Minimill: Grazer Hardware-Startup baut eine intelligente CNC-Fräse
Wer präzise Bauteile fertigen will, kommt um eine CNC-Fräse nicht herum. Das Material wird in der Maschine eingespannt – zum Beispiel ein Stück Kunststoff, Metall oder Holz – und ein Bohrer trägt Schicht um Schicht ab, bis das Teil exakt die gewünschte Form hat. So eine CNC-Fräse ist auch bei der Erstellung von Prototypen ein beliebtes Gerät.
Leider sind CNC-Fräsen teuer, aber das ist gar nicht das größte Problem. „Firmen müssen oft einen eigenen Programmierer anstellen, der beispielsweise eine CAD-Konstruktion in einen Code übersetzt, den die Fräse versteht“, erklärt Jakob Neuhauser. „Das kann bis zu eine Stunde dauern“. Neuhauser hat gemeinsam mit seinen Studienkollegen Thomas Schiefermair und Martin Viereckl ein Startup gegründet, das genau dieses Problem löst.
Minimill: In zehn Sekunden fräsbereit
Minimill heißt die CNC-Fräse, die die drei Grazer derzeit noch selbst in ihrer Garage zusammenschrauben. Die Tischfräse misst 40 x 40 Zentimeter und kostet rund 4.000 Euro, ist also kompakt und relativ günstig. Das eigentliche Highlight ist aber die Software. „Wir haben mit unserer Software den Prozess der Code-Erstellung wesentlich vereinfacht“, sagt Neuhauser. Statt einer Stunde benötigt das intelligente Programm nur etwa zehn Sekunden für die Erstellung des Codes. Neuhauser: „Beim händischen Erstellen passieren außerdem mehr Fehler“.
Die Zielgruppe der Minimill sind „Nutzer, die grundsätzlich nicht so vertraut sind mit CNC-Maschinen“, erklärt Neuhauser. „Die Minimill lässt sich sogar noch etwas einfacher bedienen als ein 3D-Drucker“. Die Fräsen stehen zum Beispiel in Fab Labs und Maker Spaces. Dort werden jedesmal ganz unterschiedliche Teile gefräst und in der Regel haben die Nutzer nicht viel Erfahrung mit dem Prozess. Auch Studenten und Wissenschaftler an Unis zählen zur Zielgruppe.
Vom 3D-Drucker zur Fräse
Auf die Idee gekommen sind die drei Gründer während ihres Studiums. Jakob Neuhauser studiert Elektrotechnik und kennt den Maschinenbauer Thomas Schiefermair schon seit Kindheitstagen. Martin Viereckl ist der Softwareentwickler im Bunde – er studiert ebenfalls Maschinenbau und hat die beiden anderen im Studentenheim kennengelernt. „Basteln war immer unser Hobby“, erzählt Neuhauser. „Zuerst haben wir einen 3D-Drucker entwickelt, bei der Bachelor-Arbeit haben wir dann aber gefräste Teile gebraucht“. Also haben Neuhauser und Schiefermair Angebote eingeholt, die allesamt zu teuer waren. Aus der Idee, einen 3D-Drucker zu bauen wurde so die Idee einer CNC-Fräse.
Das Unternehmen qBot haben die drei Grazer erst vor etwa einem Jahr gegründet. Die Firma ist komplett eigenfinanziert und das soll auch noch einige Zeit so bleiben, erklärt Neuhauser. „Es ist für uns noch etwas zu früh, um Anteile abzugeben“. Grundsätzlich will Neuhauser Investments aber nicht ausschließen: „Wir sind nur nicht aktiv auf der Suche“. Im vergangenen Jahr hat qBot bereits fünf Minimills verkauft. Derzeit betreiben die drei Gründer ihre Firma noch neben dem Studium, dennoch haben sie sich viel vorgenommen.
Freemium-Software für fremde Fräsen
Mitte des Jahres wollen die qBot-Gründer ihre schlaue Software auch für CNC-Fräsen anderer Hersteller anbieten. Das soll vor allem für kleinere und mittlere Industriebetriebe interessant sein, die bereits eine Fräse haben, denen aber der Prozess zu kompliziert ist. Während die Software für Minimill-Besitzer in vollem Umfang kostenlos ist, können sich Neuhauser, Schiefermair und Viereckl vorstellen, für die Verwendung mit anderen Fräsen eine Gebühr zu verlangen. „Eventuell ein Freemium-Modell“, sagt Neuhauser, das sei aber noch nicht beschlossen.
Die Minimill soll außerdem einen großen Bruder bekommen. Eine Profi-Fräse, die auch für größere Industriebetriebe interessant sein könnte und beispielsweise Aluminium fräsen kann. Mit einem angestrebten Preis von etwa 20.000 Euro wäre auch die große Minimill sehr günstig. Ende des Jahres soll der Prototyp fertig sein.