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Mistral AI und Gianna Lengyel: „Danke für das gratis Marketing, OpenAI”

Mistral.AI spielt bei den Großen mit und hat sich in kürzester Zeit zu einem der führenden Anbieter von Large Language Models etabliert. © studiolyk
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Ein Highlight von „Lead Today. Shape Tomorrow. 2024“, dem Flaggschiff-Event der „Female Founders“, das am 5. und 6. Juni im Wiener MAK stattfand, war zweifellos das Panel über künstliche Intelligenz mit dem Titel „Quick wins vs. unique products – how can AI really make a difference?”. Besonders hervorzuheben sind die spannenden Einblicke, die Gianna Lengyel, Head of Business Development bei Mistral AI, gewährte. Mistral AI wurde 2023 von ehemaligen Mitarbeitern von Meta und Google DeepMind gegründet und zählt zu den vielversprechendsten KI-Startups der Branche.

Einer der bedeutendsten Akteure im europäischen KI-Markt

Vorweg: Mistral AI entwickelt und vertreibt KI-Produkte, insbesondere große Sprachmodelle (LLMs), sowohl Open-Source – als auch kommerzielle Modelle. Das KI-Startup aus Paris erhielt allein im Vorjahr 385 Millionen Euro an Finanzierung und launchte sechs AI-Modelle innerhalb eines Jahres, Trending Topics berichtete. Auch Microsoft ist unter den Investor:innen und investierte zumindest 16 Millionen Dollar. Daran, dass Mistral AI für sein kurzes Bestehen erhebliche Investitionen erhalten und ein bedeutender Akteur im europäischen KI-Markt ist, besteht kein Zweifel. 

Erfolgsgeheimnis: Priorisierung der Kund:innen und Partnernetzwerk

Gianna Lengyel, die für Business Development verantwortlich ist, stand bei LTDT nicht für ein persönliches Interview zur Verfügung, teilte aber spannende Insights am Panel mit dem Publikum: „Bei Mistral AI sind wir derzeit 50 Mitarbeiter, wobei unser Commercial-Team aus weniger als zehn Personen besteht. Unsere KI-Anwendungen sind sehr breit aufgestellt und werden von Entwickler:innen, die einfach mal ausprobieren wollen bis hin zu großen Unternehmen genutzt. Wir versuchen, all diese sehr unterschiedlichen Kundentypen abzudecken und sind immer auf der Suche nach dem ‚Sweet Spot‘”, so Lengyel. Wie das mit einem kleinen Team möglich ist?

Durch Priorisierung, verrät die sie. „Wir identifizieren, welchen Wert die Kund:innen bringen. Die wichtigen bekommen eine intensivere Betreuung.” Außerdem verfolgt Mistral AI einen indirekter Go-to-Market-Ansatz und baut dabei auf ein breites Partnernetzwerk. Zusammengearbeitet wird mit führenden Cloud- und Vertriebspartnern wie Google Cloud und IBM. Dann gibt es noch Integrationspartner wie zum Beispiel Capgemini und technologisch fortgeschrittene Partner wie Snowflake. Letzterer ermöglicht es, Mistral AI’s Modelle nahtlos in fortschrittliche Daten- und KI-Plattformen zu integrieren.

Gratis Marketingkampagne dank OpenAI

Lengyel erwähnt, dass Mistral AI über kein Marketing-Team verfügt, da kein Bedarf besteht. Die Aufmerksamkeit, die der künstlichen Intelligenz seit November 2023 zu teil wurde, war so groß, sodass man einfach auf den Zug aufspringen konnte. „Als GPT-3 eingeführt wurde, wurde es von allen genutzt. Das war für uns die beste unbezahlte Marketingkampagne. Danke, OpenAI.” Grundsätzlichen seien die USA Europa in KI-Belangen sechs bis neun Monate voraus. „Sie gehen mehr Risiken ein und setzen viel stärker auf Teams, die Dinge ausprobieren. In Europa sind wir vorsichtiger. Außerdem setzen wir hauptsächlich auf Partner, die die KI-Bildungsarbeit übernehmen.”

Marktkampf und KI-Anwendungen mit „Human-in-the-Loop”

„Jeder AI-Anbieter kämpft darum, den größten Marktanteil zu bekommen. Jeder versucht, in verschiedene Bereiche zu expandieren. Manche sind dabei schneller als andere. Wir tun das, indem wir mehrere Produkte entwickeln und Dienstleistungen für Kund:innen anbieten”, so Lengyel. Entlang der Wertschöpfungskette gäbe es jedoch Challenges, wie etwa der steigende Preisdruck und Hosting-Angelegenheiten. „Es wird in den nächsten Jahren viele Veränderungen geben. Wir werden sehen, wer am Ende den meisten Platz einnimmt.”

Als Head Business Development weiß Lengyel auch, welche Branchen noch länger brauchen werden, bis sie KI-Anwendungen implementieren. Der öffentliche Sektor, das Gesundheitswesen und Banken seien aufgrund ihrer Auflagen langsamer. Grundsätzlich sei die Bereitschaft zur technologischen Anpassung aber vorhanden. „Derzeit wird stark auf das Human-in-the-Loop-AI-Prinzip im Kundensupport gesetzt, einfach, damit Kundenberater:innen Anfragen schneller bearbeiten können.” 

KI-Branchenausflug: Vorreiter im Finanzbereich

Lengyels Prognose für die am schnellsten wachsenden Branchen ist wenig überraschend und hebt zunächst den Tech-Sektor hervor. „Unter den traditionellen Branchen ist der Finanzsektor am weitesten fortgeschritten, da er bereits über Daten und Systeme verfügt und diese nutzen möchte. Danach folgt eventuell Retail.” Im Finanzbereich gäbe es umfassende Compliance-Vorschriften und ein Risikomanagement, auf dem die Unternehmen aufbauen können.

Die Rechtsanwältin Alexandra Ciarnau von DORDA weiß: „Ungefähr 70 Prozent ihrer Regulierungen stimmen mit dem AI-Act überein – die verbleibenden 30 Prozent zu erfüllen gestaltet sich einfacher. Außerdem verfügen Finanzunternehmen über ein großes Budget und vorhandene Strukturen.” Zum Abschluss wiederholt Lengyel von Mistral.AI ihr Eingangsstatement: „KI-Anwendungen werden sich enorm beschleunigen und weitere Innovationen auslösen, so viel ist sicher.”

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