Milrem Robotics: „Roboter-Förster“ sollen hunderte Bäume pro Tag pflanzen
Bäume pflanzen ist in – diesen Eindruck könnte man erhalten, bei den vielen Shopping-Angeboten, durch welche zeitgleich Baumsetzlinge gesetzt werden. Aber wie wäre es, wenn das Pflanzen von neuen Bäumen in Zukunft autonome Roboter übernehmen? Daran arbeiten gerade das estnische Robotics-Unternehmen Milrem Robotics in Kooperation mit der estnischen Universität of Tartu. Zwei Kleinwagen große „Roboter-Förster“sollen es werden. Während der Multiscope Forester Planter die Bäume einsetzt, ist der Multiscope Forester Brushcutter zeitgleich unterwegs und trimmt die Vegetation um die Setzlinge herum oder schneidet den Platz für den pflanzenden Roboter frei. Für 2021 sind nun die ersten Piloteinsätze der allein fahrenden Roboter geplant.
Entwicklung seit 2018
Seit 2018 forscht Milrem Robotics bereits an den autonomen Pflanzmaschinen, seit Ende 2020 ist die Arbeit Teil des von der EU geförderte Forschungsprojekts „Applied Research for Reducing Required Human Intervention in Robotic Forest Regeneration Operations“. Nach Angaben von Milrem Robotics Civilian Solutions Manager, Priit Vellak, erhielt das Projekt dafür insgesamt fast zwei Millionen Euro Förderungen.
Laserstrahlen, Kameras & GPS für eigenständiges Fahren
Bis zu 20 Kilometer pro Stunde können beide Roboter schnell werden. Milrem Robotics zufolge, navigieren beide über ein laserbasiertes LiDAR, bei dem Laserstrahlen auf Objekte treffen und dann reflektiert werden. Ein Detektor misst dann durch die Laufzeit der Strahlen die Entfernung zu Objekten. So wird die Umgebung 3-dimensional geometrisch dargestellt. Weiterhin sollen auch Kameras und GPS die autonome Fahrweise ermöglichen. Durch die Kameras soll dann auch eine Fernsteuerung der Roboter möglich sein.
1 Hektar wird in 5 – 6 1/2 Stunden beflanzt
Der Baumsetzling setzende Multiscope Forester Planter soll bis zu 380 Bäumchen transportieren können und 5 bis 6 1/2 Stunden pro einem zu bepflanzenden Hektar benötigen. Der freischneidende Multiscope Forester Brushcutter ist mit einem Hydraulik-Aggregat, einem Gestrüppschneidewerkzeug und den notwendigen Sensoren für die Werkzeugbewegung ausgestattet. Die Tiere des Waldes sollen durch die beiden visionären Waldarbeiter nicht bedroht sein, so Vellak. Durch die Hinderniserkennungs- und vermeidungsfunktion der Roboter soll die Sicherheit gewährleistet sein.
Bodendruck geringer als menschlicher Fußabdruck
Dass die beiden autonomen Roboter auf den ersten Blick auch Assoziationen zu Militärfahrzeugen erzeugen, ist kein Zufall. Milrem Robotics arbeitet primär an autonomen Fahrzeugen für den Militäreinsatz. Mit dem Multiscope Forester Planter und dem Multiscope Forester Brushcutter soll aber niemand zu Schaden kommen, auch nicht der Lebensraum auf denen sich die Fahrzeuge bewegen, Vellak: „Wir verwenden Raupensysteme, die einen geringeren Bodendruck haben als ein menschlicher Fuß.“ Das soll die intakte Insekten- und Bodenwelt gewährleisten.
Einsatz kostengünstiger als bisherige Systeme geplant
Wie viel die Geräte am Ende kosten werden, konnte das Unternehmen heute noch nicht bekannt geben. Aber den Aussagen von Vellak zufolge, soll die Dienstleistung des Bäume pflanzen um etwa 10 Prozent preiswerter angeboten werden können, als wenn die Pflanzen manuell gesetzt werden. Im Vergleich zu anderen derzeit verfügbaren mechanisierten Systemen, sollen die Preise für die estnischen Roboter um 60 Prozent niedriger sein. Im Moment befinden sich beide Robotics Forester in der Pilotphase, für heuer sind die ersten Probeeinsätze geplant.