Hintergrund

Mistral AI: 105 Millionen Euro für ein Startup klingen viel, sind aber eigentlich wenig

Founder von Mistral AI. © Mistral
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105 Millionen Euro für ein vier Wochen altes Startup, das kein Produkt hat, sondern nur ein Pitchdeck. Jubel, Staunen, aber auch Kritik. Wie können Investor:innen bloß so viel Geld in eine Jungfirma namens Mistral AI stecken, die gerade mal eine Idee bzw. einen Plan hat, ein europäisches Large Language Model (LLM) zu bauen. Man wolle einem von US-Firmen dominierten Oligopol entgegen wirken und eine eigenständige europäische AI entwickeln – und das reicht schon mal für den Geldregen.

Ist es ein dummes Investment, bei dem die Geldgeber:innen dem aktuellen AI-Hype rund um OpenAI und ChatGPT auf den Leim gegangen sind? Erstens: Es ist Risikokapital. Hohes Risiko, kleine Gewinnchancen, aber wenn, dann richtig. Zweitens: Lightspeed Venture Partners, Motier Ventures, La Famiglia, Headline, Exor Ventures, Sofina, firstminute capital, Bpifrance, der französische Milliardär Xavier Niel, Ex-Google-CEO Eric Schmidt und Rodolphe Saadé, CEO des französischen Logistikriesen CMA CGM, sind allesamt keine Noobs. Sie kennen das Risiko, minimieren es, und haben nun eben investiert.

Vergleichsweise wenig Geld

Bei Mistral AI kommen verschiedene Punkte zusammen, die man auf Team, Timing und Marktpotenzial herunterbrechen kann. Das Timing ist perfekt, in keinem anderen Jahr hätte ein kleines Team wenige Wochen nach der Formierung eine derart große Summe in Europa raisen können. Aber was heißt können, sie müssen. Wer wirklich ein eigenes LLM auf die Beine stellen will, braucht ordentlich Firepower. 105 Millionen Euro mögen viel klingen, sind aber wenig im Vergleich zu einigen anderen AI-Startups, die kürzlich geraised haben. Hier der Vergleich:

  • OpenAI: +11 Mrd. Dollar
  • Anthropic: 1,5 Mrd.Dollar
  • Shield AI: 570 Mio. Dollar
  • Cohere: 435 Mio. Dollar
  • Adept AI: 415 Mio. Dollar
  • Inflection AI: 225 Mio. Dollar
  • Aisera: 165 Mio. Dollar
  • Synthesia: 156 Mio. Dollar

Warum brauchen die alle so viel Geld? Üblicherweise heißt es, dass man das Gros des Investmentgeldes in den Ausbau des Teams steckt. Mehr Talente, bessere Produkte, bessere Marktchance, und so weiter. Bei AI und insbesondere bei Foundation Models, wie es Mistral AI entwickeln will, kommt aber noch ein Faktor dazu: die technische Infrastruktur. Von OpenAI ist bekannt, dass der Betrieb von ChatGPT alleine pro Tag etwa 700.000 Dollar (ca. 225 Mio. Dollar pro Jahr) verschlingt (Trending Topics berichtete), ganz zu schweigen von den Unsummen, die schon für die Entwicklung draufgegangen sind. Deswegen brauchte es am Ende Microsoft als Großinvestor, der satte 10+ Mrd. Dollar investierte (viel davon sicher in Sachleistungen wie Cloud und GPUs).

OpenAI hat etwa 200 Mio. Dollar gebraucht, um eine Beta-Version seines ersten LLMs zu trainieren, Mistral AI hat nur die Hälfte davon zur Verfügung. Wenn Mistral AI es also ernst nehmen soll, ein europäisches LLM zu entwickeln, dann muss es ordentlich Geld haben, dass für eigene Hardware uns Server-Infrastruktur ausgegeben werden kann.

Sind da 105 Mio. Euro viel? Nur zum Vergleich: Der bekannte AI-Forscher Sepp Hochreiter sagte kürzlich zu Trending Topics, dass er pro Jahr 54 Mio. Euro brauche, um ein eigenes LLM „Made in Austria“, das GPT-4 das Wasser reichen kann, zu entwickeln. 105 Mio. Euro würden Hochreiter gerade mal zwei Jahre reichen. Mistral AI will innerhalb von vier Jahren zu Marktführer für Generative AI werden. Würden keine Folgefinanzierungen gemacht werden, würden pro Jahr nur etwa 25 Mio. Euro zur Verfügung stehen – die Hälfte dessen, was Hochreiter pro Jahr braucht.

Ein außergewöhnliches Team

Und dann das Team. Mistral AI hat folgende Mitgründer:

  • Arthur Mensch (CEO): Ehemaliger Research Scientist bei DeepMind
  • Guillaume Lample (Chief Scientist) Ehemaliger Research Scientist bei Meta: Kopf von LlaMA
  • Timothée Lacroix (CTO): Ehemaliger Software Engineer bei Meta
  • Charles Samuelian: Vormals CEO von Alan
  • Charles Gorintin: CTO von Alan
  • Cédric O: ehemaliger französischer Staatssekretär für Digitalisierung

Ehemalige DeepMind- und Meta-Köpfe, gepaart mit den Köpfen des französischen Unicorns Alan (Skalierung) und dem Draht in die hohe europäische (Digital-)Politik via Cédric O alleine sind schon mal viele Millionen Euro wert. Oder wie es im Pitchdeck von Mistral AI steht: „What it takes to become a leader in AI: The rarest team.“

Österreichischer ChatGPT-Herausforderer braucht 54 Mio. Euro pro Jahr

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