„Mir war unklar, wie man auf Internet-Betrüger hereinfallen kann. Jetzt hat es mich erwischt.“
Es sind selten ehrliche Einblicke hinter die schöne Fassade der Startup-Welt: Roland Grösslich, der CEO der Wiener Jungfirma viRaTec hat uns gestern tiefe Einblicke in den Betrugsfall gegeben, in den er und seine Firma verwickelt wurden. Unbekannte hatten mit fingierter Mail-Adresse und gefälschter Webseite vorgegeben, Vertreter der britischen Warenhauskette John Lewis & Partners zu sein und Waren im Wert von rund 50.000 Euro bestellt.
Die John-Lewis-Masche
viRaTec lieferte, die Ware verschwand – und gezahlt wurde nie. Das Wiener Unternehmen arbeitet seit 2015 an Smart-Gardening-Lösungen, um mit IoT-Geräten die Vernetzung von Gärten voranzutreiben. Starter-Kits, bestehend aus drei vernetzten Geräten, werden um rund 380 Euro im Online-Shop verkauft.
+++ 50.000 Euro Schaden: Wiener Tech-Startup viRaTec fällt auf Betrüger rein +++
Die Unbekannten, die viRaTec kontaktierten und waren im Wert von 50.000 Euro bestellten, leiteten die Lieferung per Tracking-Code zu einem Self Storage in London um – seither fehlt von den Geräten jede Spur. „Wir wissen nicht, wer das angemietet hat“, sagt Grösslich. „Die vermeintliche John-Lewis-Domain wurde in Frankreich registriert. Das alles macht die Nachforschungen schwierig.“ Die Polizei in Österreich ermittelt bereits in dem Fall.
Was die Betrüger mit den IoT-Geräten für den Garten machen, ist unklar. viRaTec hat die betroffenen Devices, die man mit dem Internet verbinden kann gesperrt – sie sind damit für den ursprünglichen Zweck nicht mehr zu gebrauchen.
„Karma is a bitch“
Er hätte sich nie im Leben gedacht, auf Internet-Betrüger reinzufallen, sagt Grösslich heute. „Ich habe noch nie einen Virus oder einen Trojaner gehabt. Mir war immer unklar, was das für Leute sind, die auf Phishing hereinfallen. Mir war unklar, wie man auf Internet-Betrüger hereinfallen kann“, sagt der viRaTec-Chef. „Karma is a Bitch, jetzt hat es mich erwischt.“ Man hätte den vermeintlichen Besteller natürlich überprüft. „Logischerweise war alles in Ordnung. Logischerweise, weil da wird immer das Originalunternehmen überprüft.“
Dass die Betrüger eigentlich nur John Lewis & Partners imitierten, darauf kam damals im Februar 2019 niemand in der Firma. „Wir haben uns durch den Namen blenden lassen“, sagt Grösslich. „Das passiert nicht noch mal. Wir lassen uns in Zukunft solche Anfragen von öffentlich bekannten E-Mail-Adressen bestätigen lassen.“