Milliardenschaden: Krypto-Händler Voyager meldet Konkurs an
Es geht derzeit Schlag auf Schlag in der Krypto-Industrie: Nachdem der Krypto-Händler Voyager Digital Holdings aus den USA und Kanada kürzlich Auszahlungen an seine Kund:innen stoppen musste, wurde nun Konkurs angemeldet. Das geht aus einem Dokument hervor, das bei einem Gericht im US-Bundesstaat New York angemeldet wurde. Das Unternehmen hat nicht nur mehr als 100 verschiedene Krypto-Assets an Nutzer:innen verkauft, sondern auch Krypto-Assets an Großkunden wie den ebenfalls insolventen Fonds Three Arrows Capital (3AC) verborgt.
Nun steht das in Toronto börsennotierte Unternehmen rund um CEO Stephen Ehrlich vor dem Aus. Musste man den Kund:innen nach dem Auszahlungsstop vor einigen Tagen bereits Zahlungsunfähigkeit kommunizieren, werden jetzt der Staat sowie die Finanzbehörden eingeschaltet. Denn die Voyager Digital Holdings gibt in dem Dokument an, dass man mehr als 100.000 Kreditor:innen Geld schuldet. Und es kommt noch dicker: Der geschuldete Betrag soll sich den Abgaben des Unternehmens auf eine Summe zwischen einer und zehn Milliarden Dollar belaufen. Es ist also von Schaden in Milliardenhöhe auszugehen.
Viel Krypto-Assets an 3AC geborgt
Der Börsenkurs von Voyager, das an der Börse in Toronto gelistet ist, ist seit dem Allzeithoch im März 2021 um 99 Prozent eingebrochen, eine Aktie ist nur mehr einige Cent wert. Auch der Kurs des VGX-Tokens, den man sich als Reward auszahlen lassen konnte, ist am Boden – er ist vom letzten Hoch von mehr als 6 Dollar auf etwa 20 Cent gestürzt.
Bereits bekannt war, dass Voyager, das seine Dienste eigentlich nur US-Nutzer:innen angeboten hat, dem Krypto-Fonds Three Arrows Capital (3AC) 15.250 BTC and 350 Millionen USDC geborgt zu haben – das sind nach aktuellem Stand umgerechnet etwa 655 Millionen US-Dollar. Da 3AC selbst insolvent war, sollte diese Schuldenlast durch einen Kredit seitens Alameda Research des Krypto-Milliardärs Sam Bankman-Fried (FTX) gedeckt werden – Alameda stellte einen Kredit von 200 Millionen USDC und 15,000 BTC bereit.
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Mehr als 100.000 Kund:innen betroffen
Doch auch das reicht offenbar nicht. Dokumenten des Unternehmens waren etwa 60 Prozent der Verbindlichkeiten bei 3AC – damit war Voyager dem Kollaps des Krypto-Investors, der seinerseits stark in den kollabierten Terra/LUNA-Token investiert war, voll ausgesetzt. Doch neben 3AC gibt es dem Gerichtsdokument mehr als 100.000 Kund:innen, denen man ebenfalls Geld schuldet. In dem Antrag auf Konkurs ist eine lange Liste an (nicht namentlich genannten) 50 Kund:innen, denen man eine oder mehr Millionen Dollar schuldet. Größter Geldgeber ist Alameda Research. Daneben gibt es noch hundertausende kleinere Kund:innen, denen kleinere Beträge geschuldet werden.
Voyager war eine von mehreren Firmen, die nicht nur den Handel mit Krypto-Assets angeboten haben, sondern Zusatzdienste. Wer seine Krypto-Assets über das Unternehmen verborgte, dem wurden satte zinsähnliche Erträge pro Jahr versprochen. Dass diese Assets an hochriskante Krypto-Fonds verborgt wurden, die dann wie eben 3AC in die Luna Foundation Guard zur Stabilisierung des Stablecoin-Experiments Terra/LUNA/UST investierten, war wohl den wenigsten bewusst.
Wie ausführlich berichtet, hat der Terra-Kollaps mehrere Unternehmen mitgerissen. Neben 3AC sind es die Lending-Plattformen BlockFi und Celsius Network, die ins Straucheln gerieten. BlockFi fand in Sam Bankman-Fried den großen Retter, der dem Unternehmen mit einem Kredit und einer Kauf-Option zu einem Bruchteil der Bewertung aus dem Vorjahr zu Hilfe eilte, Celsius Network steht ebenfalls vor dem Aus (Trending Topics berichtete).
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