Präsident, das Projekt auf X.com zu erwähnen und damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er sah es als eine Plattform für Menschen mit technologischen Ideen, die sonst keine Möglichkeit zur Finanzierung gehabt hätten. Dabei betonte er, dass seine Motivation nicht wirtschaftlicher Natur war, sondern dass er lediglich helfen wollte.

Die Entscheidung, den Beitrag zu löschen

Kurz nach der Veröffentlichung des Beitrags wurden erste kritische Stimmen laut. Der Präsident wurde beschuldigt, mit einem unseriösen Projekt in Verbindung zu stehen. Gerüchte verbreiteten sich, dass sein X.com-Konto gehackt worden sei, was er jedoch sofort dementierte. Um seine Verantwortung zu betonen, pinnte er den Beitrag sogar für einige Zeit an, bevor er ihn letztlich entfernte.

Als Begründung für das Löschen erklärte er, dass er durch die wachsenden Zweifel und negativen Reaktionen unsicher wurde. Er sei ein entschiedener Gegner davon, Beiträge einfach zu löschen, wolle aber keinen Schaden anrichten. Da sich die Diskussion um LIBRA zunehmend als problematisch erwies, entschied er sich, sich zurückzuziehen und das Thema nicht weiter zu unterstützen.

Die Auswirkungen auf die Investoren

Ein zentraler Kritikpunkt im Skandal war der finanzielle Schaden, den zahlreiche Investoren erlitten. Medienberichte sprachen von bis zu 44.000 betroffenen Personen, die insgesamt mehr als 80 Millionen US-Dollar verloren haben sollen. Der Präsident widersprach diesen Zahlen und erklärte, dass viele der angeblichen Investoren lediglich Bots waren. Seinen Schätzungen zufolge seien realistisch nur etwa 5.000 Personen betroffen gewesen, von denen die Mehrheit nicht aus Argentinien, sondern aus den USA und China stammte.

Er argumentierte zudem, dass die Investoren hochgradig spezialisierte Händler seien, die genau wüssten, welche Risiken mit solchen spekulativen Assets verbunden seien. Sie hätten bewusst in ein volatiles Instrument investiert und seien sich des Risikos bewusst gewesen. Daher liege kein Betrug vor, sondern lediglich ein Handel, bei dem manche Gewinne und andere Verluste gemacht hätten.

Die Frage nach der Verantwortung

Der Präsident wies zurück, dass er LIBRA aktiv beworben habe. Seiner Ansicht nach habe er das Projekt lediglich „verbreitet“, nicht jedoch „promotet“. Der Unterschied sei, dass er keine ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen habe, sondern nur auf eine Möglichkeit hingewiesen habe. Dennoch blieb die Frage bestehen, ob es angemessen war, dass eine solche Information von einer Person in seiner Position geteilt wurde.

Er gab zu, dass er aus dem Vorfall gelernt habe. Er sehe ein, dass seine offene Zugänglichkeit für Vorschläge und seine Begeisterung für Innovation dazu geführt haben könnten, dass er nicht die nötigen Schutzmechanismen angewandt habe. Er sprach davon, „Mauern zu errichten“, um in Zukunft nicht mehr so leicht erreichbar für potenzielle Fehlentscheidungen zu sein.

Fazit

Der Präsident verteidigte sich mit der Erklärung, in gutem Glauben gehandelt zu haben. Er sei von der technologischen Vision hinter LIBRA überzeugt gewesen und habe die Chance gesehen, argentinische Unternehmer zu unterstützen. Gleichzeitig gestand er ein, dass er den Einfluss seiner Worte unterschätzt habe und in Zukunft vorsichtiger sein müsse.

Die Frage nach der Verantwortung bleibt bestehen: War es fahrlässig, ein unzureichend geprüftes Projekt zu verbreiten? Hätte er als Staatsoberhaupt nicht eine größere Sorgfaltspflicht? Diese Aspekte dürften weiterhin Gegenstand der politischen und juristischen Debatte bleiben.

Quelle: Vollständiges Interview in TN: https://youtu.be/AoFpg6cTp7s?si=LPwk-jHSBTJVVIOA

Disclaimer: Dies ist meine persönliche Meinung und keine Finanzberatung. Aus diesem Grund kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in diesem Artikel übernehmen. Wenn du unsicher bist, solltest du dich an einen qualifizierten Berater wenden, dem du vertraust. In diesem Artikel werden keine Garantien oder Versprechungen bezüglich Gewinnen gegeben. Alle Aussagen in diesem und anderen Artikeln entsprechen meiner persönlichen Meinung.

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