Millionen-Investment: Plancraft will Europas Handwerk effizienter machen

Vor fast einem Jahr hat das Hamburger Startup Plancraft 12 Millionen Euro eingesammelt – mit dem Ziel, das europäische Handwerk zu digitalisieren. Was folgte, war eine Phase intensiven Wachstums: Die Zahl der Mitarbeitenden hat sich mehr als verdoppelt, und das Unternehmen zählt inzwischen über 20.000 Kund:innen.
„Das Jahr war definitiv geprägt von Wachstum“, sagt CEO und Co-Founder Julian Wiedenhaus. „Wir waren damals rund 40 Leute. Jetzt sind wir knapp 95 und ab nächstem Monat vermutlich dreistellig.“ Mit dem frischen Kapital hat Plancraft nicht nur das Produkt weiterentwickelt, sondern auch erstmals den Schritt ins Ausland gewagt – in die Niederlande.
Expansion als logischer Schritt
„Das war mehr oder minder immer der Plan“, sagt Wiedenhaus. Der Mangel an Handwerksbetrieben, verursacht durch den demografischen Wandel, betreffe nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Wiedenhaus ist überzeugt: „Das ist nicht nur ein deutsches Problem, das ist in ganz Europa der Fall.“
Gleichzeitig steige der Bedarf an Sanierungen: „Dass wir in Europa die ältesten Gebäude auf der Welt haben im Durchschnitt, heißt auch, dass wir den größten Bedarf an Renovierungsarbeiten haben.“ Mit der letzten Finanzierungsrunde habe Plancraft nun die personellen und finanziellen Mittel, um diese Herausforderung europäisch anzugehen.
Lokale Teams
Den Anfang macht die Expansion in die Niederlande – nicht zufällig, sondern wohlüberlegt. „Es hat einen sehr simplen Grund“, erklärt Wiedenhaus. Die niederländischen Handwerksbetriebe seien digital deutlich affiner. „Die Diskussionen mit holländischen Kund:innen fangen auf einem ganz anderen Level an. Da wird nicht gefragt, warum die Daten in der Cloud liegen, sondern wie konkret das Problem gelöst werden kann.“
Auch andere Märkte sind bereits in Vorbereitung: Plancraft testet das Produkt in Spanien, Italien, Polen und Österreich. „Unser erster Kollege in den Niederlanden fängt nächsten Monat an. Und die ersten drei Mitarbeitenden starten zeitgleich in Österreich“, sagt Wiedenhaus. Gerade beim Eintritt in den österreichischen Markt sei kulturelles Feingefühl entscheidend: „Da geht es um Feinheiten wie Jänner statt Januar – das müssen wir berücksichtigen und akzeptieren.“ Deshalb setze man bewusst auf lokale Teams.

Unternehmenskultur im Fokus
Mit der Expansion ging auch ein organisatorischer Wandel einher. „Früher waren wir drei Gründer, die sich um ihre Themen gekümmert haben. Heute ist mein erstes Team das Management-Team.“ Je größer das Team wurde, desto wichtiger wurde die klare gemeinsame Haltung. Drei Werte prägen die Unternehmenskultur bei Plancraft: „Bock, Zusammenhalt und Bodenständigkeit“, so Wiedenhaus. Diese Prinzipien gelten vom Bewerbungsgespräch bis zur Zusammenarbeit im Management.
Die Unternehmenskultur bleibe dabei der Kompass – nicht nur intern, sondern auch bei der Auswahl der Investor:inen. „Wir haben Investoren gesucht, die verstehen, wie wichtig das Thema Kultur ist“, sagt Wiedenhaus über den Einstieg des schwedischen Fonds Creandum. Die kulturelle Nähe und das gemeinsame Verständnis von Teamführung und Unternehmensentwicklung seien entscheidend gewesen.
Digitalisierung als Hebel für Effizienz
Plancraft verfolgt ein klares Ziel: „Ich will einfach nur sehen, dass die Handwerksbetriebe in Europa effizient unterwegs sind“, so Mitgründer Julian Wiedenhaus. Dazu investiert das Unternehmen kontinuierlich in die Weiterentwicklung seines Kernprodukts, mit dem Ziel, den Zeitaufwand in Betrieben deutlich zu reduzieren. „Unser Ziel ist es, nicht nur acht Stunden pro Woche zu sparen, sondern deutlich mehr.“
Unterstützung kommt dabei nicht nur durch Investitionen, sondern auch durch neue Technologien wie KI und sprachbasierte Anwendungen, die künftig noch stärker zum Einsatz kommen sollen. Denn eines ist für Wiedenhaus klar: „Das Handwerk muss attraktiver werden. Und wir wollen unseren Teil dazu beitragen.“
Plancraft sichert sich 12 Mio. Euro für die Digitalisierung des Handwerks